Daheim ist, wo das Herz ist

Daheim ist, wo das Herz ist

Ein Leser präsentiert seine Gedanken zur Corona- und Ukraine-Krise:

Daheim ist, wo das Herz ist. So lautet ein sehr schöner und gefühlvoller Satz. Er drückt an sich alles aus, was man an Gefühlen vermitteln kann und wird von jedem auch so verstanden.

Nun ist für jeden die Antwort, wo das Herz ist, eine sehr persönliche. Dabei wird sich dann zeigen, wie vielfältige Unterschiede im Verständnis zum Ort des „Daheims“ es gibt. Für den einen ist es das gemütliche Haus, für den anderen seine Familie, dann wieder Menschen, die ihr Daheim in dem Ort haben, wo sie leben. Vielleicht sogar in Bezug auf das Land, in dem sie leben.

So ist es verständlich, dass als Antwort auch „Thailand“ gesagt wird, wenn man nach dem Daheim des Herzens fragt. Wer sich beispielsweise für Thailand als seinen „Daheim-Ort“ entschieden hat, hat dies als seine Herzensentscheidung getan. Natürlich gibt es daneben noch etliche andere Gründe, hier zu leben. Sei es das Essen, die freundlichen Menschen, die Wärme, der Strand, die Bergregionen, die Kultur, die Vielfältigkeit des Landes und vieles mehr.

Jedes Land hat seine Eigenarten, seine Sprache, seine Kultur und vieles, mit dem es sich von anderen Ländern unterscheidet. Das macht gerade jedes Land so interessant. Alles zu erleben und zu erkunden, dürfte wahrscheinlich mehr als ein Leben dauern. So kann man zwar nur einen Teil dessen erleben, was das Land ausmacht aber, man sieht und erlebt das, was einen am meisten interessiert.

Trotz aller Unterschiedlichkeit auf der Welt gibt es doch eine Gemeinsamkeit, die wir alle derzeit schmerzlich erleben. Die Pandemie. Sie kennt keine Grenzen, Kulturen, keine Reichen oder Armen, sie kann jeden treffen und befallen. So ist es auch mit Covid-19, dem derzeitigen Virus, das seinen Zug rund um den Globus angetreten hat. Eine Reise, die mit der Hinterlistigkeit aufwartet, das sich noch Mutationen bildeten, die eine zusätzliche Sorge bereiten. Nur mit intensiver medizinischer Betreuung und Versorgung ist dem zu begegnen.

Diese Pandemie hat auch dazu geführt, dass weltweit in unglaublicher Schnelligkeit Impfstoffe entwickelt wurden. Das war komplettes Neuland in Bezug auf Covid-19 und man wusste am Anfang nicht, welche Folgen die Impfung haben könnte, da es bei jedem Impfstoff zu einer Reaktion kommen kann.

Angesichts der Tatsache das man nach jedem Strohhalm greifen musste, der eine Besserung versprach, so wurde auch in Thailand Impfstoff eingekauft und die Menschen, egal ob Thais oder Expat, wurden aufgefordert, sich impfen zu lassen. Zugegeben, der Anfang war recht holprig und führte zu Verwirrungen, da z. B. Termine vergeben wurden, dann aber kein Impfstoff da waren.

Am Anfang der Pandemie sah es recht gut in Thailand aus und man durfte annehmen, dass es hier einen glimpflichen Verlauf nehmen würde, was Infizierte oder Tote anbelangen könnte. Die Zahlen waren anfänglich sehr überschaubar, wuchsen dann aber doch stetig an.

Gleichzeitig damit wuchsen glücklicherweise aber auch die Zahlen der Geimpften. Inzwischen sind der größte Teil der Bevölkerung geimpft oder sogar „geboostert“. Diesem Anteil gegenüber stehen die Menschen, die noch nicht geimpft wurden oder, die sich nicht impfen lassen wollen.

