Lung Sen macht sich Gedanken

Lung Sen befasste sich letzthin wieder einmal mehr mit dem Verkehr. Auch heute ist das ein Thema, denn in einem Leserbrief an eine Zeitung wurde vorgeschlagen, man solle doch wie in Europa nun gang und gäbe, die Ampelkreuzungen mit Kreisverkehren ersetzten. Der Verkehr wird durch solche Kreisel tatsächlich flüssiger - vorausgesetzt man kennt die Regeln und hält sich daran. Da jeder Pattayaner den existierenden Kreisel in Nordpattaya kennt, weiss er, dass die Verkehrsteilnehmer in diesem Land weit davon entfernt sind, Regeln zu beachten. Selbst wenn diese bekannt sind. Wer diesen Kreisverkehr, wo die Beach Road beginnt, die Second Road einmündet und die Naklua- und Nord Pattaya Road aufeinander treffen noch nicht kennt, sollte sich dort einmal 30 Minuten lang hinsetzen und zusehen…

Um den Verkehr ‚flüssiger‘ zu machen, wurden an der Sukhumvit Road mehrere U-Turns erstellt. Mit einer Spur zum Einfädeln in den Verkehr. Bisher aber brachte dies keine Erleichterung. Die Autos stauen sich nach wie vor. Unsere lieben Thais scheinen keine Ahnung zu haben, wozu diese Spur dient. Oder aber sie schlagen ihr Lenkrad nicht richtig ein und warten solange, bis sich von links kein Fahrzeug mehr nähert. Würde man rechtzeitig richtig einlenken, auf der Einfädelspur weiterfahren und sich dann in den Verkehr einordnen, käme es nicht zur Behinderung des Geradeausverkehrs.

Es war wieder einmal an der Zeit: Lung Sen musste seine Kfz-Steuer entrichten. Gewöhnt, lange zu warten und am Nachmittag nochmals die 14km zur Steuerstelle zu fahren, machte er sich um 8.30 Uhr auf den Weg. Zuerst zum TÜV, ja, den gibt es wirklich! Da werden die Abgase, das Licht, die Reifenprofile und die Bremsen kontrolliert. Sogar der Unterboden des Autos wird inspiziert. Dann werden die Seriennummern abgenommen und es gibt ein Papier, auf dem steht das alles in Ordnung ist. Das Ganze kostet 150 Baht. Nach ganzen 15 Minuten konnte Lung Sen weiter zur Behörde fahren. Dort traf er um 9.00 Uhr ein, zog eine Nummer für Schalter 3 (da steht nun auch in Englisch, dass dieser Schalter für die Steuer zuständig ist) und kam sofort an die Reihe. Papiere hingegeben und sich einrichten auf die Wartezeit. Von wegen! Die freundliche Beamtin gab alles in einen vor ihr stehenden Computer ein und es dauerte keine 5 Minuten und da hatte Lung Sen nicht nur seine Steuer gezahlt, sondern auch sofort die neue Vignette bekommen. Gratuliere! Wann werden die Banken wohl so weit sein Da steht man heute noch in langer Schlange…

Um sich zu bewegen, unternimmt Lung Sen jeden Morgen seine einstündigen Spaziergänge. Die führen ihn mal in den Süden, mal in den Norden Pattayas und auch die Central Road wird nicht ausgelassen. Nur so sieht man auch die Veränderungen in der Stadt. Mit Staunen blieb Lung Sen auf der Second Road gegenüber dem Pattaya International Hospital stehen. Dort stand einmal ein Hotel, das um einen riesigen Baum herum gebaut wurde, um diesen zu erhalten. Nun aber stockt man dort auf und baut eine Bar neben der anderen (siehe Foto). Diese ziehen sich sogar hinein in die Soi 4, bis fast zur Auffahrt des Hospitals. War da nicht ein Gesetzt, dass in der Nähe von Schulen, Hospitälern und Tempeln keine Bars entstehen dürfen Seltsam. Hat denn Dr. Sanya noch nichts von dem Vorhaben gesehen oder gehört Oder gehören diese Bars zum neuen Rehabilitationsprogramm des Krankenhauses Einmal vom Krankenzimmer schnell in die Bar und zurück - das macht müde Männer wieder munter. Vielleicht bekommt das Krankenhaus einen neuen Beinamen: statt ‚Hospital in the Park‘ nunmehr‚ Hospital in the Bar‘!

Weniger erfreuliches widerfuhr Lung Sen in einem seiner Stammlokale, ja, es brachte in richtig in Rage, was sonst eher selten passiert. Da sitzt er gemütlich bei seinem Bier und Woody Woody, plaudert mit dem Chef, als plötzlich aus dem Mund der Wirtin die Worte: ‚Bua Farang‘ zu hören sind. Gar nicht im Spass, sondern ziemlich ernst gemeint. Diese Worte können übersetzt werden mit: ‚Ich bin der Farang überdrüssig‘. Es könnte aber auch meinen: ‚Die Farang sind mir zuwider.‘

Das an sich war gar nicht so schlimm, denn der Chef gab gleich zurück: ‚Bua Khon Thai.‘ Alles war wieder quitt. Dann aber wurde Lung Sen ohne Vorwarnung ein warmer Woody Woody vorgesetzt und als er ihn trank, hätte er sich fast übergeben müssen. Auf die nun folgende Reklamation kamen gar keine netten Worte über die Lippen der Wirtin, geschweige denn eine Entschuldigung. Nachdem Lung Sen seiner Meinung deutlich Ausdruck verliehen hatte, verliess er die Gaststätte, die nun gar nicht mehr gastlich war. Warum Lung Sen das alles erzählt Nun, hier kann viel gelernt werden. Tatsächlich sind die Thais unserer manchmal überdrüssig. Das ist ein Phänomen, welches in vielen Touristenorten der Welt auftritt. Obwohl die Einheimischen durch uns Arbeit bekommen, also Geld verdienen, sind wir ihnen ein Dorn im Auge. Und umgekehrt ist es das Gleiche. Wie oft hört Lung Sen von den hier Lebenden: ‚Oh, diese Thais!‘ Und das ist noch milde ausgedrückt, denn die Wortwahl ist zumeist deftiger. Es scheint, keiner mag den anderen. Und doch leben wir alle zusammen. Denn irgendwie braucht der eine den anderen.

Lung Sen denkt für sich: Es wird immer wieder zu Zusammenstössen zwischen Ausländern und Einheimischen kommen. Wichtig ist, den Hintergrund zu kennen. Thais denken nun einmal anders als Ausländer. Jeder fällt dem anderen einmal auf die Nerven mit dem fremden Gebaren. Das wird immer und überall so sein. Wer nach dem alten, deutschen Sprichwort handelt, der liegt richtig = Der Klügere gibt nach. Deshalb wird Lung Sen bald wieder in diesem Lokal Gast sein.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.