Eine Reise durch Thailands Musikwelt

Von Vinyl zu Streaming: Die dynamische Entwicklung des Thai-Pop

Der thailändische Sänger Bird Thongchai McIntyre (2.v.l.) bei den „MTV Asia Awards“ in Singapur (2004). Foto: epa/Jonathan Drake
Der thailändische Sänger Bird Thongchai McIntyre (2.v.l.) bei den „MTV Asia Awards“ in Singapur (2004). Foto: epa/Jonathan Drake

BANGKOK: Thailand ist seit jeher ein Schmelztiegel kultureller Einflüsse, und dies spiegelt sich besonders in der Entwicklung seiner Popmusik wider. T-POP, die thailändische Form des Pop, hat über die Jahrzehnte hinweg eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen und prägt die Musikszene des Landes bis heute nachhaltig. Eine Reise durch die Zeit zeigt, wie sich T-POP von einer lokalen Kuriosität zu einem bedeutenden Akteur auf der globalen Musikbühne gewandelt hat.

Von den bescheidenen Anfängen der Schallplattenära bis hin zur digitalen Dominanz des Streaming – die thailändische Popmusik, kurz T-POP, hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchlebt

Die Pionierzeit des T-POP

Die Anfänge des T-POP in den 70er und 80er Jahren waren geprägt von einem signifikanten Übergang von Schallplatten zu Kassettenbändern. Diese Zeit erlebte eine erste Blüte mit der Gründung zahlreicher Plattenlabels wie RS, GMM Grammy und vielen anderen, die den Grundstein für die heutige Musikindustrie legten. Bands wie The Impossible und Künstler wie Thongchai McIntyre begannen, thailändische Musik mit westlichen Pop- und Rockelementen zu vermischen, was zu einer stetigen Popularität führte.

Links: Die thailändische Künstlerin Milli auf der Bühne des Coachella Valley Music and Arts Festival in Kalifornien (2022).
Links: Die thailändische Künstlerin Milli auf der Bühne des Coachella Valley Music and Arts Festival in Kalifornien (2022).

Goldenes T-POP-Zeitalter

Die 1990er Jahre werden oft als das goldene Zeitalter des T-POP bezeichnet, in dem die Kassette zum dominanten Medium wurde. In dieser Zeit fanden internationale Musikstile ihren Weg in die thailändische Popkultur, was zu einer noch größeren Vielfalt in der Musikproduktion führte. Künstler wie Tata Young und Bands wie Modern Dog traten auf den Plan und brachten frische, innovative Sounds mit, die von einem breiten Publikum enthusiastisch aufgenommen wurden.

Höhepunkt der T-POP-Entwicklung

Die 2000er Jahre sahen den Höhepunkt des T-POP mit der Einführung von CDs, VCDs und DVDs. Legendäre Alben wie „Choot Rub Kaek“ von Thongchai McIntyre erzielten rekordverdächtige Verkaufszahlen und festigten T-POP als einen Hauptakteur in der globalen Musikszene. Die Einführung neuer Medien trug zur Diversifizierung der Musikinhalte bei und erlaubte eine breitere und tiefere musikalische Ausdrucksmöglichkeit.

Zu den prominenten Künstlern dieser Ära gehören, um nur einige zu nennen: Big Ass: Eine Rockband, die 1997 ihr Debütalbum veröffentlichte und für ihre energiegeladenen Rockhymnen bekannt ist. Silly Fools: Eine Rockband, die 1998 ihr erstes vollständiges Album veröffentlichte und für ihren alternativen Rocksound bekannt ist. Kala: Eine Rockband, die 1999 debütierte und für ihre eingängigen Rocksongs bekannt ist. Potato: Eine Rockband, die 2001 ihr Debütalbum veröffentlichte und für ihren vielseitigen Musikstil und ihre gefühlvollen Texte bekannt ist. Bodyslam: Eine Rockband, die 2002 ihr erstes Album veröffentlichte und für ihre dynamischen Auftritte und tiefgründigen Texte bekannt ist. Golf-Mike: Ein Pop-Duo, das 2005 debütierte und für seine eingängigen Pop-Melodien und charismatischen Auftritte bekannt ist.

Rechts: Lalisa „Lisa“ Manoban (l.) von Blackpink auf dem roten Teppich bei den „MTV Video Music Awards“, USA (2022).
Rechts: Lalisa „Lisa“ Manoban (l.) von Blackpink auf dem roten Teppich bei den „MTV Video Music Awards“, USA (2022).

T-POP heute: Digitale Renaissance

Mit dem Aufkommen des digitalen Streamings hat sich die Landschaft erneut gewandelt. Plattformen wie Spotify und Apple Music sowie lokale Dienste wie Joox haben es jedem ermöglicht, Musik zu entdecken und zu konsumieren. Heute ist die Musikindus­trie in Thailand geprägt von einer Vielfalt an Genres und Künstlern, von etablierten Acts wie BamBam, Milli und Lisa (Lalisa Manoban) bis hin zu aufstrebenden Talenten, die durch soziale Medien und Streaming-Dienste an Popularität gewinnen.

Von den ersten Experimenten in den 70er Jahren bis zur digitalen Gegenwart hat T-POP eine beeindruckende Reise hinter sich. Es bleibt eine dynamische Kraft, die nicht nur in Thailand, sondern weltweit Resonanz findet. Die fortlaufende Entwicklung des T-POP zeigt, dass Musik eine universelle Sprache ist, die ständig im Fluss ist und sich weiterentwickelt.

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michael von wob 23.06.24 21:30
@ Chris Jomtien
Es gibt tolle Thai Musik Groups. Ich mag Carabao, Loso , Labanoon u.a.m., aber die traditionale Isaan Music verursacht bei mir Ohrenschmerzen. Was jährlich Silvester am Bali Hai Pier an Livemusic abgeht ist sagenhaft gut.
Chris Jomtien 23.06.24 20:10
Musikrichtungen
Ich finde nicht das man oben genannte Bands und Interpreten allesamt dem Thai-Pop zuordnen darf. Insbesondere sind Rock und HipHop definitiv keine Unterarten der Popmusik, sondern meilenweit voneinander entfernt.
Mit großem Interesse verfolge ich seit Jahrzehnten die Veränderungen in der thailändischen Musik, denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Thailand ein vielfältiges Angebot an Life Musik. In Pattaya schwerpunktmäßig in der 3rd Road.
Wie sie schreiben, beeinflussen internationale Musikstile die thailändische Musik. Es geht jedoch auch umgekehrt. In Südamerika boomt gerade der aktuelle T-Pop, möglicherweise bedingt durch thailändische TV-Serien, die zur Zeit dort populär sind.
Seit jüngster Zeit gibt es mit ONLO PERFORMANCE erstmalig eine in Thailand entstandene Musikrichtung die sich weltweit verbreiten könnte. ONLO hat Elemente von Rave und HipHop, aber einen ureigenen thailändischen Stil. Zugegebenermaßen; mir gefällt ONLO (noch) nicht, doch ich arbeite daran. Die zur Zeit populärsten ONLO Interpreten sind wahrscheinlich Cult Shotta. Mir persönlich sagt aktuell der Stil von Gunner am ehesten zu. Doch die Szene entwickelt sich irre schnell über social media Kanäle fort. Ich bin gespannt was demnächst noch alles auf uns zukommt.
Meine Devise ist: Auch wenn es mir ein neuer Stil nicht gefällt, ich möchte trotzdem am Ball bleiben, denn wenn man in seinem Musikgeschmack stehen bleibt, gehört man zu den Fossilien.