Die Geschichte des Lächelns (3)

Zahnarztkolumne 20. Teil / Der frühe Islam

„Miswak“: so viel wie Stäbchen zum Abwischen der Zähne.
„Miswak“: so viel wie Stäbchen zum Abwischen der Zähne.

Im Islam spielten Mund- und Zahnpflege schon immer eine große Rolle. Der Gebrauch des Zahnputzholzes und des Zahnstochers war bereits in vorislamischer Zeit bei den Arabern Praxis. Ähnlich wie im fernen Osten verlangte es die religiöse Überzeugung, die Zähne und den Mund rein zu halten.

In der Medizin und Zahnheilkunde griffen die Mediziner des islamischen Kulturraumes hauptsächlich auf Quellen griechischen Ursprungs zurück, indem man medizinische Texte griechischer Ärzte und Gelehrter ins Arabische übersetzte.

Zahnpflege ist religiöse Pflicht

Abu Bakr Razi (864 bis 925)
Abu Bakr Razi (864 bis 925)

Mit der Gründung des Islam durch den Propheten Mohammed breitete sich seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. die neue Religion in kurzer Zeit bis zur iberischen Halbinsel und nach Indien aus. Zwar bedeutete die Reinhaltung der Zähne keine Neuerung, da sie schon bei den Beduinenstämmen Arabiens noch vor dem Islam üblich war, dennoch legte der Prophet selber großen Wert darauf und unterwies die Gläubigen darin. Nach Überzeugung des Religionsstifters besaß ein Gebet, das aus einem gereinigten Mund kam, größere Wirkung. Vor jedem der fünf täglichen Gebete soll der Gläubige die rituelle Reinigung vornehmen, zu der auch die Säuberung des Mundes und der Zähne mit dem Miswak gehört. In arabischer Sprache bedeutet das Wort "Miswak" so viel wie Stäbchen zum Abwischen der Zähne. In persischer Sprache bezeichnet "Miswak" bis heute die Zahnbürste.

Die Zahnputzhölzer im arabischen Raum wurden und werden auch heute noch aus den Wurzeln der Salvadora persica hergestellt, auch Arakbaum genannt, was soviel heißt wie "Zahnbürstenbaum".

Die Handhabung hat sich über die Jahrhunderte nicht geändert: Das Holz wird vor Gebrauch an einem Ende von der Rinde befreit und die inneren Fasern gekaut, bis sie wie ein Pinsel aussehen. Bei der Zahnreinigung werden nicht nur die Zähne, sondern auch die Zunge mit dem Miswak gebürstet.

Interessanterweise erzielt man bei richtiger Anwendung nicht nur ein hervorragendes Putzergebnis, die Pflanze enthält auch Substanzen zur Pflege der Zähne und ist somit quasi eine Zahnbürste, bei der die Zahnpasta gleich mitgeliefert wird. In der Wurzel der Salvadora persica lassen sich große Mengen an Salzen, wie NaCl, KCl, Calzium und Fluoride nachweisen, aber auch Alkaloide, Gerbstoffe, Saponine, Silikate, Harze und Vitamin C.

Zahnpasta inklusive

Abu Ali Sina (980 bis 1037).
Abu Ali Sina (980 bis 1037).

In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die Anwendung des Miswak durch die in ihm enthaltenen Substanzen wirksam Parodontose und Karies verringert. Erstaunlicherweise hat die Dentalindustrie kein Interesse an dieser günstigen, effektiven und quasi selber "nachwachsenden" natürlichen Zahnbürste.

Neben dem Miswak wurde im islamischen Raum auch der Zahnstocher, der sog. "Chilal" verwendet. Die Benutzung von Chilal und Miswak war nicht nur hygienische Notwendigkeit, sondern auch religiöse Pflicht; beide Zahnreinigungsinstrumente gehören neben der Gebetskette zu den drei Geschenken eines jeden Mekkapilgers.

In dem riesigen Einflussbereich des Islam blühten Kunst, Baukunst und Wissenschaften, allen voran Medizin und Zahnmedizin. Der berühmte persische Arzt Abu Bakr Razi (864 bis 925) verfasste das umfassende Werk "Al-Hawi", in dem er die alte griechische Medizin mit der modernen arabischen verband und somit das gesamte medizinische und zahnmedizinische Wissen des Orients der damaligen Zeit wiedergab.

Er empfahl die Anwendung des Miswak zusammen mit einem Zahnpulver aus Hirschhornasche, Mastix, Salz, Alaun und Myrrhe nach jeder Mahlzeit, was den Erkenntnissen der heutigen Zahnmedizin schon sehr nahekommt. Gegen die Entstehung von Karies empfahl er, vor dem Schlafengehen die Zähne einzuölen.

Der wohl berühmteste Arzt der damaligen Zeit war der persische Gelehrte Abu Ali Sina (980 bis 1037), der in Europa unter dem Namen Avicenna berühmt wurde und großen Einfluss auf das christliche Abendland hatte.

Ab dem 12. Jahrhundert verlor das islamische Reich zunehmend seinen politischen Einfluß. Auf der iberischen Halbinsel eroberten strenggläubige christliche Königreiche immer mehr Land zurück. Der allgemeine Abstieg im Europa der damaligen Zeit betraf nicht nur die religiöse Toleranz, sondern auch die Wissenschaften.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.
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