Internationale Pressestimmen zum zweiten EM-Sieg von Deutschland
STUTTGART: Zweites Spiel, zweiter Sieg: Nach dem EM-Achtelfinaleinzug gibt es Lob für das deutsche Team von der internationalen Presse. Besonders zwei Spieler stehen im Fokus.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich bei der Heim-EM vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert. Die Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann gewann am Mittwochabend mit 2:0 (1:0) gegen Ungarn. Das schreiben internationale Medien.
Großbritannien:
«Daily Mail»: «Zwei Gedanken kommen mit jedem Deutschland-Spiel bei diesem Turnier immer stärker auf. Der eine, dass sie immer mehr zum Favoriten werden und der andere betrifft die Identität der dummen Seele, die es erlaubt hat, dass sich Jamal Musiala aus dem englischen Fußball entfernt. Was ein wunderbarer Spieler und was ein Grund für England, um sich in die Faust zu beißen, dass diese Verbindung mit seiner Heimat mit der U21 geendet ist.»
BBC: «Es war nicht die flüssige Leistung, die sie im Eröffnungsspiel gezeigt haben, aber es war sicherlich eine gute in dieser Phase des Turniers. Und im 21 Jahre alten Musiala hat Deutschland eines der herausragendsten Talente - wie weit er sie tragen kann, ist die Frage, die sich alle stellen.»
Frankreich:
«L'Équipe»: «Deutschland schlägt Ungarn und zieht ins Achtelfinale der EM ein. Die Gastgeber verfügen vor allem im Mittelfeld über viele Ressourcen, um einen technisch eingeschränkten Gegner zu schlagen.»
RMC Sport: «Die Deutschen glänzen nicht, sind aber als Erste für das Achtelfinale qualifiziert. Deutschland war durch Ungarn in Verlegenheit gebracht worden, musste aber letztlich das Entscheidende sichern: die Qualifikation für das Achtelfinale.»
Italien:
«La Gazzetta dello Sport»: «Musiala und Gündogan strecken Ungarn nieder: Ein schönes Deutschland fliegt ins Achtelfinale. Die Deutschen gewinnen nach dem 5:1 gegen Schottland einfach weiter. Nichts zu machen für die Mannschaft des italienischen Trainers Marco Rossi, die weiter bei null Punkten steht.»
«Corriere dello Sport»: «Die Deutschen haben nach den ersten beiden Spielen des Turniers die volle Punktzahl und sind rechnerisch fürs Achtelfinale qualifiziert. Große Party in Stuttgart, wo die teutonische Mannschaft so viel Gutes aus dem Eröffnungsspiel bestätigt.»
«Le Repubblica»: «Deutschland spielt gut, schießt viele Tore, bereitet seinen fröhlichen und enthusiastischen Fans eine Menge Freude und steht mit absoluter Nonchalance schon im Achtelfinale. Ungarn erging es besser, weil es im Gegensatz zu Schottland nur zwei Gegentore kassiert hat. Aber es bleibt der Eindruck, dass die Deutschen noch nicht ihr volles Potenzial ausgeschöpft haben. Es stimmt, dass sie gegen zwei schwache Gegner gespielt haben. Aber es besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass diese zwei überwältigenden Siege trügerisch waren.»
Spanien:
«Marca»: «Auch ohne die Walze ist es Deutschland. Ein härterer Sieg als erwartet für die Gastgeber. (...) Schottland und Ungarn sind keine Rivalen, wenn es darum geht, die Chancen des Gastgebers im Turnier einzuschätzen. Aber das Ticket für das Achtelfinale fast ohne sichtbare Anstrengung zu lösen, nötigt den übrigen Favoriten schon einigen Respekt ab.»
«AS»: «Mit Gündogan im Achtelfinale. Ein Tor und eine Vorlage des Mittelfeldspielers vom FC Barcelona reichten aus, um die Ungarn zu besiegen und sich vorzeitig zu qualifizieren. Es war noch schwieriger als das Spiel gegen Schottland in der vergangenen Woche. Doch je schwieriger es wird, desto mehr haben ihre Stars in letzter Zeit zugelegt.»
