Zeitungen zum Geschehen am Sonntag

Foto: Adobe Stock/©elis Lasop
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«Münchner Merkur» zu Sylt

Über das tiefer liegende Problem, wo überall in unserer Gesellschaft Menschenfeindlichkeit mit unterschiedlichsten Fratzen heranwächst, ist in Ruhe zu reden.

Da wäre zu wünschen, dass die Politik stärker auf die ganze Bandbreite schaut. So widerwärtig das Sylt-Video ist, durch nichts zu rechtfertigen, auch nicht durch Alkohol, so auffällig ist doch auch die Eile der politischen Reaktionen. Ein Bundeskanzler, der binnen Minuten die Sprache und klarste Worte findet zu einem wichtigen Thema, begleitet von sämtlichen Spitzen des Staates, das ist gewiss lobenswert. Noch besser wäre gewesen, das wäre zu anderen Anlässen auch mal erfolgt. Dass man Klartext redet, Debatten anstößt und führt, sollte sich nicht daran bemessen, ob ein Thema wie hier im Falle Sylt gerade auch einer Seite auffällig gut in einen aktuellen Wahlkampf passt.


«Stuttgarter Zeitung» zu propalästinensischen Protesten an Hochschulen

Es hat seinen Grund, weshalb in Deutschland genau hingeschaut wird, wenn sich an Universitäten und in Teilen des intellektuellen Milieus eine antiisraelische Stimmung breit macht.

Dahinter verbirgt sich die Sorge, dass aus der neuen Empörung über das Leid der Palästinenser im Gazastreifen der alte Antisemitismus emporwachsen könnte. Denn während die einen Kritiker des israelischen Feldzugs ehrlich die Opfer beklagen und Frieden fordern, finden andere willkommenen Anlass, das "Gerücht über die Juden" weiterzutragen, das immer nur das eine besagt: Der Jude ist schuld. Gleichwohl erscheint es auch an der Zeit, an das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zu erinnern. Jeden Tag sterben im Gazastreifen Frauen, Männer, Kinder, ohne dass ein Plan hinter dem israelischen Vorgehen zu erkennen wäre.


«Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu Weltjustiz

Die (.) Haftanträge bewirkten, dass sich fast das gesamte politische Spektrum Israels hinter dem eigentlich hoch umstrittenen Ministerpräsidenten Netanjahu versammelte.

Der Affront aus Den Haag ging vielen zu weit. Die "weiche" IGH-Anordnung zum Stopp der Offensive ließ hingegen so viel Raum zur Interpretation, dass Israel sie akzeptieren konnte. Die Richter gingen auch nicht so weit, Südafrikas Antrag auf eine Waffenruhe für den gesamten Gazastreifen zu folgen. Der Gerichtshof zeigt sich damit zahn-, aber nicht unbedingt wirkungslos. Denn der notleidenden Zivilbevölkerung in Gaza ist möglicherweise mehr geholfen, wenn Israel, (.), an seine ureigenen Werte erinnert wird. Das ist etwas anderes, als das Land wie einen Kriminellen in eine Ecke zu stellen, aus der es kaum noch herauskommen kann.


«Jerusalem Post»: Israel kann es sich nicht leisten, Pariastaat werden

TEL AVIV: Die israelische Zeitung «Jerusalem Post» schreibt am Sonntag über Israels internationale Isolation wegen des Gaza-Kriegs:

«Die Welt ist auf eine Weise gegen Israel, wie wir sie noch nie erlebt haben. (...)

Lasst uns nicht vergessen, worum es hier geht und wie es begonnen hat: Am 7. Oktober, mit unschuldigen Zivilisten, die friedlich in ihren Betten schliefen, die abgeschlachtet, verstümmelt, missbraucht und verbrannt wurden. 125 von ihnen bleiben in der Hölle gefangen.

Die Tatsache, dass das Internationale Gericht die Freilassung der Geiseln nicht als Bedingung dafür nannte, dass Israel seinen Rafah-Einsatz stoppt, ist eine moralische Katastrophe.

Es ist zwar wahr, dass die selbstgefällige, scheinheilige Einstellung der Welt gegenüber einem gerechten Krieg, den Israel kämpft, lächerlich ist und eine widerliche Doppelmoral darstellt. Unsere Anführer haben jedoch Entscheidungen getroffen, die den Weg ebneten.

Als Israel seinen Militäreinsatz startete, tat es nicht genug, um den Eindruck zu erwecken, dass es sich um die palästinensische Bevölkerung sorgt. Man denke zurück an Äußerungen von Regierungsvertretern, die sagten, dass Grundbedürfnisse abgeschnitten werden. Es ist verständlich, dass sie in der Hitze des Ärgers gesagt wurden, aber sie sind bedeutsam, weil die Darstellung wichtig ist.

Wir leben in einer globalisierten Welt, die immer stärker miteinander verknüpft und aufeinander angewiesen ist. Wir können es nicht alleine schaffen und wir wollen unsere Verbündeten - nah und fern - nicht verlieren - dies ist einfach keine strategische Handlungsweise. Isolationismus wird uns nicht das bringen, was wir wollen.»


«Sunday Times»: Gleichsetzung von Israel und Hamas ist grotesk

LONDON: Die Londoner «Sunday Times» kritisiert die wegen des Gaza-Kriegs vom Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) gestellten Haftanträge:

«Seit den Gräueltaten der Hamas vom 7. Oktober, bei denen 1200 Menschen niedergemetzelt und etwa 250 als Geiseln genommen wurden, hat Israel nach Angaben von Hamas-Vertretern etwa 35000 Menschen im Gazastreifen getötet, wobei diese Zahlen inzwischen umstritten sind. Israel hat bei seiner Invasion schreckliche Fehler gemacht. Es kann gut sein, dass es noch mehr Fehler macht, wenn der Angriff auf die südliche Stadt Rafah weitergeht. Aber der Antrag des IStGH-Anklägers auf Haftbefehle gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Yoav Galant sowie drei Hamas-Anführer ist keineswegs hilfreich.

Karim Khan erklärt heute in der «Sunday Times», dass das Gesetz nicht selektiv angewandt werden und kein Befehlshaber straffrei handeln darf. Doch die unterstellte Gleichsetzung zwischen Israels gewählter Regierung und den Hamas-Terroristen, die im vergangenen Jahr die blutigen Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung befahlen, ist grotesk. Die Intervention des IStGH erfolgt, bevor der Konflikt überhaupt beendet ist. Sie wird nichts dazu beitragen, einen Waffenstillstand und die Freilassung der israelischen Geiseln herbeizuführen - zumal so eine Hilfeleistung auch gar nicht zu seinem gesetzlichen Auftrag gehört.»

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