Mit Macht zieht es Ausländer nach Thailand. Sie wollen sich den Traum von einem Lebensabend in einem exotischen Land erfüllen. Verlockend sind vor allem das Klima und das günstige Preis-Leistungsverhältnis. Thailand lockt als ausgesprochenes Sonnenland viele Rentner und Pensionäre. Doch bevor sie auswandern, gibt es viel zu bedenken, zumal Leben in einem anderen Land auf den ersten Blick vorteilhafter scheint, als es in Wirklichkeit ist. Vor einer Entscheidung sollte jeder sicher sein, dass es ihm hier gefällt, dass er hier leben kann.
Wir lieben dieses Land. Die Menschen sind so freundlich, das Klima sagt uns zu." Das schrieb ein älteres Ehepaar der FARANG-Redaktion. Die Deutschen zog es mit Macht nach Thailand. Sie wollten ihren Lebensabend unter Palmen verbringen und baten um wichtige Tipps. "Vor einer endgültigen Entscheidung, vor weiteren Schritten, müssen Sie über Ihre künftige Krankenversicherung nachdenken", schrieben wir zurück und zählten Details auf. Ein weiterer Brief mit der Bitte um zusätzliche Hinweise erreichte uns nicht mehr.
Das Thema Krankenversicherung ist die Crux für Senioren, die es ins Ausland zieht. Alle Deutschen, die sich in ihrem Heimatland abmelden, verlieren den Schutz einer gesetzlichen oder Ersatzkrankenkasse. Sie müssen sich in Thailand oder in Deutschland neu versichern - und das kostet.
Mit zunehmendem Alter fallen die Prämien höher aus, bei internationalen Versicherern noch mehr als bei lokalen, und der Jahresbetrag richtet sich nach der Deckungssumme. Vielen in Pattaya lebenden Rentnern sind diese Prämien zu hoch. Ihre monatliche Rentenzahlung reicht nicht für eine umfassende Krankenversicherung. Und Zuschüsse zur Krankenversicherung im Ausland gibt es für deutsche Rentenempfänger nicht.
Für Ausländer, die mit chronischen Erkrankungen nach Thailand kommen, macht hier ein Versicherungsabschluss schon deshalb keinen Sinn, weil die Behandlung dieser Krankheiten im Vertrag ausgeschlossen wird. Nicht versichert sind ebenso Frauen und Männer mit einer HIV-Infektion, selbst wenn sie eine Krankenversicherung besitzen und die Prämie pünktlich bezahlt haben. Zu berücksichtigen ist weiter, dass viele thailändische Unternehmen ihre Versicherten ab dem 70. Lebensjahr vor die Tür setzen bzw. nach einem Schadensfall die Prämie kräftig anheben oder den Vertrag kündigen.
Wer vor vielen Jahren nach Thailand auswanderte und seither hier krankenversichert ist, muss sich über eine Erhöhung seiner Deckungssumme Gedanken machen. Denn im Zuge des boomenden Gesundheits-Tourismus` haben private Hospitäler kräftig investiert und ihre Gebühren bis zu 50 Prozent angehoben. Sie gehen bei der Preisgestaltung anscheinend davon aus, dass jeder in Thailand lebende Ausländer ein Millionär ist.
Lokale First-Class-Krankenhäuser sind heute wie die modernen Spitäler in Europa oder in den USA ausgestattet und wollen hohe Gewinne einfahren. Deshalb kann eine Krebsbehandlung mehrere Millionen Baht kosten, bei einer normal verlaufenden Bypass-Herz-Operation in einem Fünf-Sterne-Hospital nähert sich die Abrechnung der Million-Grenze.
Deshalb appelliert die deutsche Botschaft in Bangkok an ihre Landsleute, vor der Auswanderung keinesfalls den Versicherungsschutz in Deutschland aufzukündigen. Jeder sollte sich für den Notfall die Tür offen halten, sich in seinem Heimatland ärztlich behandeln zu lassen.
Der Ruhestand unter Palmen lockt viele Rentner und Pensionäre. Sie wollen sich den Traum von einem Lebensabend in einem exotischen Land wie Thailand erfüllen. Verlockend sind vor allem das Klima und die immer noch günstigen Lebenshaltungskosten. Thailand ist ein ausgesprochenes Sonnenland mit angenehmen Temperaturen das ganze Jahr über. Abends auf der Terrasse sitzen und beim Essen den Blick in den sternenklaren Himmel schweifen lassen, morgens das Frühstück im paradiesischen Garten mit der bunten Vogelwelt geniessen, das ist täglich möglich. Vor einer Entscheidung sollte aber jeder schauen, ob es ihm hier gefällt, ob er hier leben kann, das Essen verträgt, die Sonne, das Klima und ob er mit der Mentalität der Thais zu Recht kommen kann.
Das Leben in einem anderen Land scheint auf den ersten Blick vorteilhafter, als es in Wirklichkeit ist. Deshalb gibt es vor einem Umzug viel zu beachten, nicht nur den Krankenversicherungsschutz.
Ausländer, die in Thailand mehr als ein halbes Jahr leben, werden hier steuerpflichtig. Da zwischen Deutschland und Thailand ein Abkommen be-steht, das eine Doppelbesteuerung ausschliesst, müssen Auswanderer entweder in ihrem Heimatland oder in Thailand ihre Steuern entrichten. Es ist deshalb unumgänglich, die neue Situation vorher abzuklären und in die Finanzplanung mit einzubeziehen.
Bei den meisten Auswanderern, wenn sie denn nicht in Thailand arbeiten und hinreichend Geld verdienen, wird voraussichtlich das Vermögen einen bedeutenden Beitrag zum Lebensunterhalt leisten. Deshalb ist es entscheidend, dass man sein Kapital optimal anlegt. In seinem Heimatland, in Thailand, in beiden Ländern . . . Die Anlagestrategie sollte die doppelt veränderte Situation mit der Aufgabe der Erwerbstätigkeit und dem Wechsel des Wohnsitzes berücksichtigen.
In Thailand muss auch künftig mit erheblichen Devisenkursschwankungen und hohen Inflationsraten gerechnet werden. Trotz der ständigen Gewalt im Süden des Landes, der ungewissen innenpolitischen Situation und der jüngsten Unruhen in Bangkok sehen Analysten aber weitgehend stabile wirtschaftliche und politische Verhältnisse.
Ausländer müssen weiter abklären, welche Behörde sich mit der Abwicklung des Nachlasses befassen soll, welches Recht zur Anwendung kommt und welche Anforderungen die letztwilligen Verfügungen erfüllen müssen. Der Rat eines verlässlichen Anwalts kann Brücken bauen.
Aber warum ziehen Leute fort? Der Schriftsteller Yann Martel hat es in seinem Roman "Schiffbruch mit Tiger" auf den Punkt gebracht. Dort lesen wir:
Was bringt sie dazu, ihre Wurzeln auszureissen und alles Vertraute zurückzulassen, aufzubrechen zu einem grossen Unbekannten jenseits des Horizonts? Warum den Mount Everest der Behörden besteigen und sich wie ein Bettler dabei fühlen? Warum in einem fremden Dschungel gehen, wo alles neu, anders und gefährlich ist?
Die Antwort ist überall die gleiche: Sie ziehen fort, weil sie auf ein besseres Leben hoffen.
