Hausverbot für kurze Hosen!

Hausverbot für kurze Hosen!

Haben Sie schon einmal versucht, ins Mandarin-Oriental in Bangkok zu gehen in Sandalen und kurzen Hosen? Dann wissen Sie, dass Sie auf diese Weise keine Chance haben hineinzukommen. Oder versuchen Sie mal im verschwitzten Unterhemd und mit kurzen Hosen Ihr Visum bei der Immigration zu verlängern. Ich beobachtete solch einen Zeitgenossen. Ich glaube, er hatte schon länger als eine Stunde gewartet. Als seine Nummer endlich dran war, wurde ihm vom bearbeitenden Beamten höflich aber deutlich klar gemacht, dass man ihn in diesem Aufzug nicht bedienen würde.

Mangelnder Respekt

Es mangele ihm offensichtlich an Respekt vor dieser staatlichen Einrichtung. Er möge doch, anständig gekleidet, morgen wiederkommen.

Eine klammheimliche Freude erfüllte mich dabei.

Kürzlich saß ich abends mit Freunden in einem sehr guten Restaurant in Pattaya, ein Abend, auf den wir uns schon lange gefreut hatten, auf den wir uns vorbereitet hatten und zu dem wir natürlich entsprechend gekleidet waren.

Plötzlich kamen vier ältere Männer herein, alle in kurzen Hosen, einer in einem Unterhemd, die anderen in durchgeschwitzten T-Shirts. Der Laden war nicht voll. Der Inhaber hätte sicher gerne vier weitere Gäste bewirtet, aber zu unserer großen Freude forderte er sie auf, sein Lokal zu verlassen und erst wieder zu kommen, wenn sie entsprechend gekleidet wären.

Ein Hoch auf diesen Mann!

Ich habe auch schon andere Situationen erlebt: Lautstark stürmten vier Personen das Restaurant. Alle anderen Gäste drehten sich verwundert um. Sie sahen zwei übergewichtige Frauen in kurzen zweiteiligen Hosenanzügen, aus denen Fettringe hervorquollen, und die dazu passenden Herren der Schöpfung, direkt aus dem Garten Eden, oder anders ausgedrückt, halbnackt. Der Wirt wies ihnen höflich einen Tisch an, während einige andere Gäste, darunter auch ich, um die Rechnung baten, nicht ohne den Grund zu nennen für den voreiligen Abgang.

Ich frage mich: Was erlauben sich diese durchgeknallten Urlauber hier? Zuhause, in ihrer Heimat, würden sie nie und nimmer in diesem Aufzug in ein Restaurant gehen, außer vielleicht in ihre Stammkneipe. Aber hier meinen sie, hier dürften sie es sich leisten.

Unglaubliche Maskerade

Es mag ja bequem sein für diese Touristen und ihrer Urlaubsstimmung entsprechen, aber gegenüber allen anderen Gästen ist es eine Rücksichtslosigkeit, um von Anstand, Stil oder Ästhetik gar nicht erst zu sprechen. Warum toben sie sich in diesem Aufzug nicht am Strand aus? Dort ist man längst an die unglaublichsten Maskeraden gewöhnt, und kaum einer regt sich noch darüber auf.

Wenn ich abends ausgehe, dann ist das etwas Besonderes. Ich kleide mich entsprechend und freue mich auf einen schönen Abend. Zu einem gepflegten Essen gehört eben auch ein gepflegtes Umfeld. Übrigens möchte ich erwähnen, dass Thais geradezu ein Vorbild sind für perfekte, makellose Abendgarderobe. Noch nie in den letzen zwanzig Jahren habe ich einen Thai abends im Restaurant falsch gekleidet gesehen. Und Farangs, die meinen, sie könnten sich über diese Etikette hinwegsetzen, verlieren in ihren Augen sofort das Gesicht. Aber das stört diese Fremden nicht, die sich sowieso für etwas Besseres halten, denn ihr Motto lautet: Die Thais sollen doch froh sein, wenn wir ihnen unser Geld bringen.

Wundert es da noch jemand, dass thailändische Achtung und Höflichkeit für den weißen Mann langsam verschwinden aus dem "Land des Lächelns"?

Für mich gilt: Wenn plötzlich Leute ins Abendrestaurant hereinschneien, die nicht nur unmöglich gekleidet sind, oft auch noch stinken und obendrein laut sind, dann ist für mich der Abend beendet.

Hausverbot

Jeder Restaurantbesitzer, der solche Gäste des Hauses verweist, hat bei mir und in meinem Freundes- und Bekanntenkreis viele Punkte gut. Hier gehen wir gerne wieder hin.

Schon das Schild am Eingang des Restaurants: "Wir bitten um angemessene Kleidung" ist für mich eine Empfehlung. Noch lieber wäre mir der deutliche Hinweis: "Hausverbot für kurze Hosen!"

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Liebe Leser,
Lung Sen, der uns so lange Zeit mit interessanten und kenntnisreichen Geschichten unterhalten hat, nimmt ab sofort eine Auszeit. Stattdessen wird Carlos, der unseren Lesern durch seine kritischen Glossen schon seit längerem ein Begriff ist, diese Aufgabe alle 14 Tage, alternierend mit einer weiteren Kolumne übernehmen. Carlos ist ein Journalist alter Schule, der sich gerne umstrittenen Themen zuwendet. Er scheut sich nicht, Stellung zu beziehen und kämpferisch für seine Meinung einzustehen, selbst dann, wenn sie nicht mehrheitsfähig ist. Gleichzeitig zeichnen ihn Humor, Humanität und Toleranz aus. Als langjähriger Kenner der thailändischen Kultur versucht er auch immer wieder, diese den Farangs zu vermitteln. Sein besonderes Augenmerk gilt jenen Expats und Touristen, die nicht bereit sind, diese Kultur zu achten und zu beachten, die meinen, was sie als ihre Kultur erachten, sei die einzig wahre. Oho, liebe Leser! Da ist Streitkultur angesagt! Betonung auf Kultur. Carlos freut sich auf Widerspruch mindestens so wie auf Zustimmung. Und die Redaktion ist sich gewiss, dass Carlos, wenn er in seinen Kolumnen seine Meinung sagt, frischen Wind in den FARANG bringt und interessante Diskussionen auslösen wird. Sie alle, liebe Leser, sind aufgefordert, sich daran zu beteiligen.

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