Prominenter DNA-Test und weitere Verzögerungen

Prominenter DNA-Test und weitere Verzögerungen

KOH TAO: Das Karussell der Merkwürdigkeiten, Spekulationen, Beteuerungen der thailändischen Polizei und gleichzeitiger heftiger Kritik im Koh-Tao-Mordfall vom 15. September dreht sich weiter. Damals waren die jungen britischen Touristen Hannah Witheridge (23) und David Miller (24) geschändet und erschlagen am Sairee Strand aufgefunden worden. Zwei mutmaßliche Täter aus Myanmar (21) sitzen seit einem Monat in U-Haft und die halbe Welt hegt zumindest leise Zweifel an ihrer tatsächlichen Täterschaft.

Neuer Höhepunkt war gestern die medienreife Vorführung des Sohnes eines Koh Tao-Lokalpotentaten, dem sechs Wochen nach der Tat nun doch noch DNA-Proben entnommen wurden. Ein Alibi, das der 22 Jahre alte zunächst ebenfalls Tatverdächtige in Bangkok von seinen Anwälten präsentieren ließ, hatte offensichtlich weder Überprüfungen noch dem öffentlichen Druck standgehalten. Der 22-jährige Sohn eines Bürgermeisters könnte – so die Mutmaßungen von Insidern auf Koh Tao – möglicherweise doch der Mann sein, der am frühen Morgen des Mordtages auf einem CCTV-Video aufgenommen worden war. Er selbst hatte behauptet, sich als Student in der Landeshauptstadt aufgehalten zu haben und nicht auf Koh Tao gewesen zu sein.

Weshalb Thailands oberster Polizeichef Somyot Poompanmoung persönlich der Durchführung des DNA-Testes beiwohnte, bekamen die Beobachter wenig später zu hören. Der Polizeigeneral machte noch einmal deutlich, dass er keine rufschädigenden Spekulationen sozialer Medien mehr dulden werde und drohte offen mit rechtlichen Konsequenzen. Er betonte, dass die Ermittlungen in vollem Einklang mit geltendem Recht durchgeführt worden seien, die Beweislage eindeutig sei und die beiden mutmaßlichen Tatverdächtigen aus Myanmar nicht misshandelt worden wären.

Dies steht im krassen Widerspruch zu den Angaben der burmesischen Beschuldigten Zaw Lin und Win Zaw Htun, die ihre Mordgeständnisse als durch die Polizei erzwungen bezeichneten und von massiven Einschüchterungen und Folter sprachen. Menschenrechtsorganisationen, auch in Thailand, protestierten lautstark und die  Thailändische Anwaltsvereinigung ‚Council of Lawyers‘ bestellte demonstrativ eine kostenlose Rechtsvertretung für die beiden Burmesen. Deren Eltern befinden sich seit mehr als einer Woche auf Koh Samui in der Nähe des Provinzgefängnisses auf Koh Samui, in dem ihre Söhne festgehalten werden.

Weshalb die offizielle Anklageerhebung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Provinz Surat Thani bis heute nicht erfolgt – und nach Informationen der FARANG-Redaktion – bereits dreimal zurückgewiesen worden ist, wirft weitere Fragen auf. Die Staatsanwaltschaft hatte den Ermittlungsbericht der Mordkommission auf Koh Tao in der Vergangenheit als fehler- und lückenhaft bezeichnet und um Nachbesserungen gebeten. Mit der neuerlichen, späten DNA-Entnahme des Bürgermeistersohnes und AC-Barbesitzers in Bangkok wird sich dies sehr wahrscheinlich weiter hinauszögern. Mit einem DNA-Ergebnis wird laut Polizeichef Somyot Poompanmoung bereits am heutigen Tag gerechnet. (Foto: The Nation)

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