Während des Vietnam- Krieges wurde Pattaya von den US- Soldaten als Erholungsdestination erfunden. Bis dahin war es ein kleines Fischerdorf gewesen, ein verträumter Badeort. Das änderte sich im Nu.
Die urlaubsreifen Krieger sehnten sich, wie man sich vorstellen kann, nach hübschen jungen Frauen, und die kamen aus allen Landesteilen nach Pattaya, um die Sehnsucht der Amis zu stillen und aus ihrem eigenen Elend herauszukommen. Nach dem Ende des Vietnam-Krieges hatte Pattaya schon seinen besonderen weltweiten Ruf weg: „Mit dem Bumsbomber hin, mit dem Tripperclipper zurück“. Trotz aller Anstrengungen der Tourismusbehörde hat sich am Image dieser Stadt nicht viel geändert. Sie hat einen unglaublichen Auftrieb erlebt. Als ich das erste Mal hierherkam, gab es in Pattaya drei größere Hotels. Heute sind es Hunderte, umringt von unzähligen Wolkenkratzern. Was zieht die vielen Millionen Menschen alle Jahre wieder in diese Stadt? Pattaya selbst bezeichnet sich als „EXTREME CITY.“ Was bedeutet das? Hier ist alles möglich? Oder hier kann jeder machen was er will? Nein, hier gelten die Regeln des Anstands wie überall auf der Welt. Allerdings werden sie von vielen Touristen nicht eingehalten. Auch weiß kein Mensch wie viele Einwohner diese Stadt hat. Aus allen Gegenden kommen Thais beiderlei Geschlechts hierher, leben, arbeiten oder bereichern sich auf kriminelle Weise und sind dann plötzlich wieder verschwunden – ein merkwürdiger Umschlagplatz für Thais, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. Ich lebe hier seit vielen Jahren.
Pattaya ist mein Lebensmittelpunkt geworden, der alles bietet, was man als Europäer erwartet, der sogar höchsten Ansprüchen gerecht wird. Das Nahrungsangebot ist perfekt, die Gesundheitsfürsorge erstklassig. Aber das kann nicht der Grund sein, warum Jahr für Jahr hier Millionen Touristen einfallen. Allenfalls das Wetter, das ist ganzjährig angenehm. Unzählige Strände in und um Pattaya und auf Inseln laden zum Baden ein. Entgegen seinem Ruf kann man diese Stadt auch für Familien empfehlen, ohne dass sie mit dem Ursprung dieses Rufes in Berührung kommen. Neben den Tempeln, den riesigen Supermärkten und den exotischen Speisen gibt es hier alle Attraktionen, die die Unterhaltungsindustrie zu bieten hat. Spielparks, Riesenaquarien, unzählige Märkte, die auch Kinderherzen verzaubern und die den Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Lassen Sie es mich so sagen: Wer hier mit seiner Familie einen angenehmen Urlaub erleben will, wird keine Probleme haben. Wer als Sextourist hierher kommt auch nicht.
Pattaya ist ein Moloch, der fast nie schläft. Und trotzdem findet man auch seine ruhigen Ecken. Ich, als alter Mann, habe meine ruhige Ecke auf meinem Balkon im 27. Stockwerk eines Condominiums gefunden mit weitem Blick über Meer und Inseln. Hier frühstücke ich, hier lese ich, höre klassische Musik und hier schreibe ich meine Kolumnen und Bücher. Der Service im Condo ist ausgezeichnet, hilfsbereit und freundlich. Was will ich mehr? Und wenn es dann mal nicht mehr geht, was unumgänglich ist, dann gibt es inzwischen ausreichend Heime für Alte und Kranke. Das war bis vor Kurzem noch anders. Da gab es ein Heim bei Chiang Mai, das von einem Schweizer gebaut und geleitet wurde. Ich habe in meinen Kolumnen immer wieder darauf hingewiesen, dass die Expats, die hier leben, alle schon im hohen Alter stehen und in Kürze auf so einen Platz im Heim angewiesen sein werden. Inzwischen gibt es mehr als genug Heime, die händeringend nach Kunden Ausschau halten. Aber auch manche Condos stehen leer, während der Ansturm der Touristen sich in Grenzen hält. Natürlich weiß ich auch, dass diese Stadt viele Kriminelle anlockt. Korruption und Verbrechen sind Alltag, was man im FARANG oder den Tageszeitungen nachlesen kann.
Es geht mir gut in dieser Stadt. Andere haben hier schlechte Erfahrungen machen müssen, aber ich versuche Gegenden zu meiden, wo es zu Überfällen kommen kann. Klar, ganz sicher ist man nirgends auf der Welt, selbst wenn man alles tut, um Gefahren aus dem Weg zu gehen. Pattayaner genießen hier den Charme der Nacht. Ich genieße diese Stadt am Tag, eine lebendige Stadt, die mich schon mehr als einmal verzaubert hat mit den vielen Menschen, die einem freundlich in die Augen schauen, mit denen ich oft ein Einvernehmen spüre wie sonst nirgendwo. Pattaya vereint alles, was es auf der Welt gibt. Jeder kann diese Stadt auf seine Weise erleben oder genießen. Ich möchte sie nicht missen. War dies nun eine Eloge? Das muss jeder für sich entscheiden.
Leserkommentare
Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.