Karies

​Zahnarztkolumne 2. Teil

Karies

Karies, im Volksmund einfach nur als "Loch im Zahn" bezeichnet, stammt von dem lateinischen Wort "caries" (=Fäulnis) ab und ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten des Menschen. Weit über 95% der Europäer sind davon befallen. Alleine die Behandlung der Karies hat in Deutschland im Jahr 2008 etwa 7,9 Milliarden Euro gekostet.

Karies ist eine Zivilisationskrankheit, die mit der industriellen Herstellung von Saccharose zu einer der teuersten Volkskrankheiten wurde. Saccharose, allgemein als Haushaltszucker bezeichnet, wird aus Zuckerrüben oder Rohrzucker hergestellt. Noch vor 200 Jahren war Zucker ein Luxusartikel, der in Apotheken als Heilmittel verkauft wurde. Heute liegt der jährliche Pro Kopf-Verbrauch von Süßwaren in Deutschland bei 31 kg, in der Schweiz bei 42 kg und in den USA sogar über 78 kg.

Karies ist eine ZivilisationskrankheitDie Theorie der Kariesentstehung, wonach ein "Zahnwurm" den Zahn von innen aushöhlen würde, entstand 1800 v. Chr. und hatte bis ins 19. Jahrhundert Geltung.

Heute weiß man, dass Karies vor allem durch Bakterien verursacht wird. Jeder Mensch hat, wie in der letzten Ausgabe beschrieben, unzählige Bakterien im Mund (ca. 1 Milliarde pro Kubikzentimeter Speichel). Sobald der Mensch einfache Kohlenhydrate,wie Schokolade oder Süßspeisen,zu sich nimmt, vergären diese Bakterien den Zucker zu Säuren.

Zähne bestehen im wesentlichen aus Calcium und Phosphat.

Die von den Bakterien produzierten Säuren greifen die Zähne an und beginnen das Calcium und Phosphat herauszulösen – das nennt man Demineralisation.

Allerdings verfügt der Körper über Abwehrmechanismen:

Der Speichel enthält bestimmte Chemikalien, sog. Puffer, die die Säuren neutralisieren.

Ebenso enthält Speichel gelöstes Calcium und Phosphat (weswegen man Speichel auch als "flüssigen Zahnschmelz" bezeichnet), das wieder in den Zahn integriert wird – das nennt man Remineralisation.

In einem gesunden Gebiss halten sich De- und Remineralisation die Waage.

Wenn aber den Bakterien in der Mundhöhle Zucker über einen längeren Zeitraum zur Verfügung steht, beispielsweise durch Essensreste zwischen den Zähnen oder langandauernden Zuckerkonsum, beispielsweise durch Bonbons, vermehren sie sich rasend schnell.

Karies kann vermieden werdenBestimmte Bakterienarten, die bekannteste Sorte heißt "Streptococcus mutans", sind in der Lage, eine klebrige Substanz zu bilden, die sogar auf der glatten Zahnoberfläche haftet und als Plaque bezeichnet wird.

In einem Kubikzentimeter Plaque leben bis zu 1 Billion Bakterien, also tausend Milliarden.

Wenn die Bakterien in der Plaque den Nahrungszucker vergären, dann produzieren sie alleine schon aufgrund ihrer hohen Anzahl eine viel größere Menge an Säure,und das auch noch in direktem Kontakt zur Zahnoberfläche.

Dabei werden so große Mengen an Zahnsubstanz herausgelöst, dass die Schutzmechanismen des Speichels und die Remineralisation nicht mehr in der Lage sind, das zu reparieren und ein Defekt im Zahn entsteht – Karies.

In der Zeichnung sind die verschiedenen Stadien der Karies dargestellt:

1. Schmelzkaries: nur der Schmelz ist betroffen, daher hat man keine Beschwerden

2. Dentinkaries: auch das sensible Dentin ist betroffen; man verspürt eine leichte Kälteempfindlichkeit

3. tiefe Karies: starke Temperaturempfindlichkeit ist die Folge

4. die Karies hat den Zahnnerv erreicht; meist hat man starke Dauerschmerzen.

5. der Zahn ist komplett zerstört und hat an der Wurzelspitze eitrige Zysten.

Damit es überhaupt zu Karies kommt, müssen 4 Faktoren vorhanden sein:

1. Zähne, 2. Bakterien, 3. Zucker und 4. Zeit.

Und genau hier setzt die Kariesprävention an:

1. Zähne kann man gegen Karies wappnen, indem man sie gründlich reinigt, fluoridiert und versiegelt.

2. Bakterien kann man nicht komplett eliminieren, denn der Mund ist die Haupteintrittspforte zum Körper und wird daher ständig von neuen Mikroorganismen besiedelt, aber durch entsprechende Hygienemaßnahmen kann man dies durchaus reduzieren.

3. Zucker wird man nie ganz vermeiden können, alleine schon weil sich in vielen Nahrungsmitteln, die man gar nicht als Süßspeise einordnen würde, wie z.B. Cola oder Ketchup, viel Zucker befindet. Aber die Reduktion des Zuckerkonsums und die Verwendung von Zuckeraustauschstoffen kann viel bewirken.

4. Durch eine gute Zahnpflege und eine kurze Zahnreinigung nach jeder Mahlzeit, sei es auch nur durch kurzes Spülen mit Wasser, nimmt man den Bakterien die Zeit für die schädliche Säureproduktion.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

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