Kurz gefragt - Linus A. E. Knobel

Managing Director aktiv - Bangkok

Kurz gefragt mit Linus A. E. Knobel
Kurz gefragt mit Linus A. E. Knobel

Zeitgleich mit dem neuen internationalen Flughafen Bangkoks, Suvarnabhumi, nahm die Bangkok Air Catering (BAC) ihren Betrieb auf. Seither haben sich beide, Flughafen und Air Catering, zu einer einzigen Erfolgsgeschichte vereint (vergl. Bericht in diesem Heft). Das Unternehmen aufgebaut hat der Schweizer Linus A. E. Knobel, der heute noch als dessen Managing Director aktiv ist. FARANG-Autor Lothar W. Brenne-Wegener traf den erfolgreichen Unternehmer an seinem Arbeitsplatz am Airport.

Herr Knobel, lassen Sie uns das Interview mit einigen persönlichen Angaben aus Ihrem Lebenslauf beginnen...

...o.k., ich bin Jahrgang 1960, in Altendorf, einer Gemeinde, die damals etwas mehr als 2.000 Einwohner zählte, am südlichen Ufer des oberen Zürichsees auf einem Bauernhof geboren, also waschechter Schweizer aus dem Kanton Schwyz. Ich bin katholisch und habe meine berufliche Laufbahn als Koch begonnen. Später habe ich die Hotel Management Schule in Luzern besucht, und im Sommer 1979 und Sommer 1980 bin ich meiner eidgenössischen Pflicht nachgekommen und habe meinen Militärdienst abgeleistet!

Wie sieht es mit Hobbys aus?

Da kann ich Ihnen eigentlich nur von dem berichten, was einmal war. Mein Beruf lässt mir augenblicklich leider wenig Zeit, meinen Sportarten von früher nachzugehen. Ich war einmal begeisterter Sportler, bin die Marathonstrecke gelaufen und habe daneben die Sportarten gepflegt, die sich einem in der Schweiz eigentlich geradezu aufdrängen: Skilaufen und Bergsteigen. Außerdem liebe ich das Reisen.

Aber das Leben besteht doch sicherlich auch für Sie heute nicht nur aus Arbeit?

Das ist richtig. Ich liebe klassische Musik und höre vor allem gerne italienische Opern. Mein teuerstes Möbel in der Wohnung ist meine Hi-Fi-Anlage.

Zurück zu Ihrem Beruf. Wie sahen denn ihre ersten Gehversuche als Koch aus?

In der Schweiz muss man da immer unterscheiden zwischen Winter- und Sommersaison. Selbstredend waren die Wintereinsätze immer die interessanteren, weil Mitte der 70er Jahre grundsätzlich die Prominenz zum Skilaufen in die Schweiz kam, und wer was auf sich hielt und es sich leisten konnte, der stieg natürlich im Palace Hotel in St. Moritz ab.

Das heißt, sie waren Koch im Palace Hotel in St. Moritz?

Genau, nach der Lehre von 1975 bis 1978 im Engadin war ich in dem Hotel von 1978 bis 1983 in verschiedenen Verwendungen eingesetzt. Die Wintersaison 1979 bildete allerdings eine Ausnahme, da hatte mich Gunter Sachs abgeworben, und ich war mit 19 Jahren sein privater Koch. Mein größtes Lob, das ich übrigens damals im Palace Hotel erhielt und das ich mein Lebtag nicht vergessen werde, war, dass eines abends der Fiat-Chef, Giovanni Agnelli, in die Küche gestürzt kam und nach dem italienischen Koch fragte, der das ausgezeichnete Risotto, das er gerade gegessen hatte, zubereitet habe. Dass es ausgerechnet ein Schweizer gewesen war, mochte er zunächst gar nicht glauben. Können Sie sich vorstellen, wie stolz ich war?

Und was hat Sie dann schließlich ins Ausland getrieben?

