Kurz gefragt - Christoph Burgener

Botschafter der Schweiz Christoph Burgener in Kambodscha

Kurz gefragt mit Christoph Burgener
Kurz gefragt mit Christoph Burgener

Die Schweiz ist seit rund zehn Jahren mit ihren humanitären Programmen in Myanmar präsent. Bisher hat die Eidgenossenschaft ihre Interessen von Bangkok aus vertreten. Seit dem 2. November 2012 gibt es jedoch einen eigenen Botschafter in der Hauptstadt Yangon. Christoph Burgener, der bereits seit 2009 Botschafter der Schweiz für Kambodscha, Laos und Myanmar ist und diese Funktion bisher von Bangkok aus im Jobsharing mit seiner Frau Christine Schraner Burgener ausübte, die nach wie vor als Botschafterin die Schweiz in Thailand vertritt, hat seit der Eröffnung der Schweizer Botschaft seinen Wohnsitz nunmehr nach Yangon verlegt. Zur Aufrechterhaltung seines Privatlebens pendelt er mittlerweile zwischen beiden Ländern hin und her. Die Fragen an den Botschafter stellte FARANG-Autor Lothar W. Brenne-Wegener. Das Foto zeigt Christoph Burgener mit der Friedensnobelpreisträgerin von 1991 und Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi.

Herr Botschafter, würden Sie sich den Lesern des FARANG zunächst mit einigen wenigen Angaben zur Person vorstellen?

Ich bin im deutschsprachigen Teil des Bergkantons Wallis aufgewachsen und habe nach dem Gymnasium an der Universität Fribourg das Rechtsstudium abgeschlossen. 1990 bin ich in den diplomatischen Dienst eingetreten und habe Auslandsposten in Algerien und Irland absolviert. Während meiner Posten in Bern habe ich mich mit Menschenrechtsfragen, internationalem Recht und Wirtschaft befasst. Darüber hinaus war ich auch als Redenschreiber des Außenministers engagiert. Seit der Eröffnung der Schweizer Botschaft wohne ich in Yangon, meine Frau Christine und die beiden Kinder Justine (1996) und Vincent (1999) leben in Bangkok.

Haben Sie sich inzwischen in Ihre neue Aufgabe eingelebt?

Ich bin ja bereits seit 2009 als Schweizer Botschafter in Myanmar akkreditiert. Zuerst jedoch mit Sitz in Bangkok und nun seit drei Monaten mit Sitz in Yangon. Es ist überaus spannend, in diesem sich wandelnden politischen und wirtschaftlichen Umfeld die Schweiz repräsentieren zu dürfen. Myanmar ist ein faszinierendes Land, und die Leute sind sehr liebenswürdig und freundlich. Es ist wahrlich ein Traumposten für einen Diplomaten. Man lernt es sehr schnell, mit den manchmal etwas umständlichen Lebensumständen zurechtzukommen. Ich finde es aufregend, wenn in der noch rudimentären Infrastruktur halt mal alles nicht so wie am Schnürchen klappt.

Können Sie uns etwas über die Geschichte der Schweizer Botschaft während der Militärregierung in Yangon sagen?

Die Schweiz hatte bislang ihre Interessen von Bangkok aus vertreten. Seit November haben wir nun eine Botschaft, die von unserem Außenminister eröffnet worden ist. Durch unsere Programme der humanitären Hilfe war die Schweiz jedoch schon seit rund 10 Jahren in Myanmar präsent.

Können Sie uns kurz die Aufgabenteilung beschreiben, wie sie heute mit der Schweizer Botschaft in Bangkok vorgesehen ist?

Die politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und entwicklungspolitischen Aktivitäten werden jetzt von der Botschaft in Yangon übernommen. Die Konsulargeschäfte (Pässe, Visa, Zivilstandsurkunden, Beglaubigungen etc.) werden weiterhin von unserem Konsularhub in Bangkok abgewickelt, der dort in die Botschaft integriert ist. Der Konsularhub Bangkok ist zuständig für konsularische Angelegenheiten und Visa für die Länder Thailand, Myanmar, Malaysia, Laos und Kambodscha.

Ihre Gattin ist Schweizer Botschafterin in Bangkok. Ist es nicht relativ ungewöhnlich, dass ein Ehepaar als Botschafter in mehreren unterschiedlichen Nationen tätig ist?

Es ist in der Tat ungewöhnlich. Meine Frau und ich haben im Verlauf unserer Berufslaufbahn mehrheitlich den Job geteilt. Diese Konstellation hat es beiden von uns erlaubt, im Beruf aktiv zu sein und gleichzeitig die Betreuung unserer beiden Kinder zu teilen. Ich betrachte es als ein Geschenk, dass ich die Kinder zu 50 Prozent betreuen durfte. Morgens Windeln wechseln und nachmittags im Büro zusammen mit dem Außenminister dessen Reden vorbereiten: ein ideales Gleichgewicht zwischen Familie und Beruf!

Was finden Sie und Ihre Gattin an Südostasien so spannend?

Die drei Länder, in denen ich akkreditiert bin (Myanmar, Kambodscha und Laos) und Thailand, für welches meine Frau Christine zuständig ist, sind aus politischem Blickwinkel betrachtet sehr unterschiedlich. Es ist unglaublich spannend und komplex, die verschiedenen Konstellationen zu erfassen und die Netzwerke auszubauen. Gemeinsam ist allen Ländern die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen und das angenehme Umfeld.

Myanmar war bis vor Kurzem ein sehr abgeschlossenes Land, eine sehr abgeschlossene Gesellschaft. Welchen Eindruck haben Sie heute von Land und Leuten?

Das Land ist atemberaubend schön, und die Leute bilden mit ihrer schüchternen, freundlichen Zurückhaltung und mit der buddhistischen Gelassenheit eine sehr angenehme Atmosphäre.

Wie sehen Sie die Zukunft des Landes?

Das Land steht in einer Phase der Transformation. Noch immer herrschen im Kachin-Gebiet und in Rakhine Spannungen und teilweise gewalttätige Auseinandersetzungen. Kehrt im Jahr 2013 nachhaltiger Friede ein und wird die notwendige Infrastruktur (Straßen, Schulen, Spitäler, Banken, Elektrizität, rechtliche Rahmenbedingungen) auf die Beine gestellt, dürfte es durchaus gelingen, den Wirtschaftsmotor anzukurbeln.

Wo sehen Sie besondere Schwerpunkte in der künftigen Zusammenarbeit der Schweiz mit Myanmar?

Wir unterstützen den myanmarischen Friedensprozess, indem wir der Regierung, den ethnischen Minderheiten sowie den Oppositionsparteien unsere Erfahrungen in Sachen Demokratie, Frieden, Föderalismus und Menschenrechte zu vermitteln suchen. Wir sind indes nicht die besserwisserischen Westler, sondern wir bemühen uns, im Dialog mit den Partnern auf deren Bedürfnisse einzugehen und Vorschläge vorzuzeichnen. Dies geschieht nicht auf dem öffentlichen Marktplatz, sondern mit der notwendigen Diskretion.

Gibt es irgendwelche konkreten Projekte/ Aktivitäten, die Sie auf Botschaftsebene während ihrer Amtszeit in Myanmar voranbringen wollen?

Ich bin überzeugt, dass wir für den nachhaltigen Frieden in Myanmar etwas beitragen können. Wir haben in der Botschaft eine "Peace Advisorin", die sich vollends dem Friedensprozess widmet. Zudem wollen wir in der Entwicklungszusammenarbeit, im Berufsbildungssektor und auch auf dem Gebiet der Landwirtschaft und im Gesundheitsbereich konkrete Projekte auf den Weg bringen. Zudem treiben wir unsere Infrastrukturprojekte (Schulhausbau oder auch den Bau von Gesundheitszentren) in den ärmsten Regionen des Landes weiter voran.

Viele Leser erinnern sich an das Foto einer gut aufgelegten US-Außenministerin Hillary Clinton mit der Friedensnobelpreisträgerin und Oppositionsheldin Aung San Suu Kyi, das am 2. Dezember 2011 um die Welt ging. Haben Sie als Botschafter diese bemerkenswerte Frau bereits einmal getroffen?

Daw Aung San Suu Kyi habe ich in Yangon mehrmals getroffen. Eine charismatische Persönlichkeit! Für mich und meine Frau war es ein berufliches Highlight, dass sie anlässlich ihrer ersten Auslandsreise im letzten Mai an einem Dinner in der Residenz der Schweizer Botschaft in Bangkok teilgenommen hat.

In Thailand werden die touristischen Bemühungen Myanmars von einigen Politikern mit besonderem Argwohn beobachtet, weil die Öffnung des Landes eine deutliche Konkurrenz zur eigenen Tourismusindustrie bedeuten könnte. Sehen Sie das auch so?

Myanmars Tourismus boomt! Flüge sind ausgebucht, und es ist schwer, während der Saison ein Hotelzimmer zu bekommen. Destinationen wie Bagan und der Inle Lake sind einzigartig und schlichtweg fantastisch. Ich hoffe, dass die Entwicklung der touristischen Infrastruktur nicht die zauberhafte Landschaft ruiniert. Die Schweiz versucht auch hier, Lehren, die wir aus unseren eigenen Fehlern gezogen haben, weiterzugeben. Wenn man einige unserer Skiorte ansieht, sind wir keine Musterknaben einer umweltfreundlichen touristischen Entwicklung.

Herr Botschafter, gestatten Sie eine persönliche Frage zum Schluss: wie verbringen Sie Ihre Freizeit, wenn Sie nicht gerade im Büro sitzen oder zwischen Yangon und Vientiane, Phnom Penh oder Bangkok hin- und herpendeln?

Das Pendeln beansprucht in der Tat viel Zeit. Ich bin nicht gern von der Familie getrennt, aber es ist ja für eine beschränkte Zeit. Mit PC, Ipad und Iphone lässt es sich indes auch auf Reisen arbeiten, so dass ich die Wochenenden und Ferien wirklich meiner Familie widmen kann. Meine Frau und ich betreiben mit den Kindern Justine und Vincent gemeinsam Sport und vergnügen uns mit Gesellschaftsspielen. Ein gemeinsamer Jass, unser "Nationalsport" am Sonntagnachmittag [Kartenspiel das besonders in der deutschsprachigen Schweiz vertreten ist], und eine Schachpartie oder ein Tischtennisgame mit den Kids darf auch nicht fehlen.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.