Nun ist jeder für sich selbst verantwortlich, allerdings verhält es sich bei dem Virus so, das es keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten nimmt und jeden infizieren kann. Der Geimpfte hat, sofern er infiziert wird, die große Chance, lediglich leicht erkrankt zu werden, wohingegen ein Ungeimpfter sogar mit dem Tod rechnen muss. Es wäre somit den Mitmenschen gegenüber rücksichtsvoll, wenn sich jeder impfen lassen würde. Das betrifft den Nachbarn, den Kellner im Restaurant oder die Verkäuferin auf dem Markt.

Ganz besonders betrifft es das medizinische Personal in den Hospitälern, in denen mehr ungeimpfte als geimpfte Menschen mit Covid eingeliefert werden. Diese Pflegekräfte und Ärzte müssen sich an Menschen abarbeiten, die bei einer Impfung evtl. gar nicht im Hospital erschienen wären.

Natürlich ist auch in dieser Pandemie auf Seiten der Behörden nicht alles rund gelaufen. Aber, das ist jetzt ein dickes „aber“, wie hätte man etwas besser machen können, von dem keiner wusste, was es bedeutet. Es gab keine Blaupausen für diesen Fall von Pandemie. Jede Regierung und jedes Land kämpfte allein für sich und versuchte, für seine Bevölkerung den besten und gesündesten Weg zu finden. Kämpft man gegen einen unbekannten Gegner, werden zwangsläufig auch Fehler gemacht. Dennoch hat man alles versucht, um einen Weg zu finden, bei dem alle überleben konnten.

Außer den kostenlosen Impfungen gab es auch finanzielle Unterstützung der Behörden, die recht großzügig und häufig anfielen. Da zeigte sich die Fürsorgepflicht der Regierung in äußerst sozialer Art.

Heute, nach fast mehr als zwei Jahren Pandemie, hat man sich an vieles gewöhnt. Fiebermessen am Eingang des Supermarktes, Mund-Nasen-Schutz-Maske außerhalb des Hauses tragen und ständig die Hände desinfizieren. Auch an die Tatsache, dass man heute gemütlich mit der Familie im Restaurant beim Abendessen mit einem Glas Wein sitzt und morgen vor verschlossener Türe des Restaurants stehen kann. Man nimmt es so hin wie es ist, ohne deswegen ärgerlich zu sein, wie am Anfang der Pandemie mit ihren behördlichen Vorgaben.

Insgesamt betrachtet ist die Pandemie ein Ereignis, das viele Dinge ver- und geändert hat, aber auch die Familien wieder etwas näher zusammengebracht hat. Es wurde zusammen gekocht und gegessen, man ging abends nicht mehr aus, sondern saß vielleicht mit einem Glas Bier zusammen auf der Terrasse vor dem Haus.

Wenn man dann so mit den Lieben zusammensitzt und seinen Gedanken nachhängt als Expat, dann gehen einem viele Dinge durch den Kopf, wie man nach Thailand kam und warum man jetzt hier ist. Zusätzlich auch die Beruhigung, dass man in Frieden lebt und man vom RUS-UA-Krieg nicht persönlich betroffen ist.

Dieser Krieg hat, so ist in den Medien festzustellen, das Corona-Virus etwas aus den Schlagzeilen verdrängt. Zwar wird weiterhin über beide wichtigen Themen geschrieben und informiert, der Krieg ist aber inzwischen eine wichtige Mitteilungsinfo auf den ersten Seiten der Print- und Onlinemedien.

Die Millionen von Vertriebenen aus der Ukraine werden dem Satz „Daheim ist, wo das Herz ist“ wehmütig nachweinen müssen, da sie die Heimat, zumindest derzeit, durch Aggression verloren haben.

Die thailändische Regierung hat sich, was den Krieg anbelangt, für neutral erklärt. Somit ist allen hier lebenden Menschen weiterhin die Sicherheit garantiert, in Ruhe und friedlich leben zu können.

Als jemand der auf dem Land geboren wurde und auch dort aufgewachsen ist, ist es ein Privileg im Alter wieder dieses heimatliche Gefühl zu haben. Das harmonische Landleben, die liebevolle thailändische Familie und die Liebe meiner Frau. Da fühlt man die Wärme und Geborgenheit, in der man leben darf. Ja, stimmt, man ist daheim, wo das Herz ist.

Ingo Kerp, Korat


Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!

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