Kurz gefragt - Hagen Dirksen

Kurz gefragt mit Hagen Dirksen
Kurz gefragt mit Hagen Dirksen

Hagen Dirksen bekleidet seit über 10 Jahren das Amt des deutschen Honorarkonsuls für Nordthailand in Chiang Mai. Der studierte Agrarökonom ist außerdem Vorstandsmitglied im Deutschen Hilfsverein (DHV) und ist für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Südostasien tätig. Unter anderem engagierte er sich intensiv in einem Bergregionen-Projekt, das darauf abzielte, den Opiumanbau im Goldenen Dreieck zu beenden. Für dessen Erfolg und seine Tätigkeit als Honorarkonsul wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. DER FARANG stellt den deutschen Honorarkonsul näher vor und befragte ihn zu seinem spannenden Werdegang, die Arbeit im Konsulat und über Deutsche in Not. Durch das Interview führte Björn Jahner.

Was hat Sie nach Thailand geführt?

Ich wohne bereits fast 20 Jahre in Chiang Mai und kam ursprünglich im Auftrag der damaligen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) nach Nordthailand, wo ich als Teamleiter für das Bergregionen-Projekt "Thai-German Highland Development Programme" tätig war. Später habe ich mich dazu entschlossen, Chiang Mai auch weiterhin zu meinem Lebensmittelpunkt zu machen.

Sind Sie auch heute noch in der Projektarbeit tätig? Wie wurden Sie Honorarkonsul?

Ich wurde Ende 1999 vom damaligen deutschen Botschafter Hermann Erath angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, dieses Amt zu übernehmen. Zuerst informierte ich mich gründlich, welche Aufgaben diese Tätigkeit mit sich bringt und habe mich dann mit meiner Frau abgestimmt. Denn dieser Schritt erforderte private und berufliche Veränderungen. So musste ich eine flexible Teilzeitbeschäftigung mit der GIZ vereinbaren. Schließlich habe ich mich für das Amt beworben, mit Erfolg.

Welche Tätigkeiten obliegen dem Honorarkonsulat?

Grundsätzlich geht es natürlich darum, die Bundesrepublik Deutschland im Ausland zu repräsentieren. Dazu zählen nicht nur die Unterstützung in Thailand lebender Deutscher mittels konsularischer Tätigkeiten, sondern auch die Förderung der kulturellen- und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Da Chiang Mai eine bedeutende Universitätsstadt ist, spielt auch die Zusammenarbeit in puncto Bildung eine entscheidende Rolle.

Wie fördern Sie die wirtschaftliche Zusammenarbeit?

Das Honorarkonsulat übernimmt eine Vermittlerrolle. Zum Beispiel wenn eine in Chiang Mai ansässige Firma sich auf einer deutschen Messe repräsentieren möchte, stellen wir den Kontakt her, weshalb wir auch eng mit der Thailändisch-Deutschen Handelskammer zusammenarbeiten.

Was stellt das Tagesgeschäft dar?

Mit Stolz kann ich sagen, dass das deutsche Honorarkonsulat im Vergleich zu anderen Honorarkonsulaten in Chiang Mai das größte Dienstleistungspaket anbietet. Da schätzungsweise 1.500 Deutsche im Norden wohnhaft sind, zählen unter anderem das Ausstellen von Einkommensbescheinigungen für Visa-Anträge, Rentenbescheinigungen oder auch Geburtsanzeigen zum Tagesgeschäft. Auch können Passanträge direkt bei uns eingereicht und bearbeitet werden, was eine lange Anfahrt nach Bangkok überflüssig macht. Auch thailändische Staatsangehörige können bei uns ihren Visums-antrag einreichen. Natürlich kümmern wir uns ebenfalls um Deutsche in der Not. Auch bei Todesfällen informieren wir die Botschaft in Bangkok und unterstützen bei Bedarf die Angehörigen vor Ort oder in Deutschland

Wie viele Visa-Anträge werden bei Ihnen bearbeitet?

In 2010 haben wir 800 Schengen-Visa-Anträge und über 100 weitere Visa-Anträge, zum Beispiel Familienzusammenführungs-, Langzeit- oder Studentenvisa bearbeitet. Für 2011 rechnen wir mit einem weiteren Anstieg für Schengen-Visa, was mit dem Seebeben in Japan und den Unruhen im Nahen Osten zusammenhängt.

Welche Probleme gibt es mit Deutschen in Thailand?

Ein zunehmendes Problem stellen sozial schwache Residenten und Urlauber dar, die über keinen Krankenversicherungsschutz und über keine finanziellen Rücklagen verfügen. Vom Grundsatz kann die Botschaft beziehungsweise der deutsche Steuerzahler dafür nicht aufkommen. Wir stellen jedoch den Kontakt nach Deutschland her und kooperieren eng mit der Botschaft und dem DHV in Bangkok.

Ist eine Versicherungspflicht empfehlenswert?

Wir schlagen vor, dass die Thai-Behörden eine Versicherungspflicht für Urlauber und Langzeitresidenten einführen. Wer nach Thailand möchte, muss auch dementsprechend versichert sein. Schließlich praktizieren wir das in Deutschland auch so. Wenn ein thailändischer Staatsbürger nach Deutschland reisen möchte, muss er über einen nötigen Versicherungsschutz verfügen, damit er ein Visum erteilt bekommt.

Welches Erlebnis bleibt Ihnen noch lange in Erinnerung?

Ein sehr rührendes Erlebnis war, dass wir einer älteren Dame, die sehr einsam war, einen internetfähigen Computer eingerichtet haben. Im hohen Alter lernte sie das Internet kennen und konnte so die Tageszeitung aus Deutschland lesen, was ihre Lebensqualität maßgeblich verbesserte. Auch mit geringen Mitteln kann man Menschen helfen.

Ihr Lieblingsplatz in Chiang Mai?

Das Baan Nai Fun 2 Village, was soviel wie Dream Village auf Thai bedeutet und wo sich neben unserm Eigenheim auch das Honorarkonsulat befindet. Hier betreibt, meine Frau Wanphen ein Clubhaus mit Pool, das Restaurant Saen Kham Terrace sowie das luxuriöse Gästehaus Baan Saen Doi Resort & Spa.

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