Trump-Tolle und ein kühles Kim-Bier

Gipfel-Andenken in Hanoi

Foto: epa/Stringer
Foto: epa/Stringer

HANOI (dpa) - Ob auf dem T-Shirt, als Cocktail oder Haarschnitt: Donald Trumps und Kim Jong Uns Namen und Äußeres regen die Fantasie an. Ihr Treffen in Hanoi lässt die Kassen von kreativen Geschäftsleuten klingeln.

Zum Treffen des nordkoreanischen Machthabers und des Präsidenten der USA hat sich Vietnams Hauptstadt in ein Meer aus Fahnen verwandelt: Sie zeigen weiße Sterne auf blauem Hintergrund mit rot-weißen Streifen, den roten Stern auf Weiß vor blau-roten Streifen und natürlich den gelben Stern auf Rot. Im kommunistischen und geschäftstüchtigen Vietnam passt nicht nur farblich alles zusammen.

Politisch mögen die Erwartungen groß sein an das Treffen von Kim Jong Un und Donald Trump. Für Händler, Restaurantbetreiber und Künstler in Hanoi hat es sich jetzt schon gelohnt. Allein das Motiv der beiden markanten Politiker hat die Fantasien beflügelt und im Verkauf von Kleidung, Kunst, Essen und sogar bei Frisuren Blüten getrieben.

Da ist Truong Thanh Ducs Geschäft in der Altstadt: Seine neue T-Shirt-Kollektion mit den Konterfeis von Kim und Trump reißen ihm die Leute förmlich aus der Hand - 300 Stück, je für den Preis von umgerechnet 3,80 Euro, wurde er allein am ersten Verkaufstag los. Am zweiten kam er nicht mehr mit der Produktion der selbstbedruckten Teile nach. «Ich schlage gar nicht so viel auf den Preis drauf, ich verkaufe sie gern, aus Liebe zu diesen beiden großen Männern», sagte Duc der Nachrichtenagentur dpa.

Auf manchen Shirts sind Trump und Kim zu sehen, mal Trump mit einem vietnamesischen Kegelhut, mal Kimeingerahmt von den Worten «Rocket Man». Wie viele Vietnamesen hofft Duc, dass das Treffen in Hanoi zu den Friedensbemühungen auf der Koreanischen Halbinsel beiträgt. Denn auch sein Land erlebte eine Teilung in Nord und Süd und kämpfte gegen die USA. «Wir sind ein Land, das viel Krieg erlebt hat, wir verstehen das also und erwarten, dass Gutes auf diesem Gipfel geschehen wird.»

Neben den Blumengesteck- und Fähnchen-Verkäufern lassen sich auch andere Handelstreibende das Geschäft nicht entgehen. Eine Typveränderung als Andenken bietet etwa Le Tuan Duong in seinem Friseursalon in Hanois wuseligem Bezirk Dong Da: Seit vergangener Woche verpasst er Kunden auf Wunsch den «Kim Style» oder den «Trump». Auch wenn der glatte schwarze Haarblock des Ersteren stärker gefragt ist als die blonde Föhntolle, gibt sich Duong als Fan Beider.

«Ich bewundere die beiden großen Männer sehr. Kim Jong Un ist ein noch junger, aber intelligenter Führer, und Donald Trump ist ein Geschäftsmann, der Politiker wurde; und ich denke, dass diese beiden Führer den Frieden lieben.» Duong ist stolz darauf, dass sein Land Gipfel-Gastgeber ist. Mittlerweile hat Vietnams Handelskammer bei ihm angeklopft: Sie möchte den Regierungschefs gern ein Foto mit Hanois frisierten Männern im Gipfel-Look präsentieren.

Nicht alle Doppelgänger gefallen den Landesbehörden. Der australische Künstler Howard X wurde am Montag aus Vietnam ausgewiesen, nachdem er als Kim-Double durch Hanois Straßen spaziert war. Der Trump-Imitator, der ihn begleitet hatte, durfte bleiben. Die beiden zum Verwechseln ähnlich zurechtgemachten Männer hatten sich auf den Straßen fotografieren lassen und sogar ein Fernsehinterview gegeben. X war schon vor dem ersten USA-Nordkorea-Gipfel im Juni 2018 als Kim-Imitator in Singapur aufgetreten. «Es beweist nur, dass alle Diktaturen jede Form von Satire fürchten, sogar etwas, das so trivial ist wie ein Doppelgänger», schrieb X auf seiner Facebookseite.

Auch Genussfreudige können sich in Hanoi in Gipfel-Laune bringen: Etwa mit einem «Kim Jong Ale», einem Braugetränk von einer Bar am Stadtsee Truc Bach. «Es ist scharf auf den Lippen und das Saure schmeckt wie Kimchi», beschreibt Erfinderin Nguyen Anh das Getränk. Sie habe mit Ale und der koreanischen Gemüse-Zubereitungsart Kimchi experimentiert, als sich mit dem Gipfel die Chance einer originellen Namensgebung bot.

Und so ist in Hanoi schnell ein gipfel-gerechtes Menü fertig. Das Burgerrestaurant «Durty Bird» setzte etwa den «Durty Donald» und einen «Kim Jong Yum» auf seine Tageskarte. Zum Tagesabschluss lässt sich in einer anderen Bar beim Cocktail «Rock it, Man» über das Wortspiel mit dem «Raketenmann» nachsinnen. So hatte Trump noch 2017 Nordkoreas Staatschef bezeichnet. Der pinke Cocktail sieht einem Cosmopolitan ähnlich. Er ist mit einer Erdbeere verziert. Sie hält die beiden blau-rot-weißen Fähnchen zusammen.

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Ingo Kerp 27.02.19 14:36
Politisch gesehen hofft die US-Anhängerschaft von Trump und die US-Regierung, daß das Treffen keine Luftnummer wird. Was man aber sicherlich schon als Luftnummer einstufen kann ist der Vorschlag vom jap. Abe und auch der Trump'schen Hoffnung, für den Frieden-Nobelpreis nominiert zu werden. Begründung: Abwehr eines Atomkrieges durch N.Korea. Da fragt sich die Welt, gegen wen?