Lung Sen macht sich Gedanken

Hier boomt`s: Nakluas Soi 33
Hier boomt`s: Nakluas Soi 33

Wie jedes Jahr hörte Lung Sen der Rede des Königs am Tag vor seinem Geburtstag andächtig zu. Natürlich hat er nicht alles verstanden und die Rede später in der „Bangkok Post“ nachgele-sen, denn das Thai des Hofes ist nicht einfach zu verstehen.

Es ist unglaublich, was dieser Monarch mit schlichten Worten zum Ausdruck bringt. Man hört nicht die geringste Kritik. Und doch, wenn man zwischen den Zeilen liest, war es eine Rede, die an Kritik nichts offen lies. Es sei hier nur der Anfang erwähnt, dem Sinne entsprechend:

„Der Premierminister machte mir Komplimente. Also machte auch ich ihm Komplimente. Wenn man Komplimente empfängt, muss man diese zurückgeben. Einige werden nicht einverstanden sein, dass ich dem Premierminister Komplimente machte. Mache ich aber keine Komplimente, ist der Premierminister verärgert. Also muss ich Komplimente machen, denn nur glücklich kann der Premierminister regieren.“

Da kann herausgelesen werden, dass der König zwar Komplimente machte, jedoch gezwungenermassen bzw. weil es sich einfach so gehört. Es gab viele andere Punkte, wo jeder sofort wusste, was oder wer gemeint war. So zog Premier Thaksin Shinawatra nach der Rede sofort seine Klagen gegen seinen Widersacher Sondhi zurück. Welch ein Fehler! Damit gab er ja zu, im Unrecht gewesen zu sein. Ob er das wirklich war, hätten die Gerichte entscheiden müssen. Vielmehr sollte der Herr ein offenes Ohr für Kritik haben, nicht alles abschmettern, sondern über die Kritik nachdenken, und, wenn berechtigt, die Dinge ändern. Wenn eine Kritik unberechtigt ist, so kann diese mit Argumenten und Beweisen widerlegt werden. Auf gar keinen Fall geht man gleich vor Gericht – und da lag und liegt der Fehler des Herrn Thaksin. Statt sich mit Kritik auseinanderzusetzen, rennt er gleich zu seinen Anwälten. Dass diese zum Prozess raten, ist verständlich, wollen sie doch etwas verdienen.

Viel Gutes hat er getan, der Herr Premierminister, aber auch manches Unverständliche. Selbst sein nun grösster Kritiker war einst ein Anhänger des Herrn Thaksin. Erst später gingen Sondhi die Augen auf – wie so vielen anderen. Wir Ausländer können an der Politik nichts ändern, wir dürfen uns aber eine Meinung bilden. Und Lung Sen denkt: Wird der alte Regierungsstil beibehalten, wird es bald aus sein mit der jetzigen Regierung.

Kürzlich fuhr Lung Sen zum Bäcker-Peter, um Brot zu kaufen. Als er den Motor anlassen wollte, sprang dieser nicht an. Gemäss Anzeige war ein Defekt in der Einspritzanlage. Versuche, den Fehler selbst zu beheben, scheiterten. Also wurde die Chevrolet-Vertretung angerufen, um einen Mechaniker zu bestellen. Es begann das Warten. Eine Stunde verstrich, eine weitere halbe Stunde, dann rief Lung Sen nochmals an. Die Auskunft: Der Mechaniker hatte nicht den Eingang zum Hinterhof vom Bäcker-Peter gefunden. Die Handynummer des Mechanikers wurde durchgegeben, und Angestellte von Peter riefen an, erklärten die Adresse auf Thai. Nach zwei Stunden immer noch kein Mechaniker in Sicht. Noch ein Anruf, und endlich fand der Mann die Einfahrt. Der Computer wurde angeschlossen und ein defektes Relais festgestellt. Dieses wurde ausgewechselt, und schon lief der Motor wieder rund. Soll nun Kritik geübt werden, weil es so lange dauerte? Nein. Es ist in der Tat schwer, eine korrekte Ortsangabe auf Thai zu erklären. Ganz zu schweigen in Englisch. Wer kennt sich schon richtig aus mit den Moo (Muh), den Tambon, den Ban oder Ampoe. Dazu die verschiedenen Soi. Lung Sen bewundert die Postboten, die als Einzige diesen Dschungel der Adressen zu deuten wissen.

Und Residenten? Die wissen auch nur Bescheid in ihrer näheren Umgebung. Kaum einer von ihnen hat richtige Stadtkenntnisse. Da werden Strassen einfach umbenannt, weil das Thaiwort zu schwer ist: Soi Muslim = Soi Ngern Plag Warn, oder die Naklua Soi 14 = Soi Jägermei. Ja, ohne …ster! Das sprechen die Thais ja auch nicht. Und auch die Thais haben ihre Schwierigkeiten mit den Strassennamen: Die Third Road (dritte Strasse) heisst bei den Thais Sai Sahm, eigentlich aber heisst sie Chalermprakiat = Jubiläumsstrasse. Sie wurde 1996 so genannt anlässlich des 50. Jahrestags der Thronbesteigung König Bumipohls.

Wo ist denn die Naklua Soi 33? Lung Sen will etwas weiter ausholen, denn viele wissen nicht, wie die Seiten-strassen (Soi) eingeteilt werden. Im Grunde recht einfach: Man geht immer vom Namen der Hauptstrasse aus. Sukhumvit Soi 44 liegt also an der Sukhumvitstrasse. Pattaya Soi 12 liegt an der Strandstrasse. Sai Song Soi 15 liegt an der Second Road, und somit liegt die Naklua Soi 33 an der Naklua Road. Gar nicht weit entfernt vom Kreisverkehr. Vor knapp zwanzig Jahren war diese Gegend fast unbebaut, Tapiokafelder waren dort. Dann öffneten die „Weinlaube“ und etwas später das Restaurant „Pat“. Dabei blieb es lange Zeit. Schaut man heute in diese Seitenstrasse, so hat diese sich rasant entwickelt. Neben „Bei Gerhardt“ gibt es ein „Schifferstadt“, einen „Hirschgarten“ und „Bei Micha“. Eine „Route 33“ ist nun an dem Ort, der früher als „Butterfly“ bekannt war. Aus der „Weinlaube“ wurde ein „Mai Thai“, das aber meisten geschlossen ist, und einige englische Bars gibt es auch. Sowie das beste Übersetzungsbüro in Pattaya, CTA, geleitet von der Deutschen vereidigten Dolmetscherin Carolin Wiangwang, der Nachname kommt von ihrem thailändischen Ehemann, gleich neben einer Wäscherei gelegen. Ausserdem entsteht hier das grösste Sportzentrum Pattayas. Die Fotos zeigen am besten, wie sich diese einst unscheinbare Soi entwickelt hat.

Lung Sen denkt: Eine solche Entwicklung sieht man gerne. Nicht neue Barviertel, aus denen die Musik zu laut schallt, sondern kleine Oasen der Ruhe, wo gemütlich gegessen und getrunken werden kann. Selbst in der „Route 33“ kann sich jeder unterhalten, ohne schreien zu müssen, da die Musik mit normaler Lautstärke gespielt wird.

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