Lung Sen macht sich Gedanken

In fast allen lokalen Blättern wurde über einen Motorradunfall berichtet, bei dem ein Franzose ums Leben kam. Lung Sen war nicht nur Augenzeuge dieses Unfalls, es hätte ihn um ein Haar selbst erwischt, und er wundert sich, warum in den Artikeln schlicht die Unwahrheit gesagt wurde. Lung Sen kam bei seinen morgendlichen Wanderungen gegen 6.30 Uhr an das Big C an der Second Road auf der Höhe der Parkbucht an, als von hinten dröhnender Motorlärm zu hören war. Wieder ein Verrückter, dachte er, und schon sauste ein Motorrad an ihm nur Zentimeter entfernt vorbei, prallte auf den Bordstein am Ende der Parkbucht. Der Fahrer wurde hinuntergeschleudert auf den Bürgersteig, wo er gegen einen Baum prallte und nach 10m liegen blieb. Das Motorrad schlitterte entlang der Second Road fast bis zur Bowling Bahn, also gute 100m, und kam zum Stillstand.

Lung Sen wollte zu dem Mann eilen um erste Hilfe zu leisten, aber da kam schon ein Motorradtaxifahrer angerannt. Gut, dachte Lung Sen, soll er die Hilfe geben. Jedoch hatte die Person anderes im Sinn. Im Nu grabschte er sich die Goldkette, zog etwas aus der Hose und rannte von dannen. Nun tauchten andere Personen auf, die um den toten Körper herumstanden. Einige telefonierten auf dem Handy. Gut, man ruft die Polizei, so der Gedankengang. Weit gefehlt!

Gegen 6.45 Uhr traf erst einmal ein Fotograf ein, dann ein anderer Reporter, machten ihre Bilder und befragten die Umherstehenden. Und so kam die nächste Unwahrheit ins Spiel, entweder durch falsche Zeugenaussagen oder weil man etwas erdichtete. Wie Lung Sen selber sah, fuhr der Mann alleine. Da war kein Freund, mit dem er um die Wette fuhr. Schliesslich traf die Polizei ein: um 7.05 Uhr! Alle Strassen in Pattaya sind leer so früh am Morgen, von Soi 9 bis zur Unfallstelle sind es höchstens 7 Minuten und Lung Sen denkt, die haben wohl erst mal ihre Nudelsuppe fertig gegessen, war doch der Mann tot und die polizeiliche Aufnahme hatte somit Zeit. Es dauerte nochmals 20 Minuten, bis die‚ Leichenfledderer‘ kamen und den Körper mitnahmen. Da muss Lung Sen ernsthaft denken, hoffentlich passiert ihm kein Unfall. Wenn das Geschehene Standard ist muss man sich fragen, wie es wohl ausgeht, ist man nur verletzt. Braucht der Krankenwagen auch 50 Minuten Wie lange muss man auf die Polizei warten, wie lange, bis man einen Arzt sieht

Der offene Brief von Dieter vom Deutschen Haus an die Stadtverwaltung mag der Anlass gewesen sein, warum ein Freund zu Lung Sen sagte: „Du schreibst ja ganz interessant und aufschlussreich - aber zum Teil viel zu ernst. Schreib doch mal was Lustiges!“ Nun denn, an die Arbeit. Sie ist gar nicht so schwer, die Thai Sprache, wenn Vergleiche zu deutschen Wörtern gezogen werden.

Das Schwierigste ist die Betonung. Bei den folgenden Beispielen aber spielt sie eine nicht so wichtige Rolle. Geschrieben sind sie in der deutschen Leseart, das heisst, so aussprechen wie es hier steht. Jeder kennt den Wonnemonat Mai. Mai im thailändischen ist gleichzeitig Frage und Antwort (unter anderem). AU sagen wir, wenn wir uns wehgetan haben. Au im thailändischen heisst ‚wollen’ in allen grammatikalischen Versionen. Wer AU in Thailand sagt, der will etwas, wer mai au sagt will nichts, und wer fragen will‚ willst Du‘ der sagt au mai, wobei das ‚i‘ nach oben gezogen gesprochen wird. Et vòila, wir haben drei Sätze! Natürlich sollte immer die Höflichkeitsfloskel angehängt werden, für den Mann ‚K(r)ap und für die Frau Kaa. Das Lung Sen das ‚r‘ in Klammer setzte heisst, es wird in der Umgangssprache nicht gesprochen.

Da kommt die Kellnerin und fragt: Möchtest Du ein Bier = au Bier mai kaa Als Mann: Ich möchte ein Bier = au Bier k(r)ap. Für die Frau: Ich möchte kein Bier: mai au Bier kaa. Statt Bier kann nun jeder einfügen was er mag oder nicht mag. Mie heisst haben. Mie Bier mai Mie! Mai mie = Gibt es Bier Haben! Nicht haben. Der Thai vermeidet das Wort ‚Nein‘ - dieses Wort gibt es nicht im thailändischen. Ja heisst dschai und Nein heiss mai dschai = nicht ja! Ganz wichtig beim handeln mit Thais ist das Wort päng. Alles ist päng = teuer. Sobald ein Händler einen Preis sagt, antwortet man entrüstet: päng! Oder auch päng maak! Das heiss dann viel zu teuer. Maak ist eine Steigerungsform. Gin Bier maak lautet übersetzt: Du trinkst zu viel Bier. Gin wiederum heisst sowohl essen als auch trinken. Gin kau = essen, genau genommen, essen Reis. