Telefonitis

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte

Telefonitis

Ich ging mit meiner Herzallerliebsten zum Abendessen zum Andy ins "Swiss House". Während wir die Karte studierten, klingelte ihr Handy.
"Entschuldigung, Callolo." Und dann telefonierte sie und telefonierte und hörte nicht mehr auf.
Der Kellner stand am Tisch, um die Bestellung aufzunehmen, aber meine Herzallerliebste ließ sich dadurch nicht stören. Unbeirrt fuhr sie in ihrem Telefonat fort. Ich dachte, ewig kann das ja nicht dauern, und bestellte zur Überbrückung einen Aperitif für mich. Ich hatte meinen Sherry längst getrunken, als Nai endlich das Gespräch beendete. Im nächsten Moment klingelte es schon wieder. Ich versuchte einen kleinen Einspruch: "Schatz, was soll ich für dich bestellen?" Per Zeichensprache machte sie mir klar, dass ich sie nicht unterbrechen sollte. Ich verstand von ihrem endlosen Gespräch kein Wort, aber nach dreißig Minuten war meine Geduld am Ende, und ich bestellte mein Gericht. Als es serviert wurde, telefonierte meine Herzallerliebste immer noch. Okay. Ich begann zu essen. Dann brachte der Kellner das Dessert, und Nai brach ihr Telefonat ab. "Möchte die Dame etwas bestellen?" fragte er.
Sie schüttelte unwirsch mit dem Kopf und sagte, zu mir gewandt: "Callolo, ich muss nur noch ganz kurz die Pai anrufen." Auch dieses Gespräch dauerte mindestens zehn Minuten. Als sie damit fertig war, fragte sie mich: "Callolo, was soll ich denn bestellen?"
"Das ist mir egal, mein Schatz. Ich habe gerade die Rechnung bestellt."
"Aber ich habe doch noch gar nichts bestellt, Callolo."
"Das ist mir auch egal, mein Schatz. Was du vertelefonierst, das kann ich auch alleine essen."
Der Ober brachte die Rechnung. Ich zahlte und erhob mich.
"Und was soll ich essen, Callolo?"
"Was du möchtest, mein Schatz."
Aber du gehst?"
"Ja."
"Soll ich etwa alleine essen?"
"Ich habe auch alleine gegessen, mein Schatz."
"Dann komme ich mit."
Ich sagte: "Das ist gut. Du kannst ja zu Hause weiter telefonieren. Und wenn du etwas essen möchtest, kannst du dich ja aus unserem neuen Kühlschrank bedienen."
Ich glaube, dieser Abend war nicht unser Abend, definitiv nicht. Sie telefonierte auch zu Hause noch Stunden lang weiter.
Erst am anderen Morgen erfuhr ich den Grund für ihre Telefonitis: Sie hatte an einer Wette teilgenommen, die als sogenannte Ketten-Wette das ganze Land überzog.Sie hatte nichts gewonnen und nichts verloren hat sie gesagt. Aber eines habe ich ihr an diesem Abend doch noch klar machen können: Wenn wir das nächste Mal ausgehen, dann bleibt entweder ihr Handy zu Hause oder ich.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Norbert Schrader 06.10.21 00:50
Telefonitis
Echt jetzt? Die Thailady von heute telefoniert? Ich erlebe nur Chats. Beim Telefonieren kann man sich nur mit einer Person unterhalten, beim Chat gleichzeitig mit mehreren und man kann auch später antworten, nachdem man überlegt hat, was man antwortet - sagt mein Thai Frau.
Hermann Hunn 04.10.21 20:40
@Norbert Kurt Leupi Die Hartgesottenen
Da muss ich Ihnen recht geben. In der Qintessenz heisst das eigentlich diplomatisch formuliert, dass die „nicht Hartgesottenen" wie Pantoffelhelden, Traumtänzer, -Scheisser und andere Bezeichnungen aus Ihrem umfangreichen Wortschatz grundsätzlich „nicht heiss gebadet" wurden.

Die Devise „Wer zahlt, befiehlt" ist so etwas von „put it in a Gully". Leider ist es jedoch oft so, dass solche „Heissgebadenten", welche über finanziellen Mittel verfügen dem Irrtum verfallen, dass sie in jedem Fall über Menschen verfügen dürfen, die weniger oder gar kein Geld besitzen.

Dass solche „heiss Gebadete" keine dauerhafte Beziehung pflegen können, sollte Ihnen nicht unbekannt sein.
Volker Picard 04.10.21 09:30
Lieber Callolo,
solche "normalen" Situationen sind nur in den Griff zu bekommen, wenn die "Herzallerliebste" Anerkennung bekommt, man den "goldenen" Mittelweg sucht und sie mit der Zeit lernt: Gutes Verhalten befördert beide Partner. Wer seine Frau wirklich liebt, versucht ihr auch ein "Normalverhalten" beizubringen, auch unter Berücksichtigung dieser zum Teil seltsamen Kultur.
Marco Egloff 03.10.21 22:00
Mein Senf dazu
Die Geschichte ist köstlich und könnte zum Schmunzeln anregen, wenn, ja wenn es nicht wirklich den Tatsachen entsprechen würde. Meine beste Ehefrau von allen ist gottseidank das pure Gegenteil. Telefon nie dabei, wenn zuhause auf stumm. Toll oder? Ausser man hätte da mal ein Problem oder so.
Ein Erlebnis vor nicht allzulanger Zeit. Wir beide im Mongolien Grill am Essen und quatschen. Kommen 4 Thailadies, schick gekleidet. Nehmen Plstz, jede zückt ihr Handy und dann bis zum Kep Tang kein einziges Wort gewechselt. Ohne Witz, fast 45 Minuten, kein Wort. Ich war nicht
besonders schokiert, scheint ja hier normal zu sein
Oh je, wo führt das hin?
Norbert Kurt Leupi 03.10.21 21:10
Drei Tage -... / Herr H.D.Volkmann
so lang ? Mein Vorschlag wäre folgender : If you don`t * hörig auf * me on the * Nerven * , I`ll put you in a * Gully * and * tu * the * Deckel drauf * * und * you never come back to the * Tageslicht * ! Das können aber nur Hartgesottene , keine Pantoffelhelden , Schleimscheisser und Traumtänzer ! Somit kann ich auch Herr D.Pires wieder einmal zustimmen ! Bei uns heisst es immer noch : wer zahlt - befiehlt !
Hans-Dieter Volkmann 03.10.21 16:50
Telefonitis
Diese Geschichte, so wie sie zeitmäßig dargestellt ist, kann ich wahrlich nicht ernst nehmen. Eine Herzallerliebste die sich anderen Personen, einschließlich ihrem Mann gegenüber, so rücksichtslos verhält
hätte bei mir spätestens nach drei Tagen ihr Umgangsrecht bei mir verloren.
Dracomir Pires 03.10.21 15:10
Bravo!
Es gibt eine Regel in Thailand: Entweder zeigt der Farang der Thai-Lady, wer der Herr im Hause ist. ODER die Miss dreht des Spiess um und macht den Devoten zum Pantoffelhelden. Jeder hat selber die Wahl - wenn er der Thai nicht schon ein Haus gekauft hat :-)