Ich hatte damals viel von dem berühmten Peninsula Hotel in Hongkong gehört und mich dort 1982 einfach mal beworben, bekam aber wegen meines zu jugendlichen Alters eine Absage mit dem Hinweis, es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu versuchen. Und so bin ich im April 1983 zunächst einmal im Red Sea Palace Hotel in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda gelandet, habe allerdings bereits damals jeden Urlaub genutzt, meine Fühler weiter nach Fernost auszustrecken, d.h. ich bin nicht etwa nach Hause, in die Schweiz gefahren, sondern noch weiter in den Osten. Für mich war immer das Ziel der Ferne Osten.

Warum?

Ich glaubte damals schon sehr stark an den Fernen Osten und tue dies heute noch! Jede Region hatte ihre Blütezeit. Früher war es Europa, dann kam die "Neue Welt", die USA, und heute ist es Asien. Ich bin der festen Überzeugung, wir sind für die Zukunft hier am richtigen Ort. Die Zukunft findet in Asien statt.

Packt Sie aber nicht doch ab und zu das Heimweh?

Ja, ich gebe zu, manchmal vermisse ich schon den Geruch von Kerzen und Tannennadeln. Ich liebe die Schweiz über alles und fahre auch mindestens zweimal im Jahr dorthin. Man lernt sein "zu Hause" erst dann richtig zu schätzen, wenn man wieder aus der Ferne nach Hause kommt. Dann begreift man eher, was Heimat ist.

Und was hält Sie dann trotzdem hier?

Eben die Erkenntnis, dass man "Heimat" nur in der Ferne lernen kann. Ich bin jetzt seit acht Jahren in Thailand. Davor waren noch Hongkong und Taipeh angesagt. Wir, und damit meine ich alle Ausländer, die hier beruflich tätig sind, sind doch hier, um etwas aufzubauen, den Leuten etwas zu geben. Sehen Sie, Thailand hat so ein unglaublich enormes Potential. Nehmen Sie doch nur einmal den Reisanbau. Die Möglichkeiten, die das Land allein auf dem Sektor der Lebensmittelprodukte hat, sind doch längst nicht ausgeschöpft.

Und wie sieht es am Ende ihrer beruflichen Laufbahn aus? Werden sie dann im Lande bleiben?

Ich mache mir darüber jetzt noch keine Gedanken. Schauen Sie, ich musste aufgrund einer Erkrankung eine sechsjährige Auszeit in Kauf nehmen. Damals prognostizierte man mir in einem Hospitel in Hongkong und später auch in der Schweiz eine nur noch geringe Lebenserwartung. Aber ich habe die Krankheit besiegt, und zwar wahrscheinlich deshalb, weil ich mich nicht aufgegeben habe. Ich brauche die Herausforderung in meinem Leben! Deshalb habe ich auch 2004 sofort zugestimmt, als mir angeboten wurde, im Zusammenhang mit dem Neubau des Internationalen Flughafens Suvarnabhumi als Generalmanager die Bangkok Air Catering aufzubauen.

Na gut, aber vielleicht machen Sie sich ja doch schon einmal ab und zu Gedanken über die Zeit nach dem aktiven Berufsleben.

Na ja, vielleicht eröffne ich dann eine kulinarische Schule. Food and Beverages, also alles, was mit Organisation, Planung, Logistik und Durchführung von Speisen und Getränken zu tun hat, war immer meine Leidenschaft. Vergessen Sie nicht meine Herkunft von einem Bauernhof. Von dort habe ich auch meinen grünen Daumen mitbekommen...

...was bedeutet...

...was bedeutet, dass ich zum Beispiel auch gerne Landschaftsarchitekt geworden wäre. Vielleicht lässt sich ja später auch etwas in dieser Richtung machen. Aber wie gesagt, an die Zurruhesetzung denke ich augenblicklich noch nicht. Morgen geht es zunächst einmal wieder in die Schweiz, um wieder "Heimat" zu erleben.

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