«Mundo Deportivo»: «Barcelonas Ilkay Gündogan glänzte am Mittwoch mit einem Tor und einer Vorlage für Gastgeber Deutschland gegen Ungarn. Gündogan, der Deutschland als Kapitän anführte und zum Spieler des Spiels gewählt wurde, träumt davon, dass dies sein großer Moment mit seiner Nationalmannschaft sein wird.»
Ungarn:
«index.hu»: «Nach einem vermeintlichen Tor (aus dem Abseits) unterlagen wir in einer großen Schlacht dem EM-Gastgeber Deutschland.»
«nemzetisport.hu»: «Sie brachte es bis zum Abseits-Tor und zu Torsituationen, doch auch gegen die Deutschen verlor die großartig kämpfende ungarische Auswahl. Musiala und Gündogan schossen die Tore, doch auch Neuer zählte zu den Besten der Heimmannschaft, die damit ins Achtelfinale kam.»
«telex.hu»: «Die ungarische Auswahl zeigte sich stark verbessert, doch gegen die Deutschen, die 2:0 gewannen, war das zu wenig.»
«444.hu»: «Endlich hat die (ungarische) Mannschaft etwas gezeigt. In Hinblick auf Stimmung und Spiel war das Spiel Ungarn gegen Deutschland besser als das Ungarns gegen die Schweiz.»
Schweiz:
«Blick»: «Erst wackelig, dann souverän - Deutschen im Achtelfinale!»
«Tagesanzeiger»: «Mängel in der Defensive, Effizienz in der Offensive»
Österreich:
«Krone»: «Pinke Party! Gastgeber Deutschland im Achtelfinale.»
«Der Standard»: «Diesmal hatte die Leistung auch im zweiten Spiel der EM im eigenen Land nichts Verflixtes. In ihren im Verkauf höchst erfolgreichen pinken Ausweichtrikots besiegte die DFB-Auswahl Ungarn mit 2:0 (1:0).»
«Stuttgarter Zeitung» zu Putin/Kim
Das Treffen zeigt den Absturz Russlands.
Schurken sind längst Freunde geworden. Belarus, China, Iran, die Hamas, die Taliban, Nordkorea - Moskau reicht mittlerweile gern Regimen die Hände, mit denen es die Instrumente der Herrschaft teilt: Unterdrückung, Folter, Mord. Der einst auch von Moskau geächtete Kim ist plötzlich ein "beständiger Freund". Die immer stärker werdende Achse Moskau-Pjöngjang zeigt einen Strategiewechsel und macht die Allianz im Osten noch gefährlicher, als sie jemals war.
«Frankfurter Rundschau» zu Dreyer
Die SPD verfügt nicht gerade über viele Integrationsfiguren.
Umso mehr wird Malu Dreyer der Partei fehlen, wenn sie nicht mehr Ministerpräsidentin ist. Das wiegt angesichts eines blassen Bundeskanzlers und der desaströsen Wahlergebnisse umso schwerer. Dreyer steht für sozialdemokratische Kontinuität als dienstälteste der SPD-Regierungschefinnen und -chefs. Und sie macht seit acht Jahren vor, dass ein Dreierbündnis wie die Ampelkoalition gut funktionieren kann - sogar mit einem FDP-Politiker wie Volker Wissing als Vize, der jetzt in Berlin viele Konflikte mit SPD und Grünen provoziert. Malu Dreyer als Kandidatin fürs Kanzleramt? Das wäre sicher viel drängender zum Thema in der SPD geworden, wenn sie sich nicht mit Rücksicht auf ihre Krankheit bei solchen Ambitionen zurückgehalten hätte. Nun hat sie immerhin geschafft, was vielen Politikerinnen und Politikern durch zu langes Festhalten am Spitzenjob missgönnt ist: einen selbstbestimmten Abgang samt der Nominierung eines Nachfolgers.
«Handelsblatt» zu Nvidia
An Superlative haben wir uns inzwischen gewöhnt bei Nvidia.
Jetzt ist der Chiphersteller mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 3,3 Billionen Dollar auch noch das wertvollste Unternehmen der Welt. Das Unternehmen mit dem schwer lesbaren Namen, das vor einigen Jahren noch die wenigsten wirklich kannten, verdrängte Tech-Giganten wie Apple oder Microsoft. Das könnte man als Spekulation oder Hype abtun. Aber dahinter steckt mehr als Wall-Street-Zauberei. Die erstaunliche Börsenentwicklung zeigt, was die meisten Menschen mittlerweile intuitiv erahnen: Künstliche Intelligenz wird unser Leben ähnlich verändern wie die Elektrizität, der PC oder das Internet.
