Samui-Bombe: Polizei kritisiert Druck der Regierung

Weiter offen: Wer steckt hinter dem Bombenanschlag auf Koh Samui?
Weiter offen: Wer steckt hinter dem Bombenanschlag auf Koh Samui?

KOH SAMUI: Das Fahndungsfoto eines falschen Verdächtigen, Widersprüche zwischen Ermittlern und der Militärregierung und nun sogar offene Kritik der Polizei wegen des Drucks aus Bangkok – der Bombenanschlag von Koh Samui bringt derzeit mehr Verwirrung als Klärung an die Öffentlichkeit.

Der Mann, der am Montag in vielen Zeitungen als möglicher Fahrer des Bomben-Pickups veröffentlicht worden war, stellte sich gestern der Polizei und konnte offensichtlich seine Unschuld nachweisen. Nach der Entnahme seiner DNA und einem mehrstündigen Verhör ließen die Polizeiermittler ihn wieder laufen.

Weniger klar ist die atmosphärische Stimmung zwischen den Tatort-Ermittlern und Mitgliedern der Militärregierung. In erstaunlich offener Art und Weise kritisierten gestern Polizeibeamte die ihrer Ansicht nach ‚vorschnelle Verdachtszuweisung in Richtung politischer Kreise im Norden des Landes“. Ein Ermittler sagte, es gäbe noch keine schlüssigen Hinweise in diese Richtung, vielmehr könne bis heute nicht ausgeschlossen werden, dass separatistische Terroristen aus dem umkämpften Südthailand in den Anschlag verwickelt seien.

Polizeibeamte beklagten den Druck, der durch Aussagen eines Regierungssprechers und des Ministerpräsidenten auf diesen Fall ausgeübt würden. Die Polizei gehe vielen Spuren nach und wolle diesen Fall lösen. Das sei erschwert worden, weil die Landesregierung offensichtlich einseitig in eine politische Richtung drängle.

Die Polizei teilte gestern mit, dass man mittlerweile von zwei unabhängigen Tatfahrzeugen für diesen Anschlag ausgehe. Der Mazda Pickup habe die Bombe getragen, ein anderes Auto sei als Spähfahrzeug in die Tiefgarage des CentralFestival Samui gesteuert worden. Dort hatte es am Freitag, 10. April, um 22.30 Uhr eine verheerende Explosion gegeben, in deren Folge sieben Menschen verletzt worden waren.

Der vordere Teil der Tiefgarage mit Zufahrt vor dem Chaweng-Kreisel wurde dabei so stark beschädigt, dass er bis heute gesperrt blieb. Die Sicherheitsvorkehrungen im CentralFestival sind drastisch erhöht worden. Fahrzeugführer, die dort parken wollen, müssen sich einer akribischen Untersuchung unterziehen und ein persönliches Dokument vorweisen. Dieses wird am Eingang gescannt. Mit Autospiegeln wird zudem unter das Fahrzeug gesehen.

Auch am Flughafen Koh Samui sind die Auswirkungen des Anschlages vom 10. April erkennbar. Bei der Zufahrt prüfen Militär- und Polizeieinheiten jedes Fahrzeug und jeden Fahrer. Geachtet wird insbesondere auf das Kennzeichen. Die Sicherheitskräfte sind dabei außerordentlich höflich und versichern, dass diese Maßnahme zum Schutze aller dient.

Einer der drei festgenommenen Sicherheitsmitarbeiter des CentralFestival ist noch mehr ins Visier der Ermittler gerückt. Er stammt aus Südthailand und ist laut Polizeiangaben vorbestraft. Gefahndet wird noch nach vier weiteren Männern aus diesem Kreis, die möglicherweise als Vorbereiter des Bombenanschlages in Frage kommen. Weiter flüchtig ist der Fahrer des Mazda Pickup mit Yala Kennzeichen. Seine Identität ist nach der Klärung des fälschlich verdächtigten Mannes wieder offen.

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