Lung Sen macht sich Gedanken

Ein Hinweisschild an der Beach Road: Motorrad- und Autofahrer sollen eine Parkgebühr zahlen.
Ein Hinweisschild an der Beach Road: Motorrad- und Autofahrer sollen eine Parkgebühr zahlen.

Noch ruhiger und gesitteter als letztes Jahr ging das „Pattaya Music Festival“ vor zwei Wochen zu Ende. Auch das Informationsmaterial war lobenswert. Hatte Lung Sen noch vor einem Jahr die Verlegung der Bühnen vor die Tore der Stadt gefordert, so ist er jetzt nicht mehr der selben Meinung. Die Polizei und weitere Ordnungskräfte hatten den Verkehr im Griff.

Ja, es dauerte lange von Nord- nach Süd-Pattaya und umgekehrt, aber man war vorgewarnt durch alle Medien und konnte auf sein Fahrzeug verzichten und auf den Shuttle-Bus umsteigen. Bloss: Wo war der Vergebens suchte Lung Sen diese angekündigte Fahrgelegenheit zu den Bühnen.

Also machte er sich zu Fuss auf den Weg. Vom Kreisverkehr bis zum Hafen, rund vier Kilometer. Es war beeindruckend! Diese vielen Stände mit unerschöpflichen Angeboten aus dem thailändischen Handwerk, alles echt oder auch echt gefälschte Sachen. Leckere Imbissstände, die keinen Wunsch offen liessen, auch die Getränkeangebote waren grossartig. Alleinunterhalter sorgten für Stimmung, wie ein Junge, der vor dem Mike-Kaufhaus seine Künste am Ball zeigte. Kein Auto störte den Bummel, nur ein paar ignorante Mopedfahrer meinten, sie müssten sich durchdrängen.

Die Hauptbühnen dazwischen brachten die nötige Abwechslung und waren selbst für den älteren Lung Sen interessant. Warum, denkt er, kann das nicht jeden Tag so sein. Sperrung der Beach Road ab 17 Uhr. Da nicht alle Residenten und Touristen gut laufen können, würde der Einsatz eines Bähnchens, ähnlich dem im Kao Kieow-Zoo, sicher guten Zuspruch finden.

Angekündigt wurde auch, dass die Second Road an den drei Tagen in beiden Richtungen zu befahren wäre. Dem war leider nicht so, hätte jedoch den Verkehrsfluss gen Süden erleichtert.

Breit genug ist die Strasse ja. Aber so drängte sich alles auf der 3rd Road, und auch die Soi Buakaow war überlastet. Das war vielleicht der einzige Fehler eines ansonsten gut organisierten Festes.

Während seines Bummels fiel Lung Sen ein gegenüber dem „Hopf Brewhouse“ angebrachtes Schild auf. Nun ist es also so weit: Die Parkgebühren kommen! An der Strandstrasse muss man für das Parken zwischen 8.30 und 16.30 Uhr Geld entrichten. Und nicht zu knapp! Mopedfahrer für die erste Stunde 5 Baht, jede weitere Stunde 10 Baht. Autofahrer entrichten 10 Baht für die erste und 20 Baht für jede weitere Stunde. Angefangene Stunden gelten als volle Stunden. Wer nicht zahlt, wird mit 500 Baht bestraft, eine Haftung für Schäden oder Diebstahl gibt es allerdings nicht.

So hat sich das Lung Sen übersetzen lassen, denn sinnigerweise sind die Schilder nur in thailändischer Schrift. Leider fehlt auch der Hinweis, ab wann diese neue Verordnung in Kraft tritt. Nun, es ist immerhin ein weiterer Schritt nach vorn. Die Vermieter von Mopeds und Jeeps müssen wohl tief in die Tasche greifen, wenn sie weiterhin mit ihren Fahrzeugen die Parkplätze blockieren wollen. Oder

Anfang der 80er Jahre eröffneten die ersten Hotels an der Naklua Road. Damals war es Ödland. Es gab rund um die Hotels nichts. Dann machte Pat das erste gute Restaurant gleichen Namens auf. Es folgte die „Weinlaube“ mit dem grossen Bogen vom Schweizer René Eugster im Jahre 1988. Die gastronomischen Betriebe lagen an einem privaten Weg, der immer wieder von den Besitzern in Stand gehalten wurde, gehörte das doch zum Pachtvertrag. Vier Meter hohe Bäume standen vor dem Lokal, und es war einer der gemütlichsten Plätze Pattayas. Der Landbesitzer baute dann mehrere Thai-Appartements an diesem Weg, scherte sich nicht um den Pachtvertrag mit René und schenkte den Weg der Stadt. Diese macht daraus eine Soi mit der Nummer 33. Bald wurde alles betoniert und René, der einst das Gelände vor seinem Restaurant für Tische und Stühle benutzen konnte, wurde von der Stadt „gebeten“, diese doch gefälligst zu entfernen.

Obschon dieses Gelände noch heute Bestandteil des Pachtvertrages ist, kann René sich nicht wehren, denn wenn etwas der Stadt geschenkt wird, hebt das sogar Verträge auf. Da auch das Wahrzeichen, der Bogen „Weinlaube“, inzwischen entfernt wurde, nennt René sein Lokal „Heisser Stein“. Es gibt hier die wohl besten Steaks, die Lung Sen je gegessen hat, sie werden serviert und flambiert auf einem heissen Lavastein.

Oh, Lung Sen macht Werbung! Eigentlich nicht. Er wollte nur darauf hinweisen, dass Verträge nie und nimmer ganz wasserdicht sind. Aber bleiben wir in der Naklua Road. Heute ist sie das deutsche Viertel von Pattaya geworden. Nirgendwo anders drängen sich so viele deutsche Lokale an einer so kurzen Strecke – vom Kreisverkehr bis zur Soi Wong-Amat. Aber auch deutschsprachige Firmen sind hier ansässig, Reisebüros beraten auf Deutsch, und eine Fussmassage klärt in deutscher Sprache die Besucher auf, wie das denn nun wirklich funktioniert.

Little Germany in Pattaya! Es gibt auch „Aldi“. So wird eine Ecke genannt, die überwiegend von deutschsprachigen Urlaubern besucht wird. Jeden Nachmittag und Abend ist sie voll besetzt. Denn hier gibt es ein billiges Bier, das man sich selbst aus dem Kühlschrank holen kann. Und man ist gemütlich unter sich. Keine störenden Russen oder sonstigen Ausländer. Ja, hier lässt es sich leben!

Lung Sen denkt, jedem das Seine. Nicht immer muss es ein Gourmet-Tempel sein, nicht immer eine Kneipe. Was stimmen muss, sind der Preis und die Unterhaltung.

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