Verboten, ja, aber wie die Prostitution allgegenwärtig. An der Beach Road liegen die entsprechenden DVDs offen aus. Am Strand werden sie von jungen Thais verkauft, die im Zweifelsfall selbst käuflich sind. Und in vielen dunklen Bars werden die Porno-Shows täglich praktiziert. Man hat nicht den Eindruck, als ob die Polizei großes Interesse daran hätte, diesen Markt zu stören. Es ist die große bunte Welt des Pornos, hier und fast überall auf der Welt.
Pornografie ist häufig ekelhaft, und wenn sie mit Gewalt oder Pädophilie verbunden ist, dann ist sie nicht nur widerlich, sondern auch kriminell. Carlos ist der Meinung, man sollte Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Pornografie verwehren, auch wenn das im Zeitalter des Internets kaum noch möglich ist.
Über Pornografie gibt es weltweit wissenschaftliche Untersuchungen, und viele kommen überraschenderweise zu dem Ergebnis, dass sie, im Gegensatz zu den Verteufelungen durch die Religionen und viele Moralapostel positiv zu bewerten ist. Wie das?
Vereinsamten Menschen verhelfe sie zur "Triebabfuhr", ein schreckliches Wort für Carlos, wenn man bedenkt, mit welchen Glücksgefühlen Sex verbunden sein kann. Und wer in einer liebevollen Verbindung lebt, den wird diese Vorstellung wohl eher traurig stimmen.
Pornografie ist weit verbreitet, ist fast überall erhältlich und wird überall benutzt.
Überwiegend von Männern, aber auch von Frauen. Das Thema ist nach wie vor ein Tabu. Kaum jemand (mal abgesehen von Charlotte Roche) wird sich in der Öffentlichkeit dazu bekennen, auch wenn es inzwischen fast normal ist. Das Internet hat es noch einfacher gemacht, sich diese Szene ins Haus zu holen: Suchwort bei google eingeben, ein Klick, und schon ist man mitten drin.
Für die Wissenschaft ist schon seit langem klar, dass Pornografie dazu beitragen kann, Vergewaltigungsdelikte einzuschränken. Allerdings gibt es dazu auch Ausnahmen.
Sex - lustvoll und fantasievoll
Ein weiterer Aspekt ist, wenn man an den verschämten, in der Regel im Dunkeln stattfindenden Sex früherer Generationen denkt, dass viele dadurch Techniken entdecken, die lustvoll und fantasievoll sind, Sexspiele, an die unsere Eltern und Großeltern noch gar nicht zu denken wagten, von denen sie nichts wussten. Natürlich, Kinder haben sie trotzdem bekommen, wobei die Pflicht meistens die Kür ersetzte. Von den tausend Jahre alten Tantra-Techniken Asiens gar nicht zu reden.
Für die prüde christlich-abendländische Welt ist es ja eine relativ neue Erfahrung, dass Sex nicht nur der Fortpflanzung sondern auch der Lust dient. Ebenso wie die Erfindung der Verhütungspille dazu beigetragen hat und das segensreiche Kondom. Auch wenn der Papst dessen Gebrauch immer noch zu verhindern versucht und damit die AIDS-Erkrankungen in Afrika überproportional ansteigen lässt. Für Carlos ist das unverantwortlich. Diese rückständige Einstellung, die Tausende und Abertausende Gläubige zu Krankheit und Tod verurteilt und Kinder zu Waisen macht, dogmatisiert von lustfeindlichen, weltfremden Greisen, ist für Carlos nicht nachvollziehbar. Diese Kirchenfürsten maßen sich gleichzeitig an, ihre Priester zur Askese zu verdammen. Und damit erreichen sie dann, dass Tausende ihrer Glaubensvertreter sich an Kindern vergreifen oder heimlich ihre Haushälterin beglücken.
Es wird Zeit, die Sexualität neu zu definieren und in unsere Gegenwart zu übertragen. Es ist noch nicht lange her, da wurden männergeile Frauen als Hexen und Schwule als Vorboten der Pest öffentlich verbrannt. Vor fünfzig Jahren noch in Gefängnisse gesteckt, dürfen Homosexuelle heute von Medien weltweit verbreitete Paraden abhalten oder heiraten und sind keinerlei Schikanen mehr ausgesetzt. Allerdings noch nicht überall, aber der Weg in die Liberalität ist vorgezeichnet und unumkehrbar.
Demokratie bedeutet Selbstbestimmung
Und was die Herren im Vatikan betrifft: In ihren verschlossenen Sälen, wo all die bösen Bücher gestapelt sind, die auf dem Index stehen, da könnten sie sich ja vielleicht mal kundig machen über die Freuden, die ihnen bislang entgangen sind. Denn sie können doch nicht widersprechen, dass die Lust von Gott gegeben ist. Lange, viel zu lange konnten sie ihre Schäfchen mit ihrer Lustfeindlichkeit drangsalieren. Jetzt ist es Zeit einzusehen, dass es damit vorbei ist. Weltweit haben die Menschen begonnen, zwischen ihren Wünschen und denen der Herrschenden zu differenzieren. Den Untertan gibt es nicht mehr. Die Machthaber, die den Wünschen der Völker entgegenstehen, werden ausgelöscht, weggefegt und in der Mülltonne der Vergangenheit entsorgt.
Carlos hat Verständnis für jeden, der sich gegen Pornografie ausspricht, auch für jene, die dabei ausschließlich ihrem Glauben folgen und den Beischlaf ausschließlich zum Zweck der Fortpflanzung ausüben. Aber niemand hat das Recht, der Mehrheit vorzuschreiben, ob sie beglückenden und fantasievollen Sex haben darf, selbst dann nicht, wenn Pornografie dabei im Spiel ist. Immer noch besser als das, was sein Vater ihm kurz vor dessen Tod anvertraute: "Ich habe meine Frau, deine Mutter, in meinem ganzen Leben niemals nackt gesehen."
Ein Leben im Dunkeln. Schrecklich! Aber auch ein Lob an die Steckdosen: Es werde Licht!