Regen, Regen, Regen – der Südosten weint

Neue Niederschlagsfront am Golf von Thailand – Urlaubsinseln sicher

Keine rosigen Aussichten für die nächsten Tage: Wieder sorgt Regen für schlechte Laune, auch wenn die Niederschläge keine Katastrophen mehr bringen und die Lage unter Kontrolle ist.
Keine rosigen Aussichten für die nächsten Tage: Wieder sorgt Regen für schlechte Laune, auch wenn die Niederschläge keine Katastrophen mehr bringen und die Lage unter Kontrolle ist.

KOH SAMUI: Die Stimmung ist schlecht, an diesem 17. Januar 2017 auf der Insel Koh Samui. Wieder hat eine Regenfront den Südosten Thailands entlang des Chinesischen Meeres erfasst, und obwohl dieses Mal kaum jemand zu Schaden gekommen ist, düstert sich das Allgemeinempfinden ein.

„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, scherzt ein Langzeiturlauber aus Berlin in Lamai. Immerhin erinnert er sich noch an den Schlager von Rudi Carrell aus dem Jahr 1975, aber wann er das letzte Mal eine ganze Woche ohne Regen erleben konnte, daran erinnert er sich kaum noch…

Dabei spiegelt das Jammern der Touristen nicht die tatsächlichen Gegebenheiten wider. Wirklich ‚abgesoffen‘ und für Monate wirtschaftlich im Tal der Tristesse sind die Menschen im Südosten Thailands auf dem Festland zwischen Chumphon und Hat Yai. Auf Koh Samui und Koh Phangan gibt es Strom, die Restaurants sind geöffnet, die Wege in den Badeorten sind allesamt frei begehbar. Richtige Not leidet hier niemand. Zuhause in Europa frieren die Menschen bei zweistelligen Minusgraden und hier, auf den Urlaubsinseln, klagt es sich bei immer noch 27 Grad und warmem Regen auf hohem Niveau.

Die finanziellen Einbrüche durch die seit Anfang Dezember hartnäckig wiederkehrende Niederschlags-Orgie sind dennoch signifikant. Thailands Regierung beziffert den Verlust auf etwa 3,5 Milliarden Baht – das sind fast 100 Millionen Euro. Je kleiner der Betrieb, desto grösser das Risiko, sich nicht von diesen wochenlangen Nackenschlägen zu erholen: viele Tauchschulen auf Koh Tao und Koh Samui stehen vor dem Abgrund. Sie müssen mit ihren teuren Tauchbooten finanziell in Vorleistung gehen, die qualifizierten Tauchlehrer aus westlichen Ländern kosten mit einer offiziellen Arbeitserlaubnis zusätzlich, und seit sechs Wochen haben sie gerade mal eine Handvoll Tauchfahrten absolvieren können.

Den härtesten Niederschlag haben durch den Dauerläufer-Monsun jedoch die Kautschuk-Bauern in den Provinzen Surat Thani, Chumphon und Krabi hinnehmen müssen. Das Landwirtschaftsministerium kalkuliert ihren Totalverlust auf 19 Milliarden Baht, das wären beinahe 80 Prozent des Gesamtschadens in Südostthailand durch die Monsunkatastrophen. Nicht viel besser erging es den Kollegen der Palmölbranche. Mit 3 Milliarden Baht kalkuliertem Ernteausfall liegen die Palmölpflanzer nahe an der einflussreichen Tourismusindustrie (Schaden 3,6 Milliarden).

Während sich die Inseln im Archipel Koh Samuis erkennbar von den Schäden des Jahreswechsels erholten und trotz der Regenfälle kaum mehr Beeinträchtigungen für die Touristen zu vermelden sind, sieht es für rund eine Million Menschen auf dem Festland weniger gut aus. Noch immer steht in vielen Dörfern das Flutwasser meterhoch und es wird wochenlang dauern, bis die Hilfskräfte Normalität herstellen können.

Die neuerlichen Niederschläge seit 16. Januar und die wenig verheißenden Prognosen bis kommenden Sonntag schlagen auch dort auf die Stimmung. Unweit der Provinzhauptstadt Surat Thani hat sich ein hochverschuldeter Bauer vor wenigen Tagen erhängt. Er sah keine Zukunft mehr für sich und seine Familie, da er bereits seit drei Jahren mit dem Verfall des Kautschukpreises zu kämpfen hatte und keinerlei finanzielle Rücklagen besaß.

In ganz Südthailand gehört der bange Blick auf die Wetterkarte seit Wochen zum täglichen Ritual. Es wird langsam besser, der Regen hält nicht mehr so an wie noch vor Wochen, die Starkniederschläge ebben zumindest schneller ab – und dennoch zeigt die zermürbend lange Schlechtwetterperiode Folgen. Selbst aus Kuba und aus Mexiko erreichten die FARANG-Redaktion Emails von alten Samui-Urlaubern. „Was ist denn bei euch los?“, schreiben sie, und: „Gut, dass wir dieses Jahr mal woanders hingeflogen sind…“

Wahrscheinlich ist nicht eine dieser Bemerkungen böse gemeint, aber die böse Botschaft darin bleibt hängen wie das Tiefdruckgebiet über dem Golf von Thailand. Bis Koh Samui und seine Nachbarinseln und weite Teile Südthailands ihr Regen-Image wieder loswerden, bis dahin kann es länger dauern als bis zur endgültigen Rückkehr der thailändischen Sonne im Land des Lächelns.

Ein samuianischer Hotelier aus dem Badeort Lamai brachte es auf den Punkt: „Wahrscheinlich kostet uns die ängstliche Mentalität der westlichen Touristen genauso viel wie jetzt die Flutfolgen.“ Er lächelt dabei, aber seine Augen sehen traurig aus.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Jack Norbert Kurt Leupi 25.01.17 16:46
Südosten weint
aber auch der Südwesten . Montag und Dienstag war ich in Phuket ! Regen , Regen und trübes Wetter , dazu Verkehrsstau, schlimmer als in Pattaya . Die halbe Insel ist eine Baustelle ! Von Rawai zum Airport 2,5 Std. im Schritt-Tempo fahren und stehen ! Für Nachtschwärmer , aufgepasst : Ladydrinks in Patong 250 Bath und auch alles andere, nur noch reine Abzocke ! Es war einmal...am Ende sind es nur noch Erinnerungen , wie Phuket einmal schön war !
Sitting Bull 18.01.17 11:50
Na ja.....
das Wetter laesst sich halt nicht aendern.....die Infrastruktur schon. Samui hat sich seinen derzeit schlechten Ruf durchaus selbst verdient. Nein, Herr Gruber, die ruecklaeufigen Zahlen liegen nicht nur am Wetter. Taxipreise wie in London, zunehmende Unfreundlichkeit, zunehmende Vermuellung, widerlicher Gestank in den Staedten aus der Kanalisation, Luftverschmutzung durch untragbares Verkehrsaufkommen und und und sind sicher auch nicht auszublenden.