Die Aushilfs Maid

Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Die Aushilfs Maid

Seit drei Tagen führe ich notdürftig unseren Haushalt. Meine Herzallerliebste liegt mit Fieber im Bett und jammert mir die Ohren voll. Immer wieder habe ich sie gedrängt, zum Arzt zu gehen, aber sie weigert sich beharrlich.

"Das ist doch nur eine Erkältung, Callolo, die geht in ein paar Tagen von allein weg."

"Dann hör endlich auf zu lamentieren."

"Aber es schmerzt überall, und deine Aspirin-Tabletten"

"Was ist damit?"

"Sie helfen nicht, sie wirken nicht, ich weiß auch nicht"

"Aber ich weiß! Du ziehst dich jetzt an und wir fahren ins Hospital."

"Callolo!"

"Keine Widerrede! Du ziehst dich jetzt an!"

Wir fuhren ins Krankenhaus, wo die Ärzte nach einer Blutuntersuchung die Diagnose stellten: Dengue-Fieber, eine in Asien weit verbreitete Krankheit, die durch Mückenstiche verursacht wird, ähnlich wie Malaria, gegen die es aber, anders als bei Malaria, kein Mittel gibt. Trotzdem wollten die Ärzte meine Herzallerliebste vorerst dort behalten. Sie gaben ihr eine Spritze gegen die Schmerzen und hängten sie an den Tropf. Mehr konnten sie im Moment auch nicht für sie tun.

Meine Kumpane aus unserer Stammkneipe meinten, jetzt könnten wir doch endlich mal wieder einen drauf machen.

"Schön wärs", sagte ich, "wisst ihr, was ich noch alles machen muss? Hund versorgen, einkaufen, Wäsche waschen, Blumen gießen, abwaschen"

Sie schüttelten nur verständnislos die Köpfe, und Martin fasste ihre Meinung in einem kurzen Kommentar zusammen: "Arme Sau!"

Zwei Tage später kam Nai heim. Ihr erster Satz, als sie unser Haus betrat, machte mich zornig:

"Wie sieht es denn hier aus?"

"Ich habe getan, was ich konnte", antwortete ich und war bemüht, dabei ganz ruhig zu bleiben.

"Ja, das sieht man. Aber so geht es nicht weiter. Die Ärzte haben mir noch mindestens zwei Wochen Bettruhe verordnet."

"Ich schaff das schon", sagte ich.

"Du schaffst es, aus unserem gemütlichen Heim eine Räuberhöhle zu machen", widersprach sie mir heftig, und dabei schien sie gar nicht mehr so krank zu sein. Ich entzog mich ihren weiteren Zurechtweisungen, indem ich unseren Hund "Gassi" führte, eine Lieblingsbeschäftigung für mich schon deshalb, weil der stets gleiche Weg an "Joe’s Bier-Garten" vorbeiführt, wo ich regelmäßig eine Flasche Chang-Bier leere.

Als ich heimkam, sagte meine Herzallerliebste: "Ich habe eine Arbeitsvermittlungsagentur angerufen. Sie schicken gleich eine Aushilfs-Maid vorbei. Die wird in den nächsten vierzehn Tagen dafür sorgen, dass wir nicht im Dreck versinken."

"Na, fein, dann wird meine Hilfe hier ja nicht mehr gebraucht, und ich kann mich zurückziehen." Das tat ich, beleidigt darüber, wie wenig meine Bemühungen der letzten Tage gewürdigt wurden.

Als ich spät abends heimkam, schlief meine Herzallerliebste tief und fest. Um sie nicht zu wecken, nahm ich leise mein Bettzeug und legte mich auf der Couch im Wohnzimmer zur Ruhe.

Ich wachte spät auf. In der Küche klapperte das Geschirr. Das Küchenradio war auf höchste Lautstärke gestellt. Ich ging ins Bad, machte mich frisch und schaute dann in die Küche. Was ich sah, verschlug mir fast den Atem: Ein wunderschönes Mädchen, vielleicht zweiundzwanzig Jahre alt, im engen T-Shirt und einem scharfen Mini-Rock spülte unser Geschirr und begleitete dabei den Gesang aus dem Lautsprecher.

"Hallo!" schrie ich, "Sie sind wohl die neue Maid?"

Sie drehte sich kurz um, hatte aber wegen der lauten Musik offensichtlich nichts verstanden. Immerhin trocknete sie sich die Hände ab und entbot mir einen Wai, den ich mit einem freundlichen Nicken beantwortete. Dann spülte und sang sie weiter. Ich ging ins Schlafzimmer. Meine Herzallerliebste hatte schon ein leichtes Frühstück zu sich genommen, das die Maid ihr bereitet hatte.

"Sie heißt Marilyn", sagte sie, "ich glaube, sie ist genau die Richtige für uns."

"Marilyn? Ja, das passt."

"Sag ihr, was du zum Frühstück möchtest. Du wirst sehen, sie ist perfekt."

Ich ging in die Küche zurück. Die Abwäsche war erledigt, das Radio ausgeschaltet. Marilyn lehnte am Küchenschrank und sah mich verführerisch an.

"Na, Süßer, was kann ich für dich tun?" schmachtete sie im tiefsten Bass.

"Äh, äh, Frühstück.."

Sie hörte gar nicht auf mich, kam auf mich zu, und ehe ich mich versah, hatte sie eine Hand um meinen Hals gelegt und die andere in meinem Schritt vergraben.

"He, spinnst du?"

Ich schubste sie fort und verließ die Küche.

"Warum hast du einen Gathoey engagiert und kein Mädchen?" fragte ich meine Herzallerliebste.

"Callolo, ich dachte, ein Mädchen könnte für dich eine Versuchung sein, aber ein Gathoey ist ja letztlich ein Mann und damit kannst du doch nichts anfangen."

"Aber er mit mir", entgegnete ich ärgerlich. "Gerade ist er mir an die Wäsche gegangen.."

"Was?" Meine Herzallerliebste sprang aus dem Bett und eilte in die Küche. Ich hörte lautes Geschrei, kurze Stille, und dann knallte die Haustür zu. Durchs Fenster sah ich Marilyn erhobenen Hauptes davonstaken.

"Jetzt suchen wir aber eine richtige Maid", sagte ich, als meine Herzallerliebste mit einer blutenden Nase aus der Küche zurück kam.

"Nein, Callolo, wenn man sich nicht einmal auf Gathoeys verlassen kann, wie soll es dann erst mit Mädchen gehen? Außerdem fühle ich mich schon wieder völlig gesund."

Ich grinste sie an und sagte: "Okay, Madam, wenn ich dann um das Frühstück bitten dürfte."

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Felix Mueller 13.03.21 16:28
Dengue
Volles rstaendnis fuer Nai. Hatte das vor 2 Jahren. Es war mir sterbenselend.