Sprachpanscher oder Spiegel der Zeit?

Sprachpanscher oder Spiegel der Zeit?

Eine Zuschrift zur Online-Nachricht „Sprachpanscher oder Spiegel der Zeit?“:

Der Duden, ein ursprünglich hoch angesehenes Wörterbuch, war lange Zeit die Richtschnur von Schülern, Erwachsenen, Lehrern und Germanisten für ein einwandfreies Deutsch, sowohl für die Bedeutung eines Wortes als auch was Grammatik und Rechtschreibung betraf. Seine Verbindlichkeit war geradezu sprichwörtlich. Diese Zeiten sind leider vorüber. Stark geschwächt durch mehrere, nicht zielführende und oberflächliche Rechtschreibreformen wurde er in den letzten Jahren in zunehmendem Maße mit echten und unechten Anglizismen aufgebläht, was ihm sogar den zweifelhaften Preis „Sprachpanscher des Jahres 2013“ einbrachte. Für Philologen war er nun nicht mehr sehr attraktiv und Heranwachsenden sowie ausländischen Studenten konnte er plötzlich kein zusammenhängendes Sprachbild vermitteln. Die zentrifugalen Kräfte waren zu groß geworden. So fristet der Duden heute eher ein Schattendasein als Präsentierteller eines wildwuchernden Sprachgemenges. Als Richtschnur wird er nun kaum noch gebraucht, ähnlich einem Metermaß, das verschnörkelt und nicht gradlinig ist. Vielleicht wird der Duden demnächst in Museen für avantgardistische Kunst zu sehen sein. 5.000 neue Wörter hat er sich inzwischen wieder zugelegt. In wenigen Jahren könnte es, falls keine Trendwende erfolgt, heißen: „Tut uns leid, der Duden ist geplatzt“. Schade eigentlich, dass er hauptsächlich den Zerfall der Sprache, dieses für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sehr wichtigen Kommunikationsmittels dokumentiert. Eine Aufbruchsstimmung sieht anders aus.

Roland Grassl

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Rudolf Lippert 15.10.17 12:05
Sprachreduktionen
@Wolfgang Dlapa Sie haben Recht. Die Briten vor allem müssen hier sprachlich gesehen sehr auf die Zähne beissen. Ich sass bei einem britischen Freund als er einem Thai erklärte was er vor 2 Jahren unterrichtet hat. Er sagte "I teached..." Ich wurde wach und sah ihn an .."you teached?". JAA sagte er, er mache es sich inzwischen auch einfach, würde er "taught" sagen kann er wieder 3x erklären und ist ewig dran. Im Laufe des Gesprächs bemerkte ich dann eine ganze Reihe von "Vereinfachungen". Einerseits macht er sich so das Leben leichter, andererseits arbeitet er mit an der Reduzierung seiner eigenen Sprache. Was ich auch klasse finde: "him sick? Ist .er ist krank? Innerhalb Deutschlands ändert sich die Umgangs-Sprache nun ja auch in eine "ein paar Worte" Sprache, wie man ins Smartphone reinhackt, so wird es einem vor die Füsse geworfen. Ich rief mal bei der Deutschen Rentenversicherung an, meine Daten wurden von einem jungen Mann abgefragt. Wo sind Sie geboren? Ich: In Hannover. Er: Herr Lippert, Entschuldigung. Ich: was? Er: wie schreibt man Hannover? Ich: hallo? Hannover ist Landeshauptstadt eines grossen deutschen Bundeslandes. Er: jaaahh, Herr Lippert mit einem oder zwei "N"? Ich: uff: mit zwei. Er: vielen Dank. .................Tja. Innerhalb Deutschlands ist es auch schon anders geworden.
Hans-Dieter Volkmann 03.10.17 14:30
Joerg Obermeier,So was nennt man lebendige Sprache
Es ist richtig, die Sprache lebt und entwickelt sich fortlaufend. Aber in welche Richtung? Zur Zeit in eine äußerst phlegmatische. Zu Zeiten des deutschen Kaiser`s war es modern sich bei der französchischen Sprache zu bedienen. Übrigens, was Sie als deutsche Schrift bezeichnen wurde nicht abgeschafft. Abgeschaft wurde SÜTTERLIN. Der Unterschied zwischen der damaligen Zeit und der heutigen ist der, dass das frühere Sprachgebaren einfach kultivierter war. Heute entwickelt sich unsere Sprache, erst recht durch die falsche Nutzung der Anglizismen, zu einem primitiven Kauderwelsch, einem Sprachgebaren aus zwei oder mehr Sprachen.