Wieso war halb Koh Tao bei der Tätersuche blind?

Wieso war halb Koh Tao bei der Tätersuche blind?

THAILAND: Die große Wende im Doppelmordfall auf Koh Tao ist noch nicht bestätigt, kein Täter wirklich überführt, DNA-Abgleiche als belastende Beweise fehlen – und doch hat der neue Ermittlungszwischenstand auf der Insel am Dienstag wie eine Bombe eingeschlagen. Plötzlich stehen mit dem Manager und dem Besitzer der berüchtigten ‚AC-Bar‘ am Sairee-Strand zwei auf Koh Tao als unantastbar geltende Männer im Scheinwerferlicht der Polizei.

Vor allem Manager Montrivat T. (45), ein Bruder des AC Bar-Inhabers und Sairee-Subbürgermeisters Voraphan T., haben eine Menge zu erklären. Die Polizei identifizierte Montrivat eindeutig als den mysteriösen Asiaten, der auf einem CCTV-Überwachungsvideo (siehe Foto oben) in der Tatnacht festgehalten worden war. Weshalb weder er noch Personen aus dem Umfeld der AC-Bar es für nötig gehalten hatten, bei der Polizei für Aufklärung zu sorgen, wirft einen Schatten des Verdachtes auf alle Beteiligten. Montrivat T. und sein prominenter Bruder Voraphan mussten DNA-Tests über sich ergehen lassen und sich bohrenden Fragen der Ermittler aus Bangkok stellen.

Polizeibeamte bei der Abnahme von DNA-Proben von Restaurant- und Bar-Angestellten auf Koh Tao.
Polizeibeamte bei der Abnahme von DNA-Proben von Restaurant- und Bar-Angestellten auf Koh Tao.

Stark belastet worden war insbesondere AC-Bar Manager Montrivat T. von dem schottischen Gelegenheitsarbeiter Sean Mc Anna (25), der auf KohTao lebte und öfter in dem Lokal ausgeholfen hatte. Er sagte, er sei in der Tatnacht vor Ort gewesen. Mc Anna hatte am Wochenende über soziale Netzwerke und gegenüber britischen Medien behauptet, er kenne die Mörder und befinde sich in akuter Lebensgefahr. Der Schotte, der von der Polizei in Schutzhaft genommen worden ist, nannte Montrivat T. als Mann, der ihn massiv bedroht habe und ihm den Mord in die Schuhe schieben wollte. Mit seinem Handy heimlich geschossene Fotos des AC-Managers und eines Angestellten kursieren seit Tagen als Täterfotos in Thailands und Europas Zeitungen. Ob einer der beiden sogar Polizeikreisen aus dem Amphoe Koh Phangan zuzuordnen ist, wird noch ermittelt.

Das Chaos und die Überraschung auf Koh Tao waren am Dienstag perfekt – je nachdem, auf welcher Seite man sich befand. Dass so einflussreiche Insulaner plötzlich als Tathauptverdächtige gehandelt würden, mit voller Identität und auf den Titelseiten von Bangkok Post und The Nation, verblüffte westliche Auswanderer und lokale Bewohner Koh Taos gleichermaßen. Für Chaos hatten die fast 50 DNA-Abnahmen bei vorwiegend burmesischen Hilfsarbeitern gesorgt und die tagelang gestreuten Vermutungen, dass sogar die eigenen Freunde der Ermordeten aus Großbritannien in den Mord verwickelt sein könnten. Es verlieh einem Fall noch mehr Donnerhall, der durch seine Brutalität kein weiteres Echo benötigt hätte.

Interessant sind die Aussagen der beiden Chefermittler, der Polizei Generalmajore Somyot Pumpunmuang aus Bangkok und Panya Mamem aus Surat Thani. Sie erklärten unabhängig voneinander, dass der Fall binnen 48 Stunden aufgeklärt sein sollte. Der geflüchtete Sohn des Koh Tao-Dorfvorstandes solle sich angeblich bald in Bangkok stellen. Und wenn der Abgleich der DNA-Proben mit den im geschändeten Körper der Britin Hannah Witheridge gefundenen Spermien zweier Asiaten übereinstimmt, dann werden letzte Zweifel an den tatsächlichen Mördern fallen.

Bisher stehen die Labor-Resultate aus. Sollten sie nicht zu den Tätern führen, wäre das der endgültige Supergau einer Morduntersuchung, wie sie Koh Tao und ganz Thailand noch nicht erlebt haben. Daran wollte am Dienstagabend auf der in die Weltschlagzeilen geratenen Insel keiner denken, nicht die Ermittler und auch nicht die Einwohner, die sich Normalität und zurückkehrende Touristen wünschen und ein Ende des unfassbaren Albtraumes. (Fotos: The Nation)

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Ernst Blum 24.09.14 13:12
Das ist so so klar
es war ja eine einflussreiche Persönlichkeit und nicht ein Burmese, wie vorher angegeben.