Lung Sen macht sich Gedanken

Vor ein paar Jahren kam Lung Sens Freund Karl zum ersten Mal nach Thailand. Er wollte es wissen: Sind die Geschichten um die thailändischen Schönheiten wahr oder nicht Wie ein Schmetterling kostete er den süssen Nektar einmal hier, einmal dort. Nein, auf gar keinen Fall wollte er sich verlieben! Davor hatte man ihn gewarnt, denn das nimmt zu 99 Prozent ein böses Ende.

Trotzdem geschah es, es erwischte ihn wie so viele andere auch. Nur noch mit der lieben Nui ward er fortan gesehen. Zu Lung Sen sagte er, dass er nicht verliebt wäre – fuhr aber später mit seiner Freundin in deren Heimatdorf. Er könne auch heute nicht ins „Deutschen Haus“ kommen, denn Nui wollte thailändisch essen. Keine zehn Minuten später aber warKarl im „Deutschen Haus“. Auf Lung Sens Frage, warum denn der Sinneswandel, erklärte er: Nui wollte nun doch deutsch essen.

Es war so weit. Sobald der Mann das tut, was die Frau will, ist er verliebt. Die Steuerung geht nicht mehr vom Kopf aus, das Gehirn ist etwas tiefer gerutscht. Schwierig aber ist es, sich aus einer solchen Bindung wieder zu lösen. Genau das hat Karl nun vor.

Die Mentalität unserer Thai-Mädchen ist nicht so viel anders als die der deutschen. Geht ein Mann längere Zeit mit der selben Frau aus, so gelten sie als Paar. Beide denken, sie haben den Partner fürs Leben gefunden. Kommt nach einer Weile die Erkenntnis, dass es doch nicht auf Dauer geht, fliessen Tränen, und die Frau kämpft womöglich um „ihren“ Mann, der erkannt hat, dass er mit ihr nicht das ganze Leben verbring6en möchte oder kann.

Nimmt der Feriengast über mehrere Urlaube das selbe Mädchen aus der Bar, so gehtes davon aus, dass er es liebt. Folgt dann eine Trennung, ist das Mädchen genau so schockiert wie es eine deutsche Frau wäre.

Nun werden viele sagen, dass ist doch etwas ganz anderes. Es handelt sich doch hier in Pattaya um „Professionelle“ und nicht um „normale“ Frauen. Weit gefehlt! Alle suchen den Mann fürs Leben, jede Frau möchte finanziell abgesichert sein durch einen Mann. In Thailand kommt hinzu, dass auch die ganze Familie abgesichert sein muss, und jeder Ausländer sollte wissen, dass er nicht nur die Frau, sondern die ganze Familie heiratet. Das ist unter Thais nicht anders.

Da ist noch der nette Kamol. Er verliebte sich in die schöne Kamala. Bald war ein Kind da, und beide waren glücklich, hatte Kamol doch in einem Hotel einen ausreichend Geld einbringenden Job als Bell Boy. Nach drei Jahren hatte Kamol einen Motorradunfall, er lag wochenlang im Krankenhaus und konnte anschliessend nicht mehr als Bell Boy arbeiten. Plötzlich war kein Geld mehr da, und die liebe Kamala packte ihre Sachen – und weg war sie. Nun sitzt Kamol mit seinem Kind alleine da.

Siehe da: Nicht nur Männer lassen Frauen sitzen, es geht auch umgekehrt. Und sogar unter Thais.

Nicht wenige Urlauber und Residenten fühlen sich in ihrer Beziehung ausgenutzt, als wandelnde Geldautomaten. Nun, ausgenutzt werden kann nur der, der sich ausnutzen lässt. Liebe ist nicht käuflich, sondern nur der Sex. Genau das aber geht vielen nicht in den Kopf. Im Gegenteil! Mit noch mehr Geld und Geschenken versuchen sie, ihre Angebetete bei der Stange zu halten – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum keimt ein Streit auf, wird der Geldbeutel gezückt, um die ersehnte Ruhe wieder herzustellen. Kaum einer, der zu seiner Geliebten einmal deutlichNein sagt, wenn sie irgendetwas will. Nur keinen Ärger! Und kommt es dann doch einmal zu einer heftigen Auseinandersetzung, ist der Farang sofort mit den Worten da: Dieses undankbare Ding! Was habe ich ihr nicht alles gegeben und gekauft. Und nun macht sie mir eine Szene!

Ja, was hast Du Dummkopf nicht alles ausgegeben, freiwillig noch dazu, auf dass dieses hübsche Mädchen mit Dir nicht gerade schön aussehenden Mann zusammen bleibt. Und wie gesagt: Freiwillig wurde gegeben, gekauft und geschenkt. Folglich solltest Du keinen Dank erwarten, höchsten darauf hoffen.

Wer nutzt hier eigentlich wen aus Warum kommen so viele Farang nach Thailand Wegen der niedrigen Lebenshaltungskosten, des warmen Klimas und der billigen leichten Mädchen! Zu Hause würde dasalles viel teurer kommen, und an junge Mädchen kommen die meisten Männer nicht mehr dran, ohne sehr tief in die Tasche greifen zu müssen.

Ausserdem kann hier jeder Farang so richtig über die blöden Thais schimpfen, die zu nichts fähig sind, keine Stromkabel verlegen oder richtige sanitäre Anlagen bauen können. Überhaupt fehlt ihnen die Bildung. Diese Aussagen wiederum steigern das Selbstwertgefühl der Ausländer: Ach, was sind wir den Thais doch überlegen!

Farang wissen alles besser, können alles besser und sind hier, um den armen Thais mit ihrem grösseren Verstand zu helfen. Traurig, aber wahr, so denken sehr viele Urlauber und Ansässige. Kaum einer stellt die Frage: Wollen das die Thais überhaupt Sie lebten Jahrhunderte sehr gut ohne die Weissen. Diese brachten im 17. Jahrhundert nur Unruhe ins Land und wurden bis ins 19. Jahrhundert, ausser den Holländern, verbannt. Unter Druckmussten sie wieder in das Land gelassen werden.

Sie brachten auch viel Gutes, z. B. bauten sie die Eisenbahn. Sie versuchten aber auch durch Kriege zu kolonisieren, wie eben die Franzosen. Erst durch den in den 1970er Jahren einsetzenden Tourismus, der sich bald zumSextourismus entwickelte (hin mit dem Bumsbomber, zurück mit dem Tripper-Clipper) bekamen die Thais ein anderes, neues Bild von den Farang.

Lung Sen kann sich der Gedanken nicht erwehren, dass wir alle dazu beigetragen haben und durch unser Verhalten noch heute dazu beitragen, was der einzelne Thai von uns hält. Wahrhaftig, ein teilweise schrecklicher Eindruck, der bei den Thais entstand und entsteht. Wie der Ton die Musik macht, so macht das Benehmen den Menschen.

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