Kurz gefragt - Johanna Neugebauer

Kurz gefragt mit Johanna Neugebauer
Kurz gefragt mit Johanna Neugebauer

Vom Fernweh gepackt reiste Johanna Neugebauer aus München nach Beendigung ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau rund eineinhalb Jahre mit dem Rucksack alleine durch die weite Welt und erfüllte sich damit einen lang ersehnten Traum. DER FARANG traf sich mit der 22-jährigen Weltenbummlerin und befragte sie zu ihren Erlebnissen in Thailand, nach den Reaktionen ihrer Eltern und wie es ist, als eine junge Frau alleine zu reisen. Durch das Interview führte Björn Jahner.

Wie entstand die Idee, mit dem Rucksack auf Weltreise zu gehen?

Ehrlich gesagt war das schon immer mein Traum. Doch lange Zeit wusste ich nicht, wie ich das Vorhaben finanzieren sollte. So begann ich, neben der Arbeit im Hotel am Tegernsee zu kellnern. Auch legte ich ein Sparkonto an, auf das ich jeden Monat 150 Euro einzahlte. So hatte ich nach acht Jahren knapp 10.000 Euro zusammen gespart und ergänzte das Gesparte mit dem Geld auf meinem Tageskonto. Dann habe ich nicht mehr lange gezögert und begab mich auf meine Weltreise.

Wie haben die Eltern auf die Pläne der reiselustigen Tochter reagiert?

Natürlich gab es anfangs Widerstand seitens meiner Eltern. Wie sollen sie sonst reagieren, wenn ihnen ihre 20-jährige Tochter mitteilt, alleine durch die Welt zu ziehen? Es waren schon eine Menge Diskussionen nötig, um sie von meinem Vorhaben zu überzeugen. Mich durchzusetzen war alles andere als einfach. Doch wenn man etwas wirklich will, dann klappt es auch!

Hatten Sie keine Angst alleine als junge Frau zu verreisen?

Das ist eine schwierige Frage. Persönlich hatte ich anfangs keinerlei Bedenken, mich alleine in das Abenteuer zu stürzen. Während der Reise zeigte es sich jedoch, dass manche Situationen alleine als Frau nicht ganz einfach zu meistern waren.

Wo führte Sie Ihre Reise überall hin?

Anfangs hatte ich eine Reisedauer von sechs Monaten geplant. Doch als mich erstmal das Reisefieber gepackt hatte, wurden aus meinem Trip eineinhalb Jahre. Ich bereiste unter anderem China, Australien, die Fidschi-Inseln, die USA, England, Indien, Thailand, Laos, Malaysia, Singapur und Bali.

Was waren Ihre ersten Eindrücke von Thailand im Vergleich zu anderen bereisten Zielen?

Wow! Ich war sehr positiv überrascht. Vor allem die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Thais beeindruckte mich sehr. Doch auch von der Sauberkeit und Gepflegtheit der meisten Unterkünfte war ich sehr überrascht.

Wo waren Sie überall in Thailand, und wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Von Bangkok aus bin ich mit dem Bus nach Chiang Mai gefahren und machte noch einen Abstecher nach Pai und Chiang Rai. Mit dem Nachtzug fuhr ich dann vom hohen Norden in den tiefen Süden und bereiste nach einem Zwischenstopp in Surat Thani die Taucherinsel Koh Tao, feierte auf der Fullmoon Party auf Koh Phangan und relaxte auf Koh Samui, bevor ich weiter nach Krabi und Phuket aufbrach. Ein weiteres Highlight stellte noch mein Aufenthalt auf Koh Phi Phi dar, wo ich mich auf die Spuren von Leonardo Di Caprio in "The Beach" begab. Wo es mich sonst noch überall hingeführt hat, weiß ich jetzt auch nicht mehr genau!

Welches Erlebnis in Thailand werden Sie so schnell wohl nicht vergessen?

Ein unvergessliches Erlebnis stellte eine Floßfahrt in der Umgebung von Chiang Mai dar. Ich befand mich mit vier weiteren Backpackern auf einer Elefantentour im Dschungel. Plötzlich entstand die Idee, dass wir uns mit Baumstämmen ein Floß bauen könnten. Gesagt – getan! Das Lustige war, dass wir alle aus verschiedenen Ländern kamen: Ein Ire, eine Engländerin, zwei Mexikanerinnen und ich aus Deutschland. Natürlich hatte jeder eine andere Auffassung davon, wie man das perfekte Floß baut. Als wir dann mit unserem selbstgebauten Ergebnis auf dem Fluss fuhren, versperrte uns plötzlich ein Baumstamm den Weg. Wir wussten nicht, wie wir ausweichen sollten und schrieen alle durcheinander "links oder rechts?" Ehe wir uns versahen, kollidierten wir mit dem Stamm und lagen alle im Wasser. Natürlich war das nur eines von vielen Highlights der Reise, aber ganz sicher das lustigste!

Was sind die Vorteile des Individual- im Gegensatz zum Pauschalurlaub?

Na ja, manchmal sind es nicht nur Vorteile. Doch ich denke, dass man einfach viel befreiter ist und sich sozusagen einfach treiben lässt. So bin ich manchmal einfach in Busse eingestiegen, ohne zu wissen, wo diese hinfahren, geschweige denn, wo ich dann schlafen soll. Aber genau das macht meines Erachtens den Reiz des Alleinereisens aus. Auch liebe ich es, neue Menschen aus aller Welt kennen zu lernen und mit denen ein paar ungezwungene Tage oder Wochen zu verbringen. Kurz: Einfach das Leben genießen.

Was vermisst eine Bayerin auf Reisen?

Auf jeden Fall das deutsche Essen! Einmal habe ich ein Mädchen kennen gelernt, und wir haben eine ganze Stunde nur darüber geredet, welche Speisen wir aus der Heimat vermissen! Natürlich habe ich auch meine Freunde und Familie vermisst, doch dank Facebook standen wir im ständigen Kontakt.

Welches Fazit schließen Sie nach Ihrer Reise?

Reisen ist einfach etwas Wunderschönes, und ich würde es sehr vermissen wenn ich es nicht getan hätte. Das Leben ist so kurz, dass man einfach vergisst, auch mal auf sich selbst zu hören und sich einfach mal vom Schicksal treiben zu lassen. Vielleicht hatte ich viel Glück. Doch während der gesamten Reise ist mir nie etwas passiert. Ich wurde weder ausgeraubt, noch habe ich etwas Wertvolles verloren. Ich denke, man muss einfach sein Herz sprechen lassen und darauf vertrauen, dass nichts passiert. Die Reise hat meinen eigenen Horizont sehr erweitert und ist der Grund, warum ich heute so glücklich bin. Ich habe so viele Menschen kennen gelernt, die mir andere Sichtweisen des Lebens aufzeigten. Dann beginnt man auf einmal auch selbst, die ganze Welt anders zu betrachten. Jedoch ist es auch immer wieder schwer, zurück in den Alltag zu kommen. Aber ich denke, das schaffe ich auch noch, vielleicht sogar noch besser!

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