Berlin und Paris müssen Druck auf Moskau verstärken

​Selenskyj 

Pressekonferenz des ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky in Kiew. Foto: epa/Sergey Dolzhenko
Pressekonferenz des ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky in Kiew. Foto: epa/Sergey Dolzhenko

KIEW: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland und Frankreich vorgeworfen, im Ukraine-Konflikt nicht mehr genügend Druck auf Russland auszuüben. «Ich finde, dass sie in letzter Zeit ihre Positionen bezüglich Russland etwas abgeschwächt haben», sagte er am Donnerstag in der Hauptstadt Kiew. Berlin und Paris vermitteln in dem seit 2014 andauernden Konflikt in der Ostukraine. Russland hatte erst kürzlich Deutschland und Frankreich Parteinahme zugunsten der Ukraine vorgeworfen.

Selenskyj bezeichnete die Ausgabe von russischen Pässen an Einwohner des von Separatisten kontrollierten Teils des Donbass als «großes Problem». «Das ist der erste Schritt (zur Annexion)», betonte der 43-Jährige mit Blick auf die russische Einverleibung der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim 2014. Nach Angaben aus Moskau wurden bereits mehr als eine halbe Million Pässe ausgestellt.

Die Umsetzung eines 2015 vereinbarten Friedensplans für die Region kommt seit Jahren nicht voran. UN-Schätzungen zufolge sind im Zuge der Kämpfe zwischen Regierungseinheiten und den vom Kreml unterstützten Aufständischen mehr als 13.000 Menschen getötet worden.

Innenpolitisch kündigte der 43-Jährige ein härteres Vorgehen gegen Besitzer großer Wirtschaftskonzerne an, die er als Oligarchen bezeichnete. In einem neuen Gesetz sollen Kriterien festgelegt werden, wer als Oligarch gilt. «Wenn sie in das Oligarchen-Register fallen, dann wird ihnen viel verboten werden», drohte der Staatschef.

Bei den Privatisierungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion reich gewordene Geschäftsmänner beeinflussen seit Jahrzehnten die Politik in dem osteuropäischen Land. Selenskyj hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, diese Praxis zu beenden.

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