Die kürzeste Antwort auf diese Frage lautet: Gibt es nicht.
Die zweitkürzeste: Wofür soll er gut sein?
Die Thais haben in ihrer Mehrheit bis heute nicht begriffen, was Umweltschutz bedeutet, denn niemand hat es ihnen beigebracht.
Nun könnte man sagen, das sei ein Problem der Thais, und die Farangs hätten sich da herauszuhalten. Aber wenn Thailand sich als international bedeutendes Urlaubsland vermarktet, Pattaya gar als weltberühmtes Seebad, dann hat es auch eine Verpflichtung seinen Gästen gegenüber: Sauberes Wasser, saubere Strände und saubere Luft.
Thais persönlich sind sehr sauber. Sie duschen täglich, häufig zweimal am Tag, aber der Abfall rund um ihr Haus stört sie nicht.
Abfall bleibt liegen, wo er anfällt
Als Carlos kürzlich eine Radtour machte, bemerkte er, wie hinter ihm ein Wagen stoppte. Als er sich umdrehte, sah er einen Fahrer in Uniform, der aus dem Kofferraum des Mercedes Säcke mit Bauschutt an den Straßenrand warf. Carlos wollte das mit seinem Handy dokumentieren, aber der Fahrer bemerkte das und wollte sich auf ihn stürzen. Carlos sah sein Heil nur noch in der Flucht. Zum Glück gab es ganz in der Nähe ein Restaurant, wo er untertauchen konnte. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn es diesen Unterschlupf nicht gegeben hätte.
Die Straßen in den Städten Thailands sind sauber, aber nur, weil sie täglich 24 Stunden lang gekehrt werden. Thais lassen Abfall generell dort liegen, wo er anfällt. Na und? Umweltschutz, Naturschutz und Klimaschutz sind Fremdwörter für sie. Carlos fragt sich, ob es diese Wörter in der thailändischen Sprache überhaupt gibt.
Ein Beispiel zu diesem Thema: Carlos sammelte ein Jahr lang ausgediente Batterien und gab sie zur Entsorgung an der Rezeption seines Condos ab. Als er zurückschaute, sah er, wie die Tüte mit den alten Batterien im Mülleimer landete. Er stellte den Mitarbeiter zur Rede, aber der zuckte nur hilflos mit den Schultern: "Ja, wo soll ich denn sonst hin damit?" Und der Apotheker, den er um Rat fragte, war auch nur ein freundliches Fragezeichen. Wer nimmt den Abfall zurück? Keiner weiß es. Carlos versuchte es in einigen Großkaufhäusern. Erfolglos. Aber ein Abteilungsleiter im "Central-Festival" war immerhin bereit, den Vorschlag seiner Geschäftsleitung zu unterbreiten, damit jeder Kunde seine ausgedienten Batterien in einen Behälter werfen kann, der dann ökologisch korrekt entsorgt werden sollte.
Wenn Carlos morgens von seinem Balkon auf das Meer schaut, sieht er oft eine Brühe, die sich bis zu zehn Metern in die See erstreckt: eine Ansammlung von giftgelben Blasen, durch die jeder hindurch muss, bevor er das halbwegs saubere Wasser erreicht. Hier werden die Abwässer immer noch ungeklärt ins Badeparadies abgelassen. Und wen von den dafür Verantwortlichen kümmert das? Niemand.
Es gibt einige Umwelt-Organisationen, die sich hier zu engagieren versuchen. Es gibt Gerichtsentscheidungen, die dem Umweltschutz Vorrang vor materieller Ausbeutung geben. Leider werden diese Urteile immer wieder unterlaufen von einflussreichen, korrupten Lokalgrößen, Paten, die der Zukunft dieses Landes im Wege stehen und die sich offensichtlich nicht ausmerzen lassen.
Praktisch: Müll ins Meer entsorgen
So wurde Carlos bei einer Überfahrt nach Koh Larn aus einiger Entfernung Zeuge, wie ein Boot, das den Inselmüll nach Pattaya schaffen sollte, diesen auf halbem Weg ins Meer entsorgte. Viele Farangs sahen diesen Vorgang ebenfalls und gaben ihrer Empörung über diese verantwortungslose Abfallbeseitigung lautstarken Ausdruck.
Die Thais hingegen lächelten nur, als unser Schiff durch diesen Müllteppich fuhr, während das Müllboot hinter einer vorgelagerten Insel verschwand.
Regierung und Gesetzgebung in Thailand haben dieses Thema und seine Bedeutung inzwischen erkannt. Aber es bleibt abzuwarten, wie es der Bevölkerung vermittelt wird, damit es sich in der Wirklichkeit bewährt.
Natürlich gehört dazu auch, dass überall Mülltonnen eingeführt werden (von Mülltrennung wollen wir hier gar nicht erst träumen). Vorerst packt jeder noch seinen Abfall in eine Plastiktüte und stellt sie an die Straße. Dort warten nicht nur die Ärmsten der Armen darauf, sie auf verwertbaren Müll zu durchsuchen. Hungrige Ratten, Katzen und Hunde sind ebenfalls unterwegs, um sich an der Abfallentsorgung zu beteiligen. Dabei werden die Plastiktüten, die sich hierzulande so großer Beliebtheit erfreuen, zerfetzt, und der Dreck und der Unrat werden vom Winde verweht. Und sicher ist es auch keine gute Idee, den Abfall zu verbrennen. Klimaschutz sieht jedenfalls anders aus.
Carlos meint, das alles ist kein typisch thailändisches Problem. Es fehlt den Ländern der 3. Welt - ebenso wie den Schwellenländern - nicht nur an Einsicht, es fehlt auch an den finanziellen Möglichkeiten, um die erkannten Aufgaben und die notwendigen Maßnahmen umsetzen zu können. Die Länder Europas, die sich im letzten Jahrhundert an den unterentwickelten Zonen der Welt nicht unerheblich bereichert haben, werden deshalb jetzt zur Kasse gebeten. Nicht nur in Durban auf der Klimakonferenz. Und Carlos ist damit völlig einverstanden: Das ist nichts anderes als ausgleichende Gerechtigkeit.
Allgemein zu sagen, Thailänder kennen keinen Umweltschutz, ist deutlich übertrieben. An immer mehr Schulen wird den Sxhülern vermittelt, dass und wie die Umwelt geschützt werden muss. Es werden Projekte von Schulen, privaten und staatlichen Organisationen initiiert, wo die Bevölkerung dazu aufgerufen wird, z.B. Strände, Wälder, etc. zu säubern - aus optischen Gründen, u.a. des Tourismus wegen, aber auch der Umwelt wegen.