Lung Sen macht sich Gedanken

Die umstrittenen Sprinkler an der Sukhumvit Road laufen bei Sonnenschein und Regen.
Die umstrittenen Sprinkler an der Sukhumvit Road laufen bei Sonnenschein und Regen.

Lung Sen liebt die Ruhe. Nach 30 Jahren in Pattaya gibt es für ihn kein Nachtleben mehr. Ja, früher… Da sass er Abend für Abend in den A Go Gos und sonstigen Bars, manchmal bis es hell wurde. Das hatte noch einen gewissen Reiz, der auch heute noch besteht – für die Neulinge in Pattaya. Aber auch manch’ alter Hase ist dort weiter anzutreffen. Lung Sen ist aber des ganzen Trubels überdrüssig. Zumal heute die Musik viel zu laut aufgedreht wird. Hat die neue Generation etwa Hörprobleme Oder wird versucht, das Gekreische der Weiber zu übertönen.

Wie dem auch sei, es gibt in Pattaya Stellen, da fühlt Lung Sen sich in die Provinz versetzt. Wenige Urlauber waren jemals in Naklua. Das ist das Pattaya vorgelegene Dorf, und dort hat sich fast nichts verändert - seit 30 Jahren. Noch immer stehen da die Holzhäuser, welche unter dem Dach ein Gatter haben, um die Luft zirkulieren zu lassen. Der Markt ist immer noch an derselben Stelle. Es stinkt wie früher nach Fisch und allen möglichen Gewürzen. Selbst der kleine Supermarkt an der Ecke ist noch vorhanden. Dort musste jeder früher einkaufen gehen, denn in Pattaya gab es keinen. Nein, die Zeit ist auch in Naklua nicht stehen geblieben, man lebt aber noch nach den alten Sitten und Traditionen.

Etwas anders sieht es in den Sois 12 und 14 in Naklua aus. Da wohnen überwiegend aus der Provinz zugezogene Thais. Aber auch einige Farang sind dort sesshaft, betreiben eine Kneipe oder Ähnliches. In der Verbindungsstrasse zwischen diesen beiden Sois gab es einmal das Lokal „Falang City“. Es wird gerade umgebaut und ist eigentlich geschlossen, aber Lung Sen bekommt dort doch noch sein Bier und den Woody Woody. Der jetzige Besitzer ist ein Pole mit deutschem Pass, er lebte 39 Jahre in der Schweiz und ist seit 3 Jahren in Pattaya. Etwas verrückt, aber sonst ein herzensguter Mensch.

Dort sitzend fühlt Lung Sen sich in sein Dorf in der Provinz versetzt. Da klingelt es plötzlich, und jeder weiss, da kommt der Eisverkäufer. Dann laute Töne aus einem Lautsprecher, der auf dem Dach eines Pick-up montiert ist. Lychi werden angeboten. Übrigens viel billiger als im Supermarkt, denn sie wurden direkt aus Lamphun von der Plantage hergebracht. 3 Kilo für 100 Baht. Kaum ist das Auto weg, steht das nächste vor der Tür, diesmal mit allen Sorten Reis. Und schon kommt eine Garküche vorbei, bietet leckere Nudeln an. Und zwischen allem spielen die Kinder, laufen die Hühner herum und auch die Enten. Die Häuser sind im typischen 08/15 Thai-Stil erbaut, das heisst bei flachen Häusern ein Zimmer, unterteilt in Schlaf- und Wohnraum, kleine Toilette mit Dusche, die Küche ist hinter dem Zimmer im Freien oder überdacht. Nur eines fehlt erstaunlicherweise: Die grossen Tonnen, welche das Regenwasser auffangen, das dann als Trinkwasser dient. Denn diese Tonnen sind porös, dadurch verdunstet immer etwas Wasser, und der Inhalt bleibt nicht nur frisch, sondern sogar kühl in der grössten Hitze. Haben die in die Stadt gezogenen Thais diese grossartige Art, immer Wasser zu haben, vergessen Verlassen sie sich auf das städtische Wasserwerk Platz für eine, sogar zwei Tonnen ist vorhanden, es muss nur das Wasser von der Dachrinne hineingeleitet werden.

Denn wer sich auf die Stadt verlässt, der ist von allen guten und bösen Geistern verlassen. Im Vorjahr wurde ein neuer Bürgermeister gewählt, Khun Niran, der aber erst Monate später sein Amt antreten konnte wegen „Unstimmigkeiten“. Was hat er nicht alles angekündigt! Neuerungen, Änderungen oder Verschönerungen in der Stadt. Die geplanten Massnahmen wurden in einer Zeitung sogar wöchentlich abgedruckt: „Pattaya Scope“ with Mayor Niran. Dann wurde plötzlich diese interessante Kolumne eingestellt und über die angekündigten Projekte kaum noch berichtet – weil sie nicht zur Durchführung kamen.

Lung Sen nimmt nur ein Beispiel: Der Linienbus. Angekündigt für Januar 2005, verschoben auf März, wieder verschoben auf Juni. Diese Zeilen wurden am 21. Juni geschrieben – und der Bus fährt immer noch nicht. Wo bleibt denn das Durchsetzungsvermögen der Stadtverwaltung Wer bestimmt eigentlich, was in Pattaya zu tun und zu lassen ist Wo bleibt das berühmte Machtwort Lung Sen stand immer auf der Seite der Stadt, wie man in vielen Kolumnen lesen konnte. Heute hat er Zweifel, ob diese Verwaltung überhaupt etwas verwaltet - im Interesse der Bürger und Urlauber.

Am 20. Juni regnete es von 5.30 Uhr bis 11 Uhr im ganzen Stadtgebiet. Als Lung Sen um 10 Uhr die Sukhumvit Road entlang fuhr, waren sämtliche Sprinkleranlagen angeschaltet. Das Wasser floss in Strömen nicht nur vom Himmel, sondern aus diesen unsinnigen, viel zu teuren Anlagen. Und der Herr Bürgermeister ruft auf zum Wassersparen…

Wenn eine Strasse durch eine Senke führt, so wie die Third Road, also erst abwärts und dann wieder aufwärts, dann würde jeder vernünftige Strassenbaumeister das Gelände aufschütten, darunter Wasserrohre verlegen, und die Strasse wäre waagerecht, das Wasser würde bei starkem Regen die Strasse nicht überfluten, es würde unter der Fahrbahn ablaufen. Was aber wurde an der besagten Strasse getan Ablaufrohre wurden verlegt, 6 Meter tief in Richtung Soi Pettrakul. Dort angekommen, wurde festgestellt, dass die Rohre zu tief liegen, nicht mit denen in der Soi Pettrakul verbunden werden konnten. Lung Sen berichtete darüber und wundert sich nicht, dass da keine Änderung vorgenommen wurde.

Denn Lung Sen denkt an die Worte von Dr. Sanya Viravajda: In Pattaya fehlt es an Leuten mit Gehirn. Denken, planen und dann handeln. So sollte es sein. Dem Anschein nach wird in der Stadt aber zuerst gehandelt und dann (vielleicht) gedacht und, natürlich, neu geplant und gebaut. Irgendwie muss das Budget ja verbraucht werden…

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