Kurz gefragt - Jörg Buck

Amt des Geschäftsführers der Deutsch-Thailändischen Handelskammer (GTTC) in Bangkok

Kurz gefragt mit Jörg Buck,
Kurz gefragt mit Jörg Buck,

Seit dem ersten April bekleidet Jörg Buck für die kommenden fünf Jahre das verantwortungsvolle Amt des Geschäftsführers der Deutsch-Thailändischen Handelskammer (GTTC) in Bangkok. Der aus Bad Kreuznach (Rheinland Pfalz) stammende Deutsche ist Vater einer zweieinhalbjährigen Tochter, verheiratet und agierte vor seinem Amtsantritt im Königreich erfolgreich als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in Buenos Aires. DER FARANG traf sich mit dem 41-jährigen Wirtschaftsexperten und unterhielt sich mit ihm über das Tagesgeschäft, die Besonderheiten seines neuen Gastlandes und die Dienstleistungen der GTTC. Durch das Interview führte Björn Jahner.

Herr Buck, erzählen Sie uns bitte ein wenig über Ihre Karriere!

Studiert habe ich Sozialwissenschaften und Betriebswirtschaft mit den Abschlüssen Master of Arts (MA) und Master of Business Administration (MBA). Bereits während des Sozialwissenschaftenstudiums legte ich den Schwerpunkt auf das Management von Non-Profit-Organisationen, was mich für Tätigkeitsfelder in der Führungsebene vorbereitete. Ich bin seit über zehn Jahren im Netzwerk des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) im Geschäft. Anfangs agierte ich als Berater für IT und Medien, bevor ich als Leiter der Berufsakademie in Portugal wirkte und in Argentinien drei Kammern als stellvertretender Geschäftsführer leitete. Ein großer Erfolg war unsere überregionale Show "Casa Alemana" zum Thema Energieeffizienz, die auch als eines der Vorzeigeprojekte des Wirtschaftsministeriums gilt.

Was hat Sie an dem Posten in Bangkok gereizt?

Da ich mein Profil im Business Development und Internationalisierung professionalisiert habe, ist Thailand für mein Tätigkeitsfeld natürlich eine höchst interessante Wachstumsregion. Besonders Bangkok besitzt eine hervorragende Lage in der ASEAN-Region (Association of Southeast Asian Nations, Anmerkung der Redaktion). Traditionell haben deutsche Unternehmen ein sehr hohes Interesse am thailändischen Markt. Daher betrachte ich es als eine herausragende Aufgabe, die Kammer mitzugestalten und zusammen mit dem Vorstand umzustrukturieren und neu aufzustellen.

Was ist die Aufgabe der GTCC in Thailand?

Deutschland ist nach China Vize-Weltmeister im Export, um es passend zur Europameisterschaft im Fußballjargon auszudrücken! Einen großen Anteil an diesem Erfolg tragen die verschiedenen Industrie- und Handelskammern wie eben auch die GTCC in Bangkok. Insgesamt gibt es 120 Niederlassungen in 80 Ländern. Wir sind vor Ort im Gastland für das politische Lobbying zuständig, weshalb ich als Delegierter und Repräsentant der deutschen Wirtschaft agiere. Unsere Aufgabe ist es, eine Mitgliederorganisation sowie ein Netzwerk aufzubauen und dieses aufrechtzuhalten und zu betreuen. Als Zielgruppe lassen sich kleine und mittlere Unternehmen, (KMUs) benennen. Kurz: Wir sind die "Exportweltmeistermacher"!

Wie wird man Geschäftsführer der Handelskammer?

Insgesamt ist es ein sehr aufwendiges Anliegen, was natürlich am Anfang mit einem üblichen Auswahlverfahren beginnt. Zuerst erfolgt eine Überprüfung der Bewerber in der DIHK-Zentrale in Berlin. Im Anschluss wird eine so genannte "short list" erstellt, auf der den örtlichen Vorständen die Bewerber vorgeschlagen werden. Für zwei Tage reiste ich dann von Buenos Aires nach Bangkok für einen Interviewtermin, um mich dem Vorstand vorzustellen. Dieser entschied dann im Konsens mit dem DIHK. Natürlich war ich sehr glücklich, dass die Wahl auf mich fiel.

Gab es noch weitere Bewerber?

Ja, auf jeden Fall. Die Stelle in Bangkok gilt im Kollegenkreis als sehr populär, da Thailand wie gesagt eine hervorragende Lage in der ASEAN-Region einnimmt und über starke Wachstumsaussichten verfügt.

Welche Fähigkeiten muss man mitbringen?

Auf jeden Fall unternehmerisches und strategisches Denken sowie nötiges Fingerspitzengefühl. Denn eine Handelskammer wird wie ein kleines Unternehmen geführt, was auch von Deutschland aus so gewünscht ist. So unterscheidet sich ein innovatives modernes Verbandsmanagement heute nicht mehr von dem eines Unternehmens. Diese hoch spannende Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik erfordert jedoch, dass man stets um einen diplomatischen Konsens bemüht ist, aber trotzdem eine klare Linie aufrechterhält.

Wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag aus?

Den gibt es nicht! Mein Amt ist sehr abwechslungsreich und setzt sich aus vielen Unternehmensbesuchen, kammerinternen Meetings und auch Treffen mit den anderen Handelskammern zusammen.

Gibt es ein Konkurrenzdenken zwischen den verschiedenen Kammern?

In der ASEAN-Gemeinschaft ist nach China, Europa der wichtigste Handelspartner und Investor. Diese Aufgabe können wir nur kooperativ und gemeinsam innerhalb der europäischen Kammern bewältigen. Trotzdem haben wir natürlich auch eine Alleinstellung. Es gibt ureigene deutsche Interessen, die wir zu vertreten haben.

Zum Beispiel?

Die Standardisierung und Zertifizierung von Produkten, die hier verkauft werden sollen, wären eine solche Thematik. Darüber möchte man natürlich nicht mit einem anderen europäischen Mitbewerber sprechen. Das behandeln wir dann ausschließlich im deutschen Kreis.

Wie können Unternehmen Mitglied in der GTCC werden?

Vom Prinzip her kann jedes in Thailand agierende deutsche Unternehmen Mitglied bei uns werden, aber auch thailändische Unternehmen mit einem Interesse an Deutschland. Es muss ein Antrag gestellt werden mit einer Unternehmenspräsentation. Über die Mitgliedschaft wird dann formell in der Kammer entschieden. Es wird unter anderem überprüft, ob Gründe vorliegen, die das Unternehmen von einer Mitgliedschaft ausschließen. Doch das ist eher die Ausnahme.

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