«Diena»: Strafzölle nur Spitze des Eisbergs
RIGA: Die lettische Zeitung «Diena» kommentiert am Mittwoch die von der EU angedrohten Strafzölle auf chinesische E-Autos:
«Dies ist nur die Spitze des Eisbergs, unter der sich eine Pyramide aus mindestens einem Jahrzehnt ausgereifter Meinungsverschiedenheiten verbirgt. Unter anderem begann die EU zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts, ihre Besorgnis über die Entwicklungspläne von Chinas High-Tech-Industrien mithilfe massiver staatlicher Subventionen zum Ausdruck zu bringen. Die gegenwärtige Situation, in der nicht nur europäische Elektroautos, sondern auch viele andere Hersteller nicht in der Lage sind, mit der chinesischen Produktion zu konkurrieren, und alle daraus resultierenden Konsequenzen (ein beeindruckendes Handelsungleichgewicht zugunsten Chinas von mehr als 200 Milliarden Euro pro Jahr) sind die Folge der erfolgreichen Umsetzung dieser Programme.
Die Geopolitik schafft natürlich auch zusätzliche Probleme in den Beziehungen - die engen Beziehungen Chinas zu Russland und die angespannten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Dabei stehen die Europäer natürlich auf der Seite Washingtons, was für einiges an Empörung in Peking sorgt. Ebenso wie die gegenseitige Überzeugung Pekings und Brüssels, dass sie völlig unschuldig sind, und die mangelnde Bereitschaft, irgendetwas zu ändern.»
«Nepszava»: Von der Leyen bleibt Favoritin für EU-Kommissionsvorsitz
BUDAPEST: Über den noch fehlenden Konsens in der Europäischen Union (EU) in Hinsicht auf das künftige Spitzenpersonal schreibt die Budapester Tageszeitung «Nepszava» am Mittwoch:
«Auf dem informellen Gipfel erzielte man am Montag keine Einigung. (...) Ursula von der Leyen bleibt als Kandidatin der Europäischen Volkspartei (EVP), der mandatsstärksten Kraft im neu gewählten Europaparlament, weiterhin die Favoritin für den Vorsitz der Europäischen Kommission. (...) Es steht außer Frage, dass man sich beim Gipfel nächste Woche auf die Vergabe der Spitzenämter einigen wird. Bis dahin wollen sich einzelne Parteienfamilien bessere Verhandlungspositionen schaffen. Die Parteien neben der EVP sind bestrebt, von der Leyen Zugeständnisse abzuringen. Die kleineren Länder wiederum verlangen mehr Mitsprache im Institutionengefüge der EU. Ausgenommen Ungarn. (...) Es ist das erste Mal, dass die Fidesz-Partei (nach ihrem Ausscheiden aus der EVP 2021) bei der Wahl der Kommissionsvorsitzenden nicht Mitglied der einflussreichsten Parteienfamilie ist. Die ungarische Regierungspartei (von Ministerpräsident Viktor Orban) ist heute in Europa völlig isoliert.»
«The Times»: Bündnis zweier Tyrannen
LONDON: Die Londoner «Times» kommentiert am Mittwoch den Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Nordkorea:
«Derzeit ist der Kreml stark von seinem dysfunktionalen Verbündeten im Fernen Osten abhängig. Der Krieg in der Ukraine, der nun schon das dritte Jahr andauert, erfordert Unmengen an Munition. Nordkoreanische Raketen und Artilleriegeschosse sind zwar alles andere als von bester Qualität, aber sie sind in großen Mengen verfügbar, während die russische Produktion mit dem Bedarf kaum Schritt halten kann. (...)
Dank seiner langjährigen Erfahrung als international geächteter Paria kann Pjöngjang seinem Partner auch helfen, westliche Sanktionen zu umgehen, einschließlich solcher, die Finanztransaktionen betreffen. Und was bekommt es dafür zurück? Zum einen Lebensmittel, um die miserable Leistung seines Agrarsektors auszugleichen, und Technologie, vor allem im Weltall- und Rüstungsbereich. (.)
