Schnarch - Probleme

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Schnarch - Probleme

Um es ganz ehrlich zu sagen: Mein Eheleben ist zu einer Achterbahn mutiert. Es geht rauf und runter, und manchmal frage ich mich, ob ich mir das noch länger antun sollte.

Meine Herzallerliebste (oder sollte ich besser sagen: die Frau, die mal meine Herzallerliebste war?) ist unberechenbar geworden, mal freundlich, heiter und zärtlich, dann wieder unausstehlich.

Ich liebe sie immer noch, versuche all ihre Macken damit zu erklären, dass sie mit dem Älterwerden nicht fertig wird. Gestern war so ein typischer Tag. Ich hatte sie in ein hervorragendes Restaurant zum Abendessen eingeladen. Als die Kellnerin an unseren Tisch trat und mich anlächelte, stand meine Frau auf und verließ wortlos das Lokal. Ein unmögliches Verhalten!

Zu Hause saß sie wie ein Häufchen Elend im Sessel: „Callolo, mich lächelt keiner mehr an.“

„Aber Schatz, ich lächele dich von morgens bis abends an.“ „Ja, bis dann die Eine kommt, mit der du verschwindest.“ „Liebe Nai, wie oft willst du denn noch von mir hören, dass ich nur mit dir zusammen sein will?“

Sie fällt mir in den Arm, küsst mich, herzt mich und überschüttet mich mit ihren Tränen. Am nächsten Morgen ist plötzlich wieder alles anders: „Du bist ein Pascha, Callolo, lässt dich nur bedienen. Ich bin für dich doch nichts anderes als dein Hausmädchen oder deine Reinigungskraft.“

Ich weiß nicht, was plötzlich in sie gefahren ist. Sie rennt im Haus hin und her und schiebt Schränke und Stühle von einem Zimmer ins andere.

„Was soll das denn bedeuten?“, frage ich sie entnervt.

„Wir schlafen ab sofort getrennt, Callolo.“

„Und warum?“ „Weil du schnarchst, und zwar so laut, dass ich keinen Schlaf

neben dir finde.“

„Da bleibt als eheliche Verbindung ja nicht mehr allzu viel übrig“, wandte ich ein.

„Callolo, wir müssen auch an unsere Gesundheit denken“, entgegnete sie.

„Du kannst dir aussuchen, ob du lieber im Schlafzimmer oder im Gästezimmer schnarchen möchtest.“

Und ehe ich noch etwas sagen konnte, fuhr sie mich an: „Nun hilf mir doch mal das Bett herauszuschieben.“ Als das geschafft war, meinte sie: „Du kannst mich ja, wann immer du willst, besuchen.“

Das war ein Witz. Beim ersten Mal hatte sie angeblich ihre Tage, beim nächsten Mal Migräne, und beim dritten Mal erklärte sie mir, sie sei vollkommen indisponiert. Ein viertes Mal gab es nicht, denn ich ging aus und erlebte einen höchst vergnüglichen Abend in meiner Stammkneipe. Es wurde viel geredet, gelacht und natürlich auch reichlich getrunken, bis Gerd plötzlich meinte: „Was ist denn mit unserem Carolus los? Der bekommt den Mund heute nur zum Saufen auf. Mal wieder Probleme mit deiner Alten, was?“

Ich erzählte, dass Nai neuerdings auf getrennte Schlafzimmer bestand. Ein Riesenhallo war die Folge: „Mensch, sei froh. Etwas Besseres kann dir doch gar nicht passieren.“

Es stellte sich heraus, dass fast alle Kollegen, die länger als ein Jahr mit derselben Frau zusammenlebten, in separaten Zimmern schliefen. Gerd tönte wieder am lautesten: „Sie schläft, du kommst heim, wann du willst, und wenn du eine Tussi mitbringst, brauchst du nur abzuschließen.“

Nein, getröstet hat mich das nicht, aber etwas anderes, völlig unerwartetes: Als ich heimkam, stand mein Bett wieder neben ihrem in unserem gemeinsamen Schlafzimmer. Nai war noch wach.

Ich fragte sie, was zu ihrem Sinneswandel geführt hätte.

„Wie bitte?“

Ich wiederholte meine Frage.

„Ich verstehe dich nicht, Callolo.“ Dann fingerte sie zwei kleine Wachskugeln aus ihren Ohren und hielt sie mir strahlend entgegen.

„Jetzt kannst du schnarchen, soviel du willst, ich werde dadurch bestimmt nicht mehr gestört.“ Und so geschah es auch, aber vorher haben wir noch einige entgangene Freuden nachgeholt.

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Dracomir Pires 22.01.23 16:00
Launisch
Wer tut sich das freiwillig an? Und das schon derart lange? Es gibt da so einen Spruch: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Aber dann wär natürlich aus die Maus mit Callolos Geschichten ...