Die Geschichte des Lächelns (1)

​Zahnarztkolumne 18. Teil / China und Japan

Eine Japanerin mit einem Zahnstocher (1795).
Eine Japanerin mit einem Zahnstocher (1795).

China hat eine jahrtausendealte Kultur- und Medizintradition. Zahnpflege war im Reich der Mitte und im Nachbarland Japan seinerzeit üblich. Zum Putzen der Zähne wurde eine Art Zahnbürste benutzt. Die ersten detaillierten Berichte über China wurden von Marco Polo im 13. Jahrhundert verfasst. Schon damals war die Medizin in China in 13 Fachgebiete eingeteilt, zu denen auch die Zahnheilkunde gehörte.

Dabei spielte die Akupunktur eine vorrangige Rolle, die auf der uralten medizinischen Überlieferung "Nei-King" basierte. Dieses umfangreiche medizinische Werk soll unter dem sagenhaften chinesischen Kaiser Huang Ti entstanden sein, der 3.000 Jahre v. Chr. gelebt haben soll. Wahrscheinlicher jedoch ist das Werk unter dem ersten chinesischen Kaiser Shih Huang Ti (Kaiser von China 221 – 210 v. Chr.) entstanden, der mit Gewalt die konkurrierenden Teilreiche einte und sich mit seinem Grabmal mit der Terrakotta-Armee unsterblich machte.

Im alten China standen körperliche Hygiene und Reinlichkeit hoch im Kurs, zu denen selbstverständlich auch die Reinigung der Zähne und der Zunge gehörte.

Der Buddhismus schreibt Hygiene vor

Schon seit vielen Jahrhunderten haben die alten Chinesen sog. Zahnputzhölzer als Zahnbürste und Zahnstocher verwendet, wobei es sich um ein Stöckchen aus besonderem Holz handelte, meist Bambus oder Pflaumenzweige. Oft wurden diese Zahnstocher gemeinsam mit anderen Instrumenten zur Körperhygiene, wie Ohrlöffel, Nagelreiniger oder Pinzette, an einer Kette in Brusthöhe oder am Gürtel getragen und durften bei keiner vornehmen Dame im alten China fehlen. Vor allem der Zungenschaber wurde oft gebraucht.Die Reinhaltung des Mundes hatte vor allem im Buddhismus eine große Bedeutung, weil der Mund als Tor zum Körper angesehen wurde. Die buddhistische Religion hatte sich seit der Zeitenwende neben der Lehre des Konfuzius und dem Taoismus in China verbreitet. Nach der buddhistischen Lehre glaubt man: "Aus einem unsauberen Mund entstehen Dämonen, die sich in Form von Schleim und Galle auf der Zunge festsetzen und Geruch absondern". Das Putzen der Zähne scheint eine quasi rituelle Handlung gewesen zu sein, wie folgende buddhistische Unterweisung vermuten lässt: "Beim Kauen des Zahnhölzchens sollten die Gläubigen wünschen, dass alle Wesen das Leid ausnahmslos überwinden: In Harmonie und reiner Gesinnung."

Zahnpflege stand hoch im Kurs

Das Bild zeigt eine badende Japanerin (18. Jahrh.).
Das Bild zeigt eine badende Japanerin (18. Jahrh.).

Bereits vor über tausend Jahren wurden Zahnbürsten hergestellt, die unseren heutigen sehr ähnlich waren. Sie bestanden oft aus einem Griff aus Elfenbein, der an einem Ende in mehreren Reihen angeordnete Löcher hatte, worin sich die Borsten befanden, meist aus Pferdemähnen hergestellt. Das Zahnpulver oder die Zahnpasten bestanden oft aus Salz oder anderen mineralischen oder pflanzlichen Substanzen.

Das alte Japan wurde stark von der chinesischen Kultur und Heilkunde beeinflusst. Ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. verbreitete sich vom Reich der Mitte über Korea auch der Buddhismus in Japan. Die dort bereits weit verbreitete shintoistische Religion legte ebenso wie der Buddhismus großen Wert auf Reinheit. Die japanische Badekultur ist berühmt. Religiöse Bräuche forderten von allen Japanern, am Morgen die Zähne zu säubern und den Mund mit Wasser zu spülen. Nur so gereinigt durften sie am Hausaltar beten: "Zu Gott darf man nur mit reinem Munde sprechen." Zur Zahnreinigung verwendete man ebenfalls wie in China gefaserte Stäbchen, Koyoji genannt, oder mit Holzwolle umwickelte Holzstäbe.

Bei der Untersuchung von Zahnüberresten von Samurai- Kriegern aus dem 17. Jahrhundert stellte sich heraus, dass diese sehr gute Zahnverhältnisse hatten. Allerdings hatten Japaner aus einfacheren Bevölkerungsschichten oft deutlich schlechtere Zähne. Dennoch waren im Fernen Osten Zahnputzholz und Zungenschaber gängige Handelsartikel, was für eine breite Benutzung in der Bevölkerung spricht.

Unerwähnt darf nicht der Brauch verheirateter japanischer Frauen bleiben, sich nach der Heirat die Zähne schwarz zu färben. Wenn die Japanerin den Bund der Ehe geschlossen hatte, wollte sie nur noch ihrem eigenen Mann gefallen und färbte sich die Zähne mit einem Gemisch aus Wasser, Reiswein, Eisenspänen und Galläpfelpulver schwarz. Diese Sitte wird Ohaguro genannt und verbreitete sich im 17. Jahrhundert in ganz Japan. Erst mit der Öffnung des Landes, die die amerikanische Regierung mit Kriegsschiffen ab 1853 erzwang, endete mit der Übernahme westlicher Bräuche in Nippon auch die außergewöhnliche Praktik, die Zähne schwarz zu färben.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

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