Ungeachtet des Geredes von ewiger Freundschaft und Solidarität angesichts des bösartigen Westens beruht das sich vertiefende Bündnis zwischen diesen beiden Tyrannen auf einem gemeinsamen Überlebenswillen. Dieser Sommer könnte Putins letzte Chance sein, Territorium in der Ukraine zu erobern und sich für Verhandlungen günstig zu positionieren. Seine Artillerie muss gefüttert werden. Das gilt auch für das unterdrückte Volk von Nordkorea. Waffen für Butter. Das ist ein Geschäft, von dem beide Seiten profitieren können.»
«NZZ»: Klientelpolitik untergräbt Bidens Glaubwürdigkeit
ZÜRICH: Nach seiner Verschärfung der Asylregeln an der US-Südgrenze hat Präsident Joe Biden nun Erleichterungen für bestimmte Migranten angekündigt, die irregulär ins Land gekommen sind. Dazu meint die «Neue Zürcher Zeitung» am Mittwoch:
«Mit der erleichterten Einbürgerung illegal eingereister Ehepartner erreicht die Biden-Kampagne Hunderttausende von Wählerinnen und Wählern in den Swing States Nevada, Arizona und Georgia, wo viele Latinos leben und sich offenbar zunehmend Trump zuwenden. Gleichzeitig kann sie den linken Parteiflügel beruhigen, der über die Begrenzung des Asylrechts entgeistert ist.
Doch so einfach ist es nicht, wie wiederum ein Blick auf die neusten Umfragen zeigt: Die Begrenzung des Asylrechts Anfang Monat beispielsweise hat überhaupt nichts bewegt. (.) Schon länger weisen Politologen darauf hin, dass Klientelpolitik in den USA gute Tradition hat, aber deren Wirksamkeit zu hinterfragen ist. Denn sie untergräbt gleichzeitig das höchste Gut in der Politik: die Glaubwürdigkeit. (.)
Bei Biden gibt es berechtigte Zweifel, ob er die Zügel der Regierung überhaupt noch in der Hand hält. Seine Initiativen in der Einwanderungspolitik verkündet er, indem er mit Mühe und Not vom Teleprompter abliest. Worte, die jemand anderes geschrieben hat, um seine Wiederwahl zu retten.»
«La Vanguardia»: Solange Krieg ist, bleibt Netanjahu
BARCELONA: Die spanische Zeitung «La Vanguardia» kommentiert am Mittwoch die innenpolitische Lage in Israel:
«Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mag außerhalb seines Landes unbeliebt sein, aber niemand kann ihm eine ungewöhnliche Fähigkeit zum politischen Überleben absprechen. (...) Diese Fähigkeit, zu manövrieren und Absprachen zu treffen, machte Netanjahu zu dem Mann, der Israels Reaktion auf den Hamas-Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 anführen sollte. Und er bleibt es trotz einiger Anzeichen von Unzufriedenheit, die seine Position zu keiner Zeit gefährdet haben. (...) Wie zu erwarten war (...), haben die Israelis am 7. Oktober ihre Reihen geschlossen und ihre internen Streitigkeiten beiseite geschoben. (...)
Der Krieg dauert an und ein Ende ist nicht abzusehen, da das israelische Ziel nicht darin besteht, den Gazastreifen zu besetzen - zumindest formell -, sondern die Hamas zu vernichten. (...) Erst Gantz und dann Eisenkot haben beschlossen, das Kriegskabinett zu verlassen, weil sie mit der politischen Führung Netanjahus nicht einverstanden sind. (...) Netanjahu hat auf das Ausscheiden der beiden gemäßigsten Mitglieder des Kriegskabinetts reagiert, indem er es auflöste, (...) um zu vermeiden, dass sie durch so konfliktträchtige Partner wie Itamar Ben-Gvir, Minister für nationale Sicherheit und Führer der Ultrarechten, oder Bezalel Smotrich, Bannerträger der ultraorthodoxen Minderheit, ersetzt werden. (...) Solange der Krieg nicht vorbei ist, wird Netanjahu an der Macht bleiben.»