Zeitungen zum Geschehen am Sonntag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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«Handelsblatt» zu Europawahl

Die Träume der Grünen von einer Kanzlerschaft sind wohl endgültig ausgeträumt.

Obwohl mit dem Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg allen Wählerinnen und Wählern die Bedeutung des Klimaschutzes deutlich vor Augen geführt wurde, verlor die Ökopartei um die Minister Annalena Baerbock und Robert Habeck die meisten Stimmen innerhalb der Koalition. Eine neue Erfahrung für die Grünen. Ob sie daraus etwa in der Abschiebepolitik ihre Lehren ziehen, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich merken die Bürger zudem langsam, wie teuer die grüne Energiewende wird.


«El País»: Europa entscheidet über seine Zukunft

MADRID: Die spanische Zeitung «El País» kommentiert am Sonntag die Europawahl:

«(...) Mehr als je zuvor könnten die Europawahlen heute zu einem Wendepunkt werden, an dem die Union auf die eine oder andere Seite der Geschichte kippt. (...) Europaskeptische Kräfte (...) hoffen darauf, das traditionelle Bündnis proeuropäischer Parteien zu brechen (...).

Die rechtspopulistischen Parteien (...), die eine andere Art von Union versprechen, haben bisher nicht offen erklärt, worin ihr alternatives Modell besteht. Nach ihren Wahlprogrammen zu urteilen, würde das Ziel darin bestehen, die Union auf einen einfachen Binnenmarkt zu reduzieren, ohne Struktur- oder Agrarfonds, ohne Euro, ohne Austausch von Studenten oder Wissenschaftlern, ohne Freizügigkeit und ohne gegenseitige Anerkennung von Rechten. Sie definieren ihren Vorschlag als ein Europa der Nationen, d.h. als die Formel, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorherrschte und zur doppelten Hekatombe der Weltkriege führte. Demgegenüber verweisen die proeuropäischen Parteien auf 70 Jahre Frieden und Wohlstand.

Am Wahltag geht es darum, ob die EU den Weg der gemeinsamen Bewältigung künftiger Herausforderungen, die weder gering noch klein sein werden, weitergehen will. Oder ob sie sich in einem Europa der Nationen verschanzen will, dessen Stärke nur eine trügerische Illusion wäre.»


«Sunday Times»: Ein Duell zwischen müden Kämpfern

LONDON: Nach Ansicht der Londoner «Sunday Times» sollten Joe Biden und Donald Trump in den Ruhestand treten, anstatt um das höchste Amt der USA zu kämpfen:

«Wer den 81-jährigen US-Präsidenten bei den D-Day-Gedenkfeiern beobachtete, sah einen älteren Herrn, der ähnliche Schwierigkeiten zu haben schien wie die anwesenden Kriegsveteranen. (...) Auch Trump ist mit seinen 77 Jahren kein junger Hüpfer mehr. Während seines Prozesses in New York schlief er wiederholt ein, und in seinen jüngsten Reden machte er bizarre Sprünge, die selbst seinen treuesten Fans Rätsel aufgaben.

Ronald Reagan hatte die Altersfrage 1984 umgedreht, indem er sagte, er werde die Jugend und Unerfahrenheit seines Gegners nicht zum Wahlkampfthema machen. Reagan war damals allerdings erst 73 Jahre alt. Biden, der mit 78 Jahren der älteste Mann war, der jemals US-Präsident wurde, wäre zu Beginn einer zweiten Amtszeit 82 Jahre alt. Trump wäre dann 78.

Biden hat einen stressigen Terminplan, der ihn bald wieder nach Europa zu einem G7-Gipfel in Italien führen wird. Juristische Probleme - der Prozess gegen seinen Sohn Hunter wegen Waffendelikten - beschäftigen ihn ebenfalls. Am 27. Juni werden er und Trump in der ersten Fernsehdebatte des Wahlkampfs aufeinandertreffen. Es wird ein Duell zwischen zwei müden und alten Kämpfern sein, die beide zum Wohle Amerikas an den Ruhestand denken sollten, anstatt für das höchste Amt zu kandidieren.»


«NZZ am Sonntag»: Geringe Chancen für Frieden in Gaza

ZÜRICH: Die «Neue Zürcher Zeitung am Sonntag» kommentiert die Bemühungen der US-Regierung um ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen:

«Als Joe Biden vergangene Woche überraschend einen dreistufigen Plan für einen Waffenstillstand in Nahost vorstellte, nahm er große Worte in den Mund. «Es ist Zeit, den Krieg zu beenden», sagte der US-Präsident. Für einen Moment fragte man sich tatsächlich: Kommt jetzt die Wende? (.) Doch es dauerte nicht lange, bis klar war: Weder der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu noch die Hamas stimmen dem Deal zu.

Netanjahu wird nicht von seiner Doktrin abrücken, die Hamas zu zerstören. Zudem würden die extremen Rechten in seinem Kabinett die Regierung stürzen, sollte er dem Plan zustimmen. Auch die Hamas hat kein Interesse, den Krieg zu beenden. Die Tausenden von palästinensischen Opfern sind den Terroristen nicht nur egal, sie sind Teil ihres teuflischen Kalküls: Denn nun wendet sich fast die ganze Welt gegen Israel. Bidens Außenminister reist nächste Woche erneut nach Nahost, um für den Plan zu werben - die Chancen für einen Weg aus dem Krieg sind jedoch minimal.»

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Jürgen Franke 11.06.24 18:40
Herr Sylten, wenn Ihre Kinder eine
solide Ausbildung genossen haben, sind Ihre Sorgen völlig überflüssig, denn auch unsere Generation müssen das auslöffeln, was unsere Eltern uns eingebrockt haben. Ohne AKWs werden wir nicht weitermachen können. Abgesehen davon sind die Windkraftanlagen ein Alptraum.
Thomas Sylten 11.06.24 14:00
"Zudem merken die Bürger Europas langsam, wie teuer die grüne Energiewende wird":
Und sie wird immer teurer, umso später wir damit ernsthaft beginnen - bis es unsere Kinder schließlich das Leben kostet.