Drogen und kein Ende?

Drogen und kein Ende?

Der schnelle Kick: Designerdrogen aus Küchenlaboren, wie "Ya Ba" und "Ya Ice", scheinen Thailand zu überrollen.

Es ist schon einige Jahre her, als der damalige Premierminister Thaksin verkündete, Thailand sei ab sofort drogenfrei. Dem war eine Aktion vorausgegangen, bei der Tausende angeblicher Drogendealer erschossen worden waren, viele von ihnen mit einer Schusswunde im Rücken.

"Es war wie beim Tontaubenschießen in Deutschland", sagte damals ein Zeuge, der seitdem unter besonderem Schutz steht, und der immer noch um sein Leben fürchtet.

In Thailand konsumieren weit über eine Million Menschen täglich Drogen, und es werden immer mehr. Die Abhängigen werden auch immer jünger. Schon im Grundschulalter suchen sie Kontakt zu Drogen. Und neuerdings soll das Jugendstrafrecht sogar daraufhin geändert werden, dass Zehnjährige bereits angeklagt und vor Gericht gestellt werden können.

Warum? Was ist passiert? Was hat sich verändert?

Soziologen sprechen von fehlenden Zukunftsperspektiven, von sich auflösenden Familienbindungen oder von der Betäubung unzumutbarer Arbeitsbedingungen. Damit sind junge Frauen gemeint, die in Bars arbeiten und für jedermann käuflich sind, oder junge Männer, die als Masseure oder Stricher Dienste anbieten müssen, die sie nur unter Drogeneinfluss erbringen können. Und umgekehrt: Sie erbringen diese Arbeit nur, um an die Drogen zu kommen, von denen sie inzwischen abhängig sind, und die sie überall erhalten können, sofern sie das dafür nötige Geld haben.

Die thailändische Drogenbehörde ONCB (Office of Narcotic Control Board) ist davon überzeugt, dass Yaba und Ice in mindestens 70 Prozent aller Gegenden in Thailand problemlos erhältlich sind.

Bei jeder Kontrolle in einer Disco finden sich bis zu 40 Prozent der Gäste, die Drogen konsumiert haben.

Mit Drogen reich werden

Die Einführung der Drogen aus Myanmar oder Laos lässt sich kaum kontrollieren. Jeder Meldung der Polizei, mal wieder einen großen Fang gemacht zu haben, stehen doppelt so viele Einfuhren gegenüber. Der Gewinn aus diesen Geschäften ist einfach zu groß, die Versuchung, schnell reich zu werden, verführt zum Risiko, das manchmal auch zur Todesstrafe führt, mindestens aber zu langjährigen Gefängnisstrafen, die viele nicht überleben.

Trotz allem, die Realität beweist, es kommen immer noch genügend Dealer durch, und das Angebot ist flächendeckend. Immer noch gibt es jenseits der Grenzen Drogenbarone, die mit offizieller Unterstützung zumindest ungestört ihre Labore und Werkstätten zur Herstellung dieser letztlich lebensgefährlichen Präparate unterhalten können und gleichzeitig dadurch Reichtümer anhäufen, während Tausende von unbedarften Konsumenten dabei zugrunde gehen.

Ein in Pattaya nicht ganz unbekannter Geschäftsmann kam irgendwann auf die Idee, mit kristallinem Methamphetamin, bekannt unter dem Namen Ya Ice, sein aufwendiges Leben noch ein wenig aufwendiger zu gestalten. Er suchte die Bekanntschaft von deutschen Urlaubern, die durch Freigetränke zu seinen Freunden wurden, und bat sie um die kleine Gefälligkeit, ein Päckchen für ihn mitzunehmen. Das klappte erstaunlich lange. Aber dann flog dieser miese Trick auf. Der feine Herr wartet zurzeit im Gefängnis in Bangkok unter höchst unwürdigen Umständen auf seinen Prozess. Das Urteil: Wahrscheinlich lebenslange Freiheitsstrafe.

Den Drogen folgen Knast oder Tod

Ein Bekannter von Carlos berichtete, dass plötzlich Polizisten vor dessen Tür standen und gleichzeitig vor allen Appartements auf seiner Etage. Dann wurde ein Farang abgeführt und mit ihm sechs User, die sich bei ihm zu einer Drogenparty getroffen hatten - die offensichtlich verraten worden war.

Fast täglich lesen wir über Festnahmen von Dealern, die unter konspirativen Umständen zustande kommen. Zivile Polizisten geben sich als angebliche Käufer aus und schlagen zu, sobald der Deal perfekt ist. Und trotz all dieser Bemühungen wird der Konsum nicht weniger.

Carlos fragt sich: warum?

Liegt es etwa daran, dass pflichtvergessene Polizisten diese Szene heimlich unterstützen, um davon zu profitieren? Man konnte davon schon mehrfach in der Presse lesen. Ebenso wie jene Staatsdiener, die Farangs Drogen untergeschoben haben, um sie dann damit zu erpressen.

Es soll auch thailändische Großdealer geben, die in ihrer Gemeinde äußerst großzügig für soziale Projekte spenden. Jedermann weiß natürlich, woher das Geld stammt, aber keiner wagt es, den Geldstrom abzustellen. Die ehrenwerten Herren werden honoriert, für die Parlamentswahlen aufgestellt und irgendwann unangreifbar.

Und so dreht sich der Reigen immer weiter und weiter. Tausende spielen mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit, genießen den Riesen-Crash und landen irgendwann beim goldenen Schuss, der nichts anderes ist als die Beendigung eines vergeudeten Lebens, das anderen ein Leben in Luxus ermöglicht.

Carlos ist glücklicherweise in der Lage, dem Leben so viele positive Aspekte abzugewinnen, dass er auf alle Drogen verzichten kann - ein gutes Glas Wein bleibt allerdings stets eine große Versuchung.

Aber die Frage im Titel dieser Kolumne kann er ganz genau beantworten: Drogen sind das Ende.

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