Komposite - Füllungen

Zahnarztkolumne 7. Teil

Komposites sind moderne Füllungsmaterialien, die zum Teil aus einer organischen Matrix bestehen und zum Teil aus anorganischen Füllkörpern.
Komposites sind moderne Füllungsmaterialien, die zum Teil aus einer organischen Matrix bestehen und zum Teil aus anorganischen Füllkörpern.

Wie in der letzten Ausgabe beschrieben, wird das Amalgam bereits seit fast 200 Jahren in der Zahnheilkunde als Füllungsmaterial verwendet. Trotz seiner guten Materialeigenschaften wie Festigkeit und Langlebigkeit war Amalgam von Anfang an umstritten, vor allem wegen seiner unschönen Farbe und seines hohen Quecksilbergehaltes, dem man gesundheitliche Schäden zuschreibt.

Im Jahre 1962 patentierte der amerikanische Chemiker BOWEN den Kunststoff Bis-GMA.

Anfangs war die Fachwelt begeistert: endlich hatte man ein quecksilberfreies und ästhetisches Füllungsmaterial, denn wenn man dem farblosen Bis-GMA Farbstoffe zusetzte, konnte man verschiedene Farbschattierungen erreichen und somit sowohl Patienten mit sehr weißen Zähnen als auch solchen mit eher dunkleren Zähnen quasi unsichtbare Füllungen legen.

Ein weiterer Vorteil war die Lichtpolymerisation: Beim Amalgam hat der Zahnarzt ein relativ kurzes Zeitfenster, wo er die Füllung legen und ausarbeiten muss, da sie dann rasch hart wird. Ihre Endhärte erreicht sie dann nach ca. 2 Stunden, weswegen man die Patienten anweisen muß, so lange nichts zu essen.

Beim Kunststoff kann man die Füllung in aller Ruhe in den Zahn stopfen, und wenn man sie dann in die passende Form gebracht hat, mit einer UV-Lampe aushärten. Der Patient könnte praktisch noch im Zahnarztstuhl in einen Apfel beißen.

Die Begeisterung ließ aber rasch nach. Man stellte fest, dass das Material beim Aushärten stark schrumpft, die sog. Polymerisationsschrumpfungund zwar bis zu 20%.

Hinzu kam, dass der Kunststoff bei einigen Patienten Allergien auslöste und oft zu massiven Beschwerden an den gefüllten Zähnen führte, die wochenlang anhielten.

Aber auch das war und ist teilweise noch mit Problemen behaftet: Außerdem stellte sich heraus, dass das Material nicht besonders fest war und schon bei leichtem Kaudruck zerbrach.

Bei Komposites gibt es Qualitätsunterschiede

Die Lösung waren anorganische Füllkörper aus Glas- und Keramikpulver, die man dem Kunststoff, also der organischen Matrix, beifügte, und schon waren die KOMPOSITES geboren – eine Mischung, also eine "Komposition", aus verschiedenen Materialien.

Die ersten Komposites waren sog. Makrofüllerkomposites, da ihre Füllkörper weitestgehend aus Glaspulver bestanden, mit einer Partikelgröße von 5 bis 10 Mikrometern (zur Erinnerung: ein Mikrometer ist ein tausendstel Millimeter; ein Nanometer ist ein millionstel Millimeter oder ein tausendstel Mikrometer).

Aber auch das war und ist teilweise noch mit Problemen behaftet:
Aber auch das war und ist teilweise noch mit Problemen behaftet:

Durch die großen Partikel ließ sich das Material nur schlecht polieren, und die Partikel brachen aus der Füllung raus, die dann bald aussah wie ein Schweizer Käse.

Allerdings konnte man die Polymerisationsschrumpfung auf unter 3% senken.

Mitte der 1970er Jahre war es dann möglich, die Füllkörper wesentlich kleiner herzustellen (zwischen 0.01 und 0,1 Mikrometer) und die Mikrofüllerkomposites waren geboren. Diese ließen sich zwar leichter polieren und sahen besser aus, aber die Schrumpfung war wieder stärker und die Festigkeit geringer.

Mitte der 1980er kamen dann die sog. Hybridkomposites auf den Markt, denen man Füllkörper in allen verschiedenen Größen beigefügt hatte, um möglichst die guten Materialeigenschaften der beiden Vorgänger zu vereinen, was aber nur teilweise gelungen ist. Diese sind heute noch mit unterschiedlichen Qualitätsstufen und Partikelzusammensetzungen auf dem Markt.

Die mit Abstand besten Materialeigenschaften haben die seit wenigen Jahren eingesetzten Nanofüllerkomposites, deren Partikel lediglich ca. 20 Nanometer groß sind.Hier konnte man erstmals alle guten Eigenschaften der Vorgänger vereinen, wie hervorragende Polierbarkeit, enorme Kaustabilität, Langlebigkeit, Ästhetik, während man die negativen Eigenschaften eliminiert hat.

Einziger Wermutstropfen ist der im Vergleich zu den herkömmlichen Komposites etwas höhere Preis, der aber relativ gering ausfällt, so dass die Nanofüllerkomposites m.E. derzeit das beste Preis- Leistungsverhältnis aufweisen.

Bis auf die Makrofüllerkomposites sind alle bisher genannten noch weiterhin im Gebrauch, und man sollte sich immer vorher erkundigen, welche Art von Komposite in der Praxis benutzt wird, da es hier in puncto Qualität und Haltbarkeit große Unterschiede gibt.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.