Kurz gefragt - Matthias Wolf

Kurz gefragt mit Matthias Wolf
Kurz gefragt mit Matthias Wolf

Bis zum 24. Juni bekleidete Matthias Wolf für sechs Jahre das Amt des Schulleiters der Christlich Deutschen Schule Chiang Mai (CDSC) und hat zu dem großen Erfolg der seit 2007 anerkannten deutschen Auslandsschule maßgeblich beigetragen. DER FARANG befragte den 47-jährigen Gymnasiallehrer für Englisch und Französisch zu den Besonderheiten der Leitung einer deutschen Lehranstalt fern ab der Heimat, zum Bildungsangebot „made in Germany“, zu den Vorteilen des Unterrichts per Videokonferenz und seinen Zukunftsplänen in Deutschland. Durch das Interview führte Björn Jahner.

Braucht man als Leiter einer Schule im Ausland besondere Fähigkeiten?

Ja, man muss schon über ein hohes Maß an Flexibilität und Beweglichkeit verfügen. Auch muss man sich damit abfinden können, dass im Ausland nicht alles so geordnet abläuft wie in Deutschland, wo bereits alles vorhanden ist. Denn eine Auslandsschule ist auch immer mit sehr vielen neuen Aufbauarbeiten verbunden, zum Beispiel dem Ausbau der Klassenstufen.

Ab welchem Alter beginnt das Bildungsangebot?

Wir fangen in der CDSC bereits unterhalb der ersten Klasse an. Ab einem Alter von sechs Monaten werden bei uns die Kleinsten in unserer neu eingerichteten Kinderkrippe im "Grashüpferhaus" betreut, ab drei Jahren gehen sie dann in den Kindergarten. Mit fünf Jahren besuchen die Kinder die erste Klasse, die bei uns zwei Jahre dauert.

Warum wird die erste Klasse in zwei Jahrgänge unterteilt?

Es handelt sich dabei um die so genannte Basisstufe, die einer flexiblen Schuleingangsstufe entspricht und somit den Kindern mehr Zeit gibt, sich zu entwickeln. Das darauf aufbauende Grundschulangebot geht dann ganz regulär wie auch in Deutschland bis zum Ende der vierten Klasse. Darauf folgt die Orientierungsstufe, nach deren Absolvierung eine Empfehlung für den weiteren Bildungsweg ausgesprochen wird.

Welche Bildungswege bietet die CDSC an?

Wir bieten die Bildungswege Gymnasium, Realschule und Hauptschule an. Jedoch werden bei uns alle Schüler in einem Klassenverband unterrichtet, was dem Konzept einer kooperativen Gesamtschule entspricht. Das bedeutet: Alle lernen in einer Klasse, die Leistungen werden jedoch unterschiedlich bewertet. Ab dem Schuljahr 2011/ 2012 eröffnen wir außerdem das neue Oberstufenangebot mit dem Ziel des Deutschen Internationalen Abiturs (DIAP).

Wie viele Schüler/innen hat die Schule?

Insgesamt besuchen 129 Schüler aus acht Nationen, vorwiegend aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Luxemburg, die CDSC. Aber auch Kinder aus deutsch-thailändischen Ehen gehen bei uns zur Schule.

Wie wird die Bildung "made in Germany" gewährleistet?

Unser attraktives Bildungsangebot wird nach dem Lehrplan des Bundeslandes Thüringen unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten vermittelt. Durch die Teilnahme an innerdeutschen Vergleichsarbeiten und dem Besuch des Prüfungsbeauftragten der Kultusministerkonferenz gewährleisten wir einen gleichbleibenden hohen und zeitgemäßen pädagogischen Standard. Natürlich ist unsere Unterrichtssprache Deutsch.

Welche Vorteile bringt der Unterricht per Videokonferenz?

Die Errichtung eines Oberstufenangebots ist alles andere als preisgünstig. Zum Vergleich: In Deutschland besteht ein Abiturjahrgang aus mindestens 60 Schülern. Bei uns besuchen jedoch bisher vergleichsweise wenig Schüler die Oberstufe, weshalb der Unterricht per Videokonferenz eine innovative und preisgünstige Alternative darstellt. So teilen wir uns über das Internet einen Gymnasiallehrer mit der deutschen Schule in Singapur.

Wie funktioniert das?

Ein Lehrer unterrichtet seine Klasse in Singapur und ist per Videokonferenz mit unseren Schülern in Chiang Mai verbunden. In Echtzeit können die Oberstufenschüler so an dem Unterricht ohne Einschränkungen teilnehmen, genauso, als wenn sie live dabei wären. Auch haben die Schüler ihren "Internet-Lehrer" und ihre Klassenkameraden in Singapur bereits während eines gemeinsamen Treffens im Vorfeld kennen gelernt.

Können die Schüler da nicht spicken?

Nein, sie werden während des Unterrichts per Videokonferenz natürlich von einem Betreuer beaufsichtigt, der sich gleichsam um die technischen Belange kümmert.

Steht die Teilnahme am Religionsunterricht auch Buddhisten offen?

Aufgrund unserer Trägerschaft erteilen wir das Fach Religion in jeder Jahrgangsstufe. Auch Buddhisten oder Andersgläubigen sind natürlich herzlich willkommen. Schließlich begrenzt sich der Unterricht nicht nur auf den christlichen Glauben, sondern stellt auch andere Religionsrichtungen, zum Beispiel den Buddhismus oder Islam vor. Wir erfüllen den Lehrplan wie jede andere deutsche Schule, verfolgen jedoch auch ein christliches Weltbild.

Sind Lehrer "faule Säcke" (Zitat Gerhard Schröder)?

Nein (lacht), der Aussage muss ich entschieden widersprechen! Wer an einer Auslandsschule arbeitet, zeigt höchstes Engagement.

Welche Zukunftspläne haben Sie für Deutschland?

Die Zukunft nach meiner Rückkehr nach Deutschland steht noch ein wenig offen. Jedoch kann ich schon so viel verraten, dass ich mich auf Stellen als Schulleiter beziehungsweise stellertretender Schulleiter bewerben werde.

Was werden Sie an Thailand vermissen?

Vor allem die aufregenden Entdeckungstouren mit meiner Familie in die schöne Natur des Nordens. Innerhalb kürzester Zeit ist man hier im Dschungel und kann in einem gemütlichen Resort relaxen. Auch hat mir die entgegengebrachte Freundlichkeit der buddhistisch geprägten Bevölkerung sehr imponiert. Natürlich werde ich auch die exotische Küche vermissen!

DER FARANG wünscht Matthias Wolf, seiner Frau und seinen zwei Kindern einen guten Start in der alten Heimat und viel Erfolg für seine berufliche Zukunft.

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