Kurz gefragt - Annegret Helmer und Ulrich Holste-Helmer

Das Pfarrerehepaar leitet ab September die evangelische Gemeinde in Bangkok

DER FARANG im Gespräch mit Annegret Helmer und Ulrich Holste-Helmer, Das Pfarrerehepaar leitet ab September die evangelische Gemeinde in Bangkok.
DER FARANG im Gespräch mit Annegret Helmer und Ulrich Holste-Helmer, Das Pfarrerehepaar leitet ab September die evangelische Gemeinde in Bangkok.

Ab dem 11. September leitet das Pfarrerehepaar Annegret Helmer und Ulrich Holste-Helmer die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Bangkok. Vor dem Umzug in die quirlige Millionenmetropole teilten sich die 51-jährige Hildesheimerin und der 53-jährige Essener unter anderem die Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Margarethenhöhe und sind Eltern zweier erwachsener Söhne. DER FARANG stellt der Leserschaft das Pfarrerehepaar näher vor, befragte es zu seinen ersten Eindrücken in der neuen Heimat und den Besonderheiten einer "Dialog-Predigt". Durch das Interview führte Björn Jahner.

Was hat Sie nach Bangkok geführt?

Wir haben im Herbst 2010 die Ausschreibung der Pfarrstelle in einer kirchlichen Zeitung entdeckt. Und da mittlerweile auch unser jüngerer Sohn die Schule beendet hat und ein Studium beginnen wird, erschien uns der Zeitpunkt "richtig", uns noch einmal auf ein neues Aufgabenfeld einzulassen. Thailand kannten wir übrigens bis dahin nicht aus eigener Anschauung. Aber Beziehungen nach Süd-Ost-Asien gab es dennoch schon lange: Über kirchliche Partnerschaftsarbeit ist uns seit mehr als 25 Jahren die Evangelische Kirche auf den Philippinen vertraut.

Wie haben Ihre Freunde und Pfarrkollegen auf Ihren Umzug reagiert?

Sehr verschieden, teils auch mit einer Mischung von Gefühlen, Staunen und Bewunderung: "Was, so weit weg wollt ihr?! Ihr habt Mut!" Bei manchen auch Erschrecken, Trauer und Abschiedsschmerz nach einer so langen gemeinsamen Zeit. Am meisten haben wir aber auch Glückwünsche und Ermutigung bekommen.

Was sind Ihre ersten Eindrücke von Thailand?

Sehr freundliche Menschen, gute öffentliche Verkehrsmittel, vor allem die supermoderne und blitzsaubere Hochbahn, schmackhaftes Essen, offensichtlicher Reichtum neben vielen offensichtlich sehr armen Menschen, die mit ungeheurem Fleiß und Würde ihren Lebensunterhalt auf der Straße zu verdienen suchen. "Fremd" trotz allem, was auf den ersten Blick europäisch-vertraut wirkt.

Wie wurden Sie empfangen?

Es war ein freundlich zugewandter, aufgeschlossener, an uns als Menschen und als Pfarrer und Pfarrerin interessierter Empfang und eine schöne, gesammelte Gottesdienstatmosphäre. Wir konnten deutlich spüren, dass die Gemeindeglieder in Pattaya verlässliche Ansprechpersonen suchen, die sie in ihren Aktivitäten ermutigen, begleiten und unterstützen.

Was ist eine "Dialog-Predigt"?

Es entwickelt nicht ein/e Prediger/in, sondern zwei von verschiedenen Lebenshintergründen her eine Auslegung eines Bibeltextes. Wenn es gut läuft, kann etwas davon spürbar werden, dass eine Predigt von ihrem Wesen her keine frontale Belehrung der Gemeinde ist, sondern aus dem Gespräch mit den Menschen und mit Gott kommt, und wieder in dieses Gespräch hineinführen will.

Welche Pläne haben Sie sich gesetzt?

Erst einmal da sein, Augen und Ohren weit aufmachen, hinsehen und zuhören und Kontakte mit verschiedenen Menschen aufbauen, wobei wir jetzt schon erleben, was sich aus "zufälligen" Begegnungen alles für Überraschungen ergeben können. Erst einmal sind wir selber Lernende und schauen mit großem Respekt auf das, was schon da ist an Gemeindeleben und guten Ideen und Traditionen. Und was dann möglicherweise geändert oder neu eingeführt wird, das können wir jetzt noch gar nicht beurteilen. Es entspricht auch viel mehr unserem Arbeitsstil, das dann im Gespräch mit den Gemeindegliedern und gemeinsam mit dem Kirchenvorstand zu entwickeln.

Wie unterscheidet sich eine Auslands- von einer heimischen Gemeinde?

Eine Auslandsgemeinde ähnelt am ehesten dem, was wir in Deutschland Diaspora-Gemeinden nennen: Also Gemeinden, in denen die Gemeindeglieder eher räumlich verstreut leben und es besondere Aufmerksamkeit braucht, den Kontakt und das Gemeinschaftsgefühl zu pflegen. Was dann aber deutlich anders ist, ist die Tatsache, dass es in einer Auslandsgemeinde einen hohen Anteil von Menschen gibt, die nur wenige Jahre vor Ort sind: Hier ist alles stetig im Fluss, und daher gilt es, die einzelne Begegnung, den Gottesdienst oder sonstigen Anlass mit besonderer Sorgfalt zu gestalten.

Wie finanziert sich eine Auslandsgemeinde?

Auslandsgemeinden bekommen zwar oft auch einen finanziellen Zuschuss der Evangelischen Kirche aus Deutschland, aber sie leben in ihrem Alltag nicht von den Kirchensteuern, sondern von den freiwilligen Beiträgen ihrer Mitglieder. Das ist zwar weltweit gesehen eigentlich der Normalfall von Kirche, aber etwa für Deutsche mit ihrem volkskirchlichen Hintergrund eher ungewöhnlich. So werden Evangelische aus Deutschland durch den Zuzug in Thailand nicht automatisch Mitglieder unserer Gemeinde, sondern erst dadurch, dass sie ausdrücklich ihre Mitgliedschaft erklären.

Wie verbringt ein Pfarrerehepaar seine Freizeit?

Wir singen und musizieren. Außerdem erkunden wir mit den verschiedensten Verkehrsmitteln gerne Land und Leute. Auf das für uns bisher alltägliche Fahrradfahren werden wir zumindest in Bangkok wohl erst einmal verzichten müssen. Das besondere Hobby des Pfarrers ist der Modellbau. Die Modelleisenbahnen und ferngesteuerten Schiffsmodelle sind jedoch in Deutschland eingelagert. Aber die Papiermodell-Baubögen lassen sich auch im tropischen Klima weiter bearbeiten. Die Pfarrerin greift unterdessen gerne zu einem spannenden Buch. Seit einigen Jahren tanzen wir auch zusammen: Klassisch Standard und Lateinamerikanisch.

Worauf freuen Sie sich am meisten während Ihres Pfarramts unter Palmen?

Die Palmen spielen vielleicht nicht so eine wesentliche Rolle. Obwohl wir uns auch darauf freuen, die landschaftliche Vielfalt Thailands nach und nach zu entdecken. Aber wir empfinden es schon als eine große Chance und auch als ein Privileg, in der zweiten Halbzeit unseres Lebens für sechs Jahre die Welt noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu erleben.

Ihre Willkommensworte an Ihre neue Gemeinde und unsere Leserschaft?

Lassen Sie uns gemeinsam entdecken, wie der Gott der Bibel auch in einem so ganz anderen kulturellen Umfeld mit uns unterwegs ist.

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