Amalgamfüllungen

​Zahnarztkolumne 6. Teil

Amalgam, im Volksmund auch als „Plombe“ bezeichnet, ist ein plastisches Füllungsmaterial bestehend aus einem Metallpulver, das Silber, Zinn und Kupfer enthält, sowie reinem Quecksilber im Verhältnis 1:1.
Amalgam, im Volksmund auch als „Plombe“ bezeichnet, ist ein plastisches Füllungsmaterial bestehend aus einem Metallpulver, das Silber, Zinn und Kupfer enthält, sowie reinem Quecksilber im Verhältnis 1:1.

Wie bereits beschrieben, werden vor allem zuckerhaltige Nahrungsmittel von den Bakterien der Mundhöhle zu Säuren vergoren. Diese Säuren entziehen den Zähnen Mineralstoffe, was schließlich zu einem Loch im Zahn führt, allgemein als Karies bekannt (s. 2. Teil meiner Kolumne, Thema Karies).

Schon vor Jahrhunderten hat man versucht, die so entstandenen Zahnlöcher zu "stopfen".

Im Jahre 1818 erfand der britische Zahnarzt Thomas Bell das Amalgam als Füllungsmaterial.

Die Vorteile von Amalgam liegen in der Einfachheit der Verarbeitung. Man mischt einfach das Metallpulver mit Quecksilber und hat dann 3 bis 5 Minuten Zeit, das Material in den Zahn einzubringen. Danach ist es ausgehärtet und hat hervorragende Eigenschaften: Es ist beständig, langlebig und widersteht der Kaubelas­tung viele Jahre lang.

Tatsächlich sind Amalgamfüllungen, obwohl es sie schon seit über 200 Jahren gibt, langlebiger als die meisten modernen Füllungsmaterialien und zudem auch noch preisgünstiger.

Die Nachteile von Amalgamfüllungen sind die unschöne Ästhetik und der hohe Quecksilbergehalt (50%).

Bereits 1833 brach in den USA der sogenannte "Amalgamkrieg" aus; in Deutschland flammte um 1920 eine ähnliche Diskussion auf.

Fakt ist, dass das in den Amalgamfüllungen gebundene Quecksilber auf 2 Arten in den Körper gelangen kann:

1. durch den ganz normalen Kauvorgang werden Teile der Füllung abgerieben, verschluckt und gelangen über den Magendarmtrakt in den Körper.

2. vor allem frische Füllungen geben Quecksilberdampf ab, der über die Atemwege aufgenommen wird.

Die Amalgamgegner führen an, dass dieses Quecksilber sich im Fett- und Nervengewebe ablagert und langfristig zu schweren gesundheitlichen Störungen führen kann, die noch gar nicht absehbar sind (Krebs, Alzheimer, Demenz, Multiple Sklerose etc.).

Die Amalgambefürworter entgegnen, dass alleine schon durch die von Umweltgiften belasteten Nahrungsmittel eine viel höhere Menge an Schwermetallen in den menschlichen Körper gerät, und die zusätzliche Belastung durch Amalgamfüllungen nur verschwindend gering ist.

Amalgam ist umstritten

Es gibt sogar abstruse Verschwörungstheorien, die besagen, dass viele Staaten eine hohe Menge an Industriemüll erzeugen, der teilweise aus Quecksilber besteht, und nun versuchen, diesen quasi in den Zähnen des Volkes zu "entsorgen".

Daher möchte ich an dieser Stelle einige aktuelle Stellungnahmen von zuständigen Behörden auflisten:

Im Jahre 1997 wurde in Deutschland ein Konsenspapier des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte sowie verschiedener zahnärztlicher Gesellschaften veröffentlicht, wonach eine Gefährdung durch Amalgamfüllungen ausgeschlossen werden kann.

Lediglich bei Schwangeren, bei eingeschränkter Nierenfunktion sowie bei nachgewiesener Allergie auf Amalgam soll von dessen Benutzung Abstand genommen werden.

Die aktuelle Stellungnahme der Weltgesundheitsorganisation kommt zu dem Schluss, dass Amalgamfüllungen als sicher und zuverlässig zu betrachten sind.

In Deutschland wurde 1994 höchstrichterlich festgeschrieben, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Füllungen im Seitenzahnbereich nur dann übernehmen, wenn "im Regelfall" Amalgam verwendet wird.

Leider gibt es bei all diesen Vorschriften und Stellungnahmen einen eklatanten Widerspruch, der mich als Behandler doch sehr nachdenklich stimmt:

Seit Jahrzehnten gibt es in Deutschland die Vorschrift, dass jeder Zahnarztstuhl mit einem sog. Amalgamabscheider ausgestattet sein muss. Dieser ist quasi zwischen dem Sauger und dem Abflussrohr zwischengeschaltet und fängt das Amalgam ab, wenn beispielsweise alte Füllungen rausgebohrt werden.

Einerseits ist das Amalgam so harmlos, dass man es ohne Bedenken in das menschliche Kausystem integrieren kann, andererseits aber ist es offenbar so giftig, dass es noch nicht einmal ins Abwasser gelangen darf!

Ich habe mich daher schon zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn vor über 20 Jahren dafür entschieden, kein Amalgam zu verwenden.

Offenbar lag ich damit nicht ganz falsch, denn im Januar 2009 entschied das Umweltministerium in Schweden, den Gebrauch von Quecksilber zu verbieten. Bereits einen Monat später einigten sich die Umweltminister der Vereinten Nationen, spätestens 2013 kein Quecksilber mehr zu verwenden, "da es ein tödliches Gift ist".

Glücklicherweise gibt es in der Zahnmedizin hervorragende Alternativen, die ich Ihnen in der nächsten Ausgabe vorstellen werde.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

Der deutsche Zahnarzt und Implantologe Dr. Ramin Yachkaschi hat im Jahr 1990 sein Studium in Göttingen abgeschlossen und gründete nach seinem Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr 1992 eine Praxis in München Bogenhausen. Anfang 2010 bestand er das thailändische „Dental Board Exam“ und praktiziert seither in seiner eigenen Praxis in Pattaya. Dr. Ramin schreibt diese Kolumne zwecks Aufklärung und Information; die beschriebenen Behandlungsmethoden stellen den aktuellen zahnmedizinischen Standard dar, der von Zahnarztpraxen weltweit angewendet wird.

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