Das Stranderlebnis

Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Das Stranderlebnis

Es war ein heißer, sonniger Tag, und es bedurfte all meiner Überredungskünste, um meine Herzallerliebste dazu zu bewegen, um mit mir an den Strand zu fahren.

Ich hätte ja nichts dagegen, wenn ihre Haut ein wenig brauner, schokoladiger wäre. Aber ihr Schönheitsideal ist nun mal, wie bei fast allen Thais, eine möglichst helle Haut.

Am Strand, im Schatten der Sonnenschirme mummte sie sich in Handtücher und Badelaken ein, damit bloß kein Sonnenstrahl ihre Haut traf.

Plötzlich legte sich ein junges Mädchen ich hielt sie für eine Amerikanerin neben uns in die pralle Sonne.

"Schau nur, Callolo", sagte meine Herzallerliebste, "wie weiß dieses Mädchen ist."

"Wahrscheinlich ist sie gerade erst in Thailand angekommen", erwiderte ich.

"Entschuldigung, ich bin schon seit vier Wochen hier", sagte das junge Mädchen, das meine Worte gehört hatte.

"Aber Sie liegen nicht immer in der Sonne?"

"Doch."

"Und warum werden Sie nicht rot oder braun, warum bekommen Sie keinen Sonnenbrand?" wollte meine Herzallerliebste wissen.

"Ich benutze ein Spezialpräparat, das von der NASA entwickelt worden ist. Das absorbiert alle UV-Strahlen von der Haut."

"Hast du das gehört, Callolo? Das Präparat möchte ich auch gerne haben."

"Ach, so etwas gibt es gar nicht, Schatz."

"Doch. Sie hat es doch gerade gesagt. Das ist eine Erfindung aus der Weltraumforschung. Und so wie sie hier liegt, ist sie doch der beste Beweis."

"Sie liegt gerade mal fünf Minuten hier."

"Nein, Callolo, seit vier Wochen schon, hat sie gesagt. Wenn du mir dieses Präparat kaufst, dann komme ich immer, wenn du willst, mit dir an den Strand."

"Reibe dich lieber mit Kokosnußöl ein und bleibe im Schatten."

"Ich möchte aber lieber weiß sein, Callolo."

"Was kostet der Spaß denn?"

Das junge Mädchen drehte sich zu uns und sagte: "Diese Pillen gibt es in Thailand nicht. Die sind unverkäuflich."

"Und wo haben Sie die her?" fragte ich.

"Von einem amerikanischen Freund", antwortete sie, "der Kontakt zur NASA hat. Er kommt nachher vorbei, weil ich die Pillen immer einzeln von ihm kaufe. Sie sind nämlich ziemlich teuer."

"Bitte, Callolo, kauf mir auch einige, dann kann ich endlich wieder unbedenklich in die Sonne gehen."

"Du hast doch gehört, die sind unverkäuflich."

"Hallo, John!" Die junge Frau neben uns sprang auf und begrüßte einen braungebrannten amerikanischen Boy, der aussah wie ein braungebrannter amerikanischer Boy von Bay-Watch oder so.

"Diese junge Frau wünscht sich den Sonnen-Absorber", sagte sie zu ihm und wies auf meine Herzallerliebste.

"Sorry", antwortete der junge braungebrannte Ami, "du weißt doch, ich darf sie gar nicht verkaufen."

"Bitte", sagte Nai und setzte dabei all ihre schauspielerischen Mittel ein, "ich muss diese Pillen haben, der Preis spielt kein Rolle."

Der Ami verzog kein Gesicht. Die junge Frau neben ihm ermunterte ihn: "Verkauf sie ihr doch, John. Du siehst doch, wie sehr sie sich danach sehnt."

"Okay, ausnahmsweise. Hundert Pillen kosten zehntausend Baht. Ich gebe Sie Ihnen zum halben Preis."

"Callolo, er macht uns einen Sonderpreis."

"Und die Dinger helfen wirklich?"

"Offiziell sind diese Pillen in Amerika noch nicht zugelassen, weil noch ein paar letzte Tests ausstehen. Aber die Astronauten nehmen sie alle, und bisher gab es nur positive Resonanzen."

Der schmachtende Blick meiner Herzallerliebsten und die Aussicht, dass wir in Zukunft jede Woche gemeinsam an den Strand gehen würden, ließ all meine Skepsis weichen. Ich bezahlte und bekam ein Säckchen voller Superpillen.

Zu Hause schaute ich mir die Tüte mit den Pillen noch einmal genauer an: Auf der einen Seite hatten die kleinen weißen Tabletten ein Kreuz als Prägung und auf der anderen Seite die Zahl 100. Aber es gab weder einen Beipackzettel noch eine Produkterklärung. Ich ging zu Ping Dai, einem befreundeten chinesischen Apotheker. Ein Blick genügte ihm. Dann sagte er: "Das sind Herz-Ass-Tabletten, hundert Stück für 300 Baht."

"Und in der Sonne?" fragte ich.

"Da nützen sie nichts, aber sie schaden auch nicht."

"Hätte ich nur auf dich gehört", sagte meine Herzallerliebste.

"Ja", erwiderte ich, "guter Rat ist teuer."

"Aber schlechter Rat ist viel teurer", erwiderte sie.

Und dann nahm ich sie in den Arm, und wir konnten schon wieder darüber lachen, dass wir, wie zwei hirnverbrannte Trottel, auf dieses Gaunerpärchen hereingefallen waren, das wahrscheinlich davon lebte, die Thais mit billigen Tricks um ihren Traum von weißer Haut zu betrügen.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Dracomir Pires 27.12.20 16:26
Ja, wirklich sehr naiv von beiden
Auffallend ist, dass das Wort "absorbieren" immer wieder falsch verstanden und somit im Kontext auch falsch verwendet wird. Absorbierend bedeutet nicht abweisend, sondern im Gegenteil aufsaugend, aufnehmend.
Ralph von Mühldorfer 27.12.20 16:25
habe herzlich gelacht ...
Dieser Artikel ist ein Volltreffer und ganz genau getroffen. Ich bin mit einer Thailänderin verheiratet. Strand, Sonne und Wasser meidet sei, wie der Teufel das Weihwasser. Mir ist das egal, denn ich brauche dieses Amüsement auch nicht. Aber ich habe herzlich gelacht.