Lung Sen macht sich Gedanken

Geschäfte, Restaurants und Bars auf der Westseite der Naklua Road
Geschäfte, Restaurants und Bars auf der Westseite der Naklua Road

Wie lange wird schon über den Abriss der 101 Gebäude auf der Meerseite der Walking Street diskutiert 10, 15 Jahre vielleicht. Vorher hatte man nichts gegen die Nutzung dieser Gebäude einzuwenden, im Gegenteil, die Besitzer der Häuser wurden dazu angehalten, die Fassaden im Thai-Stil zu dekorieren, auf dass es schöner aussieht. Heute ist das noch gut an der Marine Bar zu erkennen.

Tatsächlich sieht die Häuserfront bei Tage äusserst hässlich aus, andererseits sieht man dann die Holzbauten, die von den einst in Pattaya ansässigen Fischern errichtet worden sind. Diese wurden den Fischern in den 60er Jahren „abgekauft“. Eigentlich konnte und durfte man nichts abkaufen; es war eher eine Abfindung für die Fischer, das Haus doch zu räumen. So entstanden die ersten Restaurants und Schneidergeschäfte.

Lung Sens Freund Khun Suthep eröffnete in so einer ehemaligen Fischerbehausung ein Restaurant und weiss, dass die 101 Gebäude gar nicht so illegal sind, wie allgemein angenommen. Er führt aus:

„In jedem Fischerdorf, aber auch entlang von Flüssen und Kanälen, finden wir Häuser auf Pfeilern über dem Wasser gebaut. Das hat seinen guten Grund darin, dass weder Mieten noch Steuern bezahltwerden müssen. Denn man hat keinen Grundbesitz. Auch die Besitzer der 101 Häuser haben kein solches Papier. Es ist eher ein Gewohnheits-Nutzungsrecht. Auch war zwischen den Häusern immer ein Zugang zum Meer (zum Fluss, Kanal), was die Nutzung der Bauten gewissermassen legitimierte.“

Mitte der 80er Jahre jedoch wurden die Passagen zum Meer zugebaut, der in der Höhe der Grace Bar gelegene Fischerhafen diente aus, dort entstand eben diese Bar. Die Holzpfähle wurden nach und nach durch solche aus Beton ersetzt, ja, es entstanden richtige Bauten aus Stein und Beton. Das war nicht mehr im Rahmen dessen, was bei Fischerdörfern akzeptiert wurde, und alles wurde als „illegal“ erklärt. Was eben nur zum Teil stimmt. Und daher die lange Geschichte vom drohenden Abriss, der wohl noch in weiter Ferne liegt.

Man mag darüber streiten, ob die Entfernung der Häuser, und eine Verlängerung der Promenade wirklich etwas bringen. Lung Sen meint, die Gebäude gehören irgendwie zu Pattaya, er weiss aber auch, würden sie abgerissen, dann würde nach einem Jahr kein Mensch mehr danach fragen.

Unsere City Hall sollte sich viel mehr um die Verkehrsprobleme kümmern, die mittlerweile annähernd so gross sind wie die in Bangkok. Dabei wäre es so einfach, breitere Strassen zu schaffen, würde man vom Landrecht Gebrauch machen. Viel der Stadt gehörendes Land entlang der Strassen wurde im Laufe der Jahre von den Hausbesitzern oder Mietern beschlagnahmt, um so die Geschäftsfläche zu vergrössern.

Lung Sen geht vom Kreisverkehr in die Naklua Road. Ein Blick auf die rechte Häuserseite zeigt deutlich, wie weit öffentlicher Grund und Boden in Beschlag genommen wurde. Schaut er nach links, so ist alles in Ordnung: Die Grundstücke grenzen an den Bürgersteig neben der Strasse.

Ein Gang durch die Naklua Soi 22 und 20 und deren Nebenstrassen zeigt auch, dass das Gesetz eingehalten wurde. Nun aber zur Naklua Soi 18/1. Direkt vor dem Restaurant „Taverne“ befindet sicheine kleine Strasse neben der Hauptstrasse. Neben dem 7-Eleven-Laden wurden Bars und Geschäfte illegal errichtet. Geht Lung Sen in die Soi 18 hinein, dann kann man nur staunen Es wurdenBürgersteige angebracht, etwa 1,5 Meter breit, jedoch nur im unteren Teil der Strasse an der Seite des nebenan liegenden Hotels. Weiter oben, gleich nach der „Taverne“, verengt sich derBürgersteig auf 30 Zentimeter. Die Stadt Pattaya duldet also hier die Erweiterung des Hotels in Richtung öffentlicher Strasse.

Lung Sen ist zu Ohren gekommen, dass die Vermieter teilweise eine Extramiete für die illegale Erweiterung des Restaurants, der Bar oder des Geschäftes verlangen. Warum, liebe Stadtväter, wird hier nicht aufgeräu mt Die Strassen würden breiter, es gäbe mehr Parkplätze, und viele der schrecklichen Bier-Bars würden so auch entfernt. Denn nicht nur die Naklua Road, auch an der Beach- und Second Road sieht es so aus, wie oben beschrieben. Erstaunlicherweise habt Ihr Stadtväter Euch in der Soi Potisan durchgesetzt. Da wurde die Strasse verbreitert, die illegalen Vorbauten sind verschwunden.

In der FARANG-Ausgabe Nr. 22 war ein äusserst interessanter Leserbrief von Yuak Schäfer, dessen Inhalt Lung Sen zu denken gab. Tatsächlich hat sich Günter Ruffert in der Wortwahl vergriffen. Keine Familie ist stolz darauf, ihr Kind in der Prostitution zu sehen. Auch mit Pragmatismus oder gar Buddhismus hat es wenig zu tun. Aber, im Gegensatz zu Frau Schäfer, leben Günther Ruffert und Lung Sen in Thailand und mussten miterleben, wie sich die Zeiten gewandelt haben. Auch darf nicht unerwähnt bleiben, dass es in jeder Stadt Thailands Massagesalons seit eh und je gibt. Hinzu kamen „Karaoke-Bars“, und da werden die „Dienste“ ausschliesslich von Thais in Anspruch genommen. Kommen die Mädchen und Jungen nach Pattaya eher freiwillig, so werden sie in den Provinzen meistens zu den „Leistungen“ gezwungen.

Lung Sen zitiert aus den in der selben FARANG-Ausgabe erschienenen „Dorfgeschichten“: Sie hielten die Tochter mit Ernst und Strenge und gewährten ihr keine Freiheiten, wie es sonst in den Dörfern so oft geschieht . . .

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