Spannende Tempelentdeckungen und städtische Langeweile

Die kleine Provinzhauptstadt gewährt westlichen Besuchern einen authentischen Einblick in das Alltagsleben der Thais. Auch wenn es hier nur wenige Attraktionen zu besichtigen gibt, gilt Buriram als perfekter Ausgangspunkt für spannende Khmer-Tempelentdeck
Die kleine Provinzhauptstadt gewährt westlichen Besuchern einen authentischen Einblick in das Alltagsleben der Thais. Auch wenn es hier nur wenige Attraktionen zu besichtigen gibt, gilt Buriram als perfekter Ausgangspunkt für spannende Khmer-Tempelentdeck

BURIRAM: Die Provinz Buriram beheimatet eine Vielzahl alter Khmer-Ruinen

Die kleine Provinzhauptstadt gewährt westlichen Besuchern einen authentischen Einblick in das Alltagsleben der Thais. Auch wenn es hier nur wenige Attraktionen zu besichtigen gibt, gilt Buriram als perfekter Ausgangspunkt für spannende Khmer-Tempelentdeckungen in der näheren Umgebung der geschichtsträchtigen Provinz. Fotos: bj

Der heutige Teil der Serie "DER FARANG im Isaan" führt die Leser in die kleine Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Buriram, was mit "Stadt der Freude" übersetzt werden kann. Buriram ist eine alte, geschichtsträchtige Siedlung der Khmer. Die Siedlungstätigkeit lässt sich bis ins frühe siebte Jahrhundert nachweisen. Wer nach einer anstrengenden Autofahrt müde und erschöpft in dem provinziellen Nest ankommt, mag jedoch enttäuscht sein und fragt sich vielleicht, warum um die kleine Provinzhauptstadt, etwa 400 Kilometer entfernt von der thailändischen Hauptstadt, so ein Aufheben gemacht wird.

Ein Patchwork von Straßen und Shops

Auf dem Nachtmarkt kann man preiswert speisen und mit der Stadtbevölkerung ins Gespräch kommen.

Tatsächlich präsentiert sich Buriram eher als eine Art Patchwork von Straßen und kleineren Läden und bietet auf den ersten Blick nur wenig Spannendes zur näheren Entdeckung. Auch die Hotelszene erscheint dürftig und bietet nur wenig Auswahl. Doch wer suchet – der findet, und auch Luxus verwöhnte Farangs werden gewiss eine Übernachtungsmöglichkeit finden, die westlichen Ansprüchen genügt.

Die Gegend um Buriram zählt zu den ärmsten des Königreiches. Der durchschnittliche Verdienst der Einwohner beträgt hier kaum mehr als 30 Prozent des Durchschnittsverdienstes der Bewohner der thailändischen Hauptstadt. Daher mag es kaum verwundern, dass es die ländliche Bevölkerung der Provinz zunehmend in die Städte zieht, wo sie sich als Motorradtaxifahrer, Bauarbeiter oder als Servicekraft in den zahlreichen Bars und Unterhaltungsetablissements der Touristenhochburgen durchschlagen

Ein Rundgang in der Stadt ist dennoch empfehlenswert. Schließlich eröffnet sich dem westlichen Besucher ein interessanter Einblick in das noch authentische thailändische Alltagsleben, fernab von Massentourismus und Großstadtchaos. Ein guter Ort also, um mit der lokalen Isaan-Bevölkerung ins Gespräch zu kommen und fremde Leckereien der exotischen Küche des Nordostens zu probieren.

Als erholsame Oase präsentiert sich der Stadtschrein San Lak Muang, der von einem Park umgeben ist.

Herzstück der kleinen Stadt ist ein großer, künstlich angelegter See, der einem Kanal ähnelt und in vielerlei Ortschaften im Isaan in gleicher Form vorzufinden ist. Am Ufer lässt sich wunderbar entspannen und das ruhige Treiben der Einwohner beobachten. Überhaupt: In Buriram geht alles seinem geregelten Ablauf nach, große Überraschungen sind eher die Seltenheit.

Chinesischer Einfluss und Khmer-Ambiente

Bei Erkundung des Stadtgebietes fällt sofort der prachtvoll angelegte Stadtschrein San Lak Muang ins Auge, der im tadellos renovierten Zustand in besonderem Glanze erstrahlt und auf den ersten Blick dem Baustil berühmter, eigenwilliger Khmer-Bauwerke gleicht. Tatsächlich aber spiegelt der Tempel eine Mixtur chinesischer und thailändischer Architektur wider, wie eine Hinweistafel in englischer Sprache informiert. Im Originalzustand befand sich ursprünglich an selber Stelle ein hölzerner Schrein mit einem Metalldach. Erst 1969 wurde das Gebäude restauriert und in den heute vorzufindenden Zustand versetzt. Die überraschend sauber und intensiv gepflegte Tempelanlage ist umgeben von einem tropischen Garten voller Palmen, Büsche und einer exotischen Pflanzenvielfalt. Ein rot gestrichener Pavillon unterstreicht den chinesischen Einfluss und bietet von der Sonne geplagten Ruhesuchenden Schatten zum Relaxen und Ausruhen.

Bei einem Rundgang stößt der FARANG-Journalist auf das Wat Isaan, eine Tempelanlage, die eine buddhistische Schule beheimatet. Als die Kinder den Fremden erblicken, ist die Freude groß: Sofort sammelt sich eine Schar junger Schüler um den Farang und löchert ihn mit Fragen, gefolgt von lautem Gekicher. Der Autor ist sich sicher; als die Mädchen und Jungen nach Schulschluss nach Hause gingen, werden sie ihren Eltern mit leuchtenden Augen von dem merkwürdigen Fremden berichtet haben. Denn ausländische Touristen verirren sich nur selten in die kleine Ortschaft. Zum Abschluss seines Besuchs schießt der Journalist noch ein obligatorisches Abschiedsfoto, zur großen Freude aller Beteiligten.

Nightlife: Karaoke und Som Tam

Wenn die Sonne in den Weiten des Isaan versinkt und die Nacht beginnt, öffnet ein großer, überdachter Nachtmarkt, 16.00 bis 22.00 Uhr, seine Pforten und lockt mit einer Vielzahl wohl duftender sowie preisgünstiger Snacks zu einem Besuch. Das bunte Markttreiben vermittelt den Eindruck, dass der ganze Ort auf den Beinen ist, um seinen Hunger mit höllisch scharfem Som Tam, dem Isaan-Klassiker aus unreifen Papayas, abgeschmeckt mit viel Chili und fermentierter Fischsoße, zu stillen und mit den Sitznachbarn den neuesten Klatsch und Tratsch des vergangenen Tages auszutauschen. Dem schließt sich der Autor dieser Zeilen an und genießt diese eigenwillige Speise mit einem kühlen Bier.

Die prachtvolle Promenade verleiht Besuchern das Gefühl, selbst wie ein König zu seiner Residenz zu schreiten.

Der Schein trügt: Auch wenn die auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Provinzhauptstadt nur wenige Attraktionen zu bieten hat, überrascht sie mit einem, von ihrer Größe her betrachtet, beachtlichen Angebot für Nachtschwärmer. Rings um die Rom Buri Road haben sich etliche Karaoke-Bars und Nachtclubs angesiedelt, die den Einheimischen Unterhaltung bieten und das nicht zu unterschätzende "Sanuk"- beziehungsweise Spaß-Bedürfnis der Thais befriedigen. Auch hier zeigt sich: Wer einen typischen Thai-Partyabend miterleben möchte, dem sei ein Abstecher in das kleine Isaan-Städtchen zu empfehlen. Der Mekong-Whiskey fließt in Strömen, und das auffallend junge sowie sexy gestylte Publikum vergnügt sich in privaten Karaoke-Zimmern im Viktoria, 19.00 bis 02.00 Uhr, ein großer "neoklassizistisch" wirkender Unterhaltungskomplex, in dem gesungen und Snooker gespielt wird, oder es wird das Tanzbein geschwungen in der stets gut besuchten Speed Music Hall, 22.00 bis 02.00 Uhr, einer Disko, wo zu lauter, moderner Musik die Nacht zum Tag gemacht wird. Erfreulicherweise sind die Getränkepreise relativ günstig, Bier wird für 70 Baht offeriert. Whiskey wird am Eingang der Disko, die auffallend mit einem silbernen Raumschiff dekoriert wurde, für 250 Baht an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht, was sich in der ausgelassenen Partystimmung des Publikums widerspiegelt. Thai-Country-Fans kommen im Tawan Daeng, 22.00 bis 02.00 Uhr, voll auf ihre Kosten: Hier ist Thai-Entertainment pur angesagt! Es wird gegessen und getrunken, anschließend ausgelassen zu Thai-Schlagern getanzt. Besonders beim männlichen Publikum, egal ob Thai oder Expat, hat sich der Clip Club, 22.00 bis 02.00 Uhr, zu einem Publikumsmagnet für diejenigen entwickelt, die die lasziven Bewegungen junger asiatischer Schönheiten an der Stange beobachten möchten. Auch hier sind die Getränkepreise erfreulich günstig und die Stimmung ausgelassen.

Prasat Khao Phanom Rung

Auch wenn sich an der Attraktivität der Provinzhauptstadt die Geister scheiden, gilt Buriram als perfekte Ausgangsbasis für spannende Tempelentdeckungen. Die Umgebung ist geschichtsträchtig und mit der beeindruckenden Anzahl von 143 Tempeln übersät, was den hohen Status dieser Region im Reich der Khmer unterstreicht. Allen voran die wunderschöne Khmer-Tempelanlage Prasat Khao Phanom Rung, eines der spektakulärsten Angkor-Monumente des Königreichs, das sich auf dem 400 Meter über dem Meeresspiegel hohen Gipfel eines erloschenen Vulkans befindet. Prasat Khao Phanom Rung gilt als die größte und am vollständigsten restaurierte Khmer-Tempelanlage in ganz Thailand, die auch denjenigen, der eigentlich schon alle Tempel gesehen hat, in Begeisterung versetzen wird.

Die Khmer-Tempelanlage begeistert auch denjenigen, der eigentlich schon alle Tempel gesehen hat.

"Phanom Rung" heißt auf Khmer "großer Hügel". Die Thais haben jedoch dem Namen ihr eigenes Wort für Hügel, "ko", hinzugefügt. Außerdem wurde das Wort für Stein, "hin", hinzugefügt, um das "prasat" zu beschreiben, ein kleines prunkvolles Gebäude mit einer kreuzförmigen Grundfläche und einer nadelartigen Turmspitze. Das faszinierende Bauwerk wurde zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert unter der Herrschaft von König Suriyavarman II. erbaut und gilt als manifester Höhepunkt der Angkor-Baukunst. Daher wundert es kaum, dass die gesamte Anlage nach Osten, zur ursprünglichen Angkor-Hauptstadt ausgerichtet wurde.

Touristen und ausländischen Besuchern stehen auf dem Gelände zahlreiche Englisch sprechende Führer zur Verfügung, die Fremden gegen einen kleinen Obolus die Eigenarten des monumentalen Bauwerks erklären. Besonders beeindruckend erscheint die großzügig angelegte Promenade zum Haupttor, die in einem ungewöhnlich gut erhaltenen Zustand auch heute noch begehbar ist und den Besuchern das Gefühl verleiht, selbst wie ein König zu seiner Residenz zu schreiten. Auch die auffälligen "Naga"-Brücken, unter "Naga" versteht man eine mythische, schlangenähnliche Kreatur, stellen die einzigen drei noch im Urzustand erhaltenen Brücken dieser Art in ganz Thailand dar.

Höhepunkt der Khmer-Baukunst

Zahlreiche Galerien und Säulengänge laden ein zu einer genaueren Betrachtung. Schließlich stellt die Handwerkskunst in Phanom Rung den Gipfel des künstlerischen Schaffens der Khmer dar und steht, aus diesem Blickwinkel betrachtet, dem "großen Bruder" Angkor Wat in Kambodscha um nichts nach. Anfahrt: Von Buriram aus fahren täglich ab dem Busbahnhof Linienbusse, in Richtung Chanthaburi. Bis zu dem Ausstieg in Ban Ta Pek kostet die Fahrt 30 Baht. Von dort aus geht die Fahrt mit dem Motorradtaxi, 100 Baht, bis zur Tempelanlage weiter. Mehr Infos über das Monumental-Bauwerk Prasat Hin Khao Phanom Rung, siehe: DER FARANG, Ausgabe 5, Februar/ März 2009.

Deutschsprachiger Stammtisch im Farang Food Paradise

Das deutsche Lokal Farang Food Paradise, dem ein kleiner Minimarkt mit exportierten Spezialitäten angeschlossen ist, gilt als Anlaufstelle deutschsprachiger Expats in Buriram, wo zu kühlem Gerstensaft zusammen gesessen wird, um den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen und Freundschaften zu pflegen. Zu den Stammgästen zählen unter anderem der 65-jährige Günther und der 68-jährige Siggi aus Deutschland, die in der Provinzhauptstadt ihre neue Heimat gefunden haben und dem kalten Deutschland den Rücken gekehrt haben. Beide loben die Freundlichkeit der Menschen im Isaan und die günstigen Lebenshaltungskosten. Der Dritte im Bunde ist der Schweizer Rudi, 63 Jahre, der in seinem Bekanntenkreis nur noch als "Büffel-Rudi" bezeichnet wird. Die amüsante Namensgebung hat den Hintergrund, dass Rudi lange Jahre auf der Ferieninsel Koh Samui lebte, wo er aktiv im Büffelkampf war und mit seinen Kampftieren mehrere Male Champion wurde. Wenn sich die agilen Expats nicht zum Stammtisch bei Farang-Food-Inhaber Manfred, 59 Jahre, versammeln, treffen sie sich am wöchentlich stattfindenden Hahnenkampf, wo noch weitere Westler aus der Provinz anzutreffen sind. Das Lokal befindet sich direkt am großen See, Tanee Road, und hat täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet.

Anreise und Übernachtung

Täglich fahren sieben klimatisierte Busse, Fahrtzeit fünfeinhalb Stunden, vom Northern Busbahnhof in Bangkok direkt nach Buriram. Da die kleine Provinzhauptstadt auf der Zugstrecke von Bangkok nach Ubon Ratchathani liegt, verkehren täglich acht Züge; Fahrtzeit sechs Stunden, zwischen der thailändischen Hauptstadt und Buriram. Autofahrer folgen ab Bangkok dem Highway 2 bis nach Korat.Von dort geht es auf dem Highway weiter nach Buriram. Das Tepnakorn Hotel offeriert saubere sowie preisgünstige Zimmer, ab 1.000 Baht, und lockt mit einem großzügigen Swimmingpool zum Relaxen. Außerdem gehören eine Body-Massage, Karaoke-Häuschen und weitere Annehmlichkeiten zum Hotelinventar, Tel.: 04-461.3400-2, Webseite: www.thepnakorn-hotel.com.

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