True Online bestätigt Blockierung von PornHub

Thailändischer Internetanbieter gesteht Zensur und löst damit einen Shitstorm aus

Scheinbar nicht geplant war die offizielle Bestätigung von True Online auf Twitter, die Pornowebseite PornHub zu blockieren. Denn nur wenige Stunden später zog das Unternehmen sein Statement zurück. Archivbild: Fotolia.com
Scheinbar nicht geplant war die offizielle Bestätigung von True Online auf Twitter, die Pornowebseite PornHub zu blockieren. Denn nur wenige Stunden später zog das Unternehmen sein Statement zurück. Archivbild: Fotolia.com

BANGKOK: Für Gesprächsstoff, jede Menge Spott und für eine willkommene Abwechslung zum monotonen Corona-Nachrichtengeschehen der letzten Monate sorgte ein amüsanter Streit auf Twitter zwischen True Online und thailändischen Netizen, die dem Internetanbieter vorwerfen, den Zugang zur Pornowebseite PornHub zu blockieren.

Die hitzige Auseinandersetzung fand am Montag ihren grandiosen Höhepunkt, als True Online offiziell bestätigte, was viele Thais schon lange vermuteten: Die Blockierung von PornHub. Das Statement ist von besonderer Bedeutung, da True Online somit der erste thailändische Internetanbieter ist, der öffentlich bestätigte, dass er Webseiten blockiert, auf denen pornografische Videos und Bilder aufgerufen werden können.

Erstmals Zensur im Internet bestätigt

Den Stein ins Rollen brachte vermutlich unwissentlich ein Admin von True Online am Montag, der die Antwort seines Unternehmens auf die Frage eines Kunden twitterte, warum PornHub über das True-Online-Netzwerk nicht aufrufbar sei:

„Wir haben den Zugang zu PornHub eingeschränkt, weil die Webseite unangemessene Inhalte hat.“

Es ist kein Geheimnis, dass thailändische Internet-Provider pornografische Beiträge von erwachsenen Darstellern sowie alle weiteren Inhalte blockieren, die den Behörden ein Dorn im Auge sind. In westlichen Ländern würde eine vergleichbare Internetzensur gewiss Unruhen zur Folge haben.

Laut thailändischem Internetgesetz sind sowohl die Verbreitung von pornographischen Inhalten als auch von Falschinformationen verboten, die juristisch als Bedrohung der nationalen Sicherheit ausgelegt werden können. Verstöße gegen das Computerkriminalitätsgesetz werden mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren und/oder Geldstrafen in Höhe von maximal 100.000 Baht geahndet.

Netizen rufen zum Boykott auf

Thailändische Netizen reagierten auf die Erklärung von True Online mit Spott und riefen zum Boykott des Internetanbieters auf:

„True Online, können wir nicht geil sein?“, twitterte der Nutzer @S0ME1FAIR.

„Es geht nicht darum, ob PornHub moralisch oder unmoralisch ist, sondern viel mehr um die Frage, welches Recht True dazu bemächtigt, zu entscheiden, ob es angemessen ist?“, twittert der Nutzer @_wawawao.

Shitstom lässt True Online zurückrudern

Da True Online mit der Bestätigung der Blockierung pornografischer Webseiten im Rahmen seiner Firmenpolitik einen Shitstorm ungeahnten Ausmaßes entfachte, ruderte das Unternehmen nur wenige Stunden später zurück und beteuerte, keine zensierenden Aktivitäten vorzunehmen:

„Der Admin möchte sich für die Fehlinformationen entschuldigen. Die Website [PornHub] ist nicht blockiert. Wenn Sie Probleme beim Aufrufen [der Webseite] haben, wenden Sie sich bitte an uns, damit wir dies überprüfen können“, twitterte das Unternehmen.

Einige Netizen empfanden die Entschuldigung des Internetanbieters wiederum als blanken Hohn und machten auf Twitter darauf aufmerksam, dass sie PornHub über das Netzwerk von True Online auch am Dienstag nicht aufrufen konnten.

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Dieter Kowalski 27.05.20 17:48
@ Analytiker & Traugott
3BB sperrt genau gar nichts. Habe ich seit 5 Jahren und jede Seite funktioniert.

VPN gibt es von z.B. Avira umsonst.
Für downloads einen Download Manager verwenden, die Links die man über VPN gefunden einfügen. VPN beenden, downloads starten. Kostet genau gar nichts.

Thomas Sylten 27.05.20 17:46
VPN wie Cyberghost könnte helfen..
Horst Schumm 27.05.20 15:38
Kommt jetzt Bewegung in die schönste aller Unter??
haltungsbranchen Thailands und der ganzen Welt.
Zeit würde es ja werden, dass die prüde Gesetzgebung aufgelockert wird, wenn unter der Decke doch alles vorhanden ist.
Gewalt, Mord- und Totschlag ist nicht von Zensur geächtet, aber das Ansehen und Tun schöner Körper wird mit Ächtung und Strafen belegt, obwohl es zur Fortpflanzung und Fortentwicklung der Menschheit das einzige ist, was einen Mehrwert hat. Letztlich kann man nur hoffen, dass der Shitstorm gegen TRUE im Netz die verkrusteten Strukturen der Obrigkeit aufweicht und sich Freude als Freude äußern darf.
Thomas Thoenes 27.05.20 15:37
Na dann hoffen wir mal das die
Kündigungen nur so rein fliegen bei True. Wenn der Gesetzgeber es vorschreibt gut, aber das ein Privatunternehmen Zensur vornimmt geht nicht mal in Thailand.
Dieter Kowalski 27.05.20 15:00
@ Redaktion
Ihr schreibt hier immer wieder fälschlicherweise von Netizen, und meint damit eigentlich ganz normale Internet-User.

Definition Netizen:
Das sind diejenigen, die online aktiv zu der Weiterentwicklung des Internets beitragen. Sie verstehen den Wert kollektiver Arbeit und der gemeinschaftlichen Wert öffentlicher Kommunikation. Es sind diejenigen, die Themen auf eine konstruktive Weise debattieren und diskutieren, die Leuten Antworten über E-Mails versenden, Neuankömmlingen Hilfe anbieten, FAQ-Dateien und andere öffentliche Informationsquellen verwalten, Mailinglisten pflegen und so weiter. Es sind diejenigen, die über die Natur und Rolle dieses neuen Kommunikationsmedium diskuttieren. Das sind die Menschen, die als Bürger des Internets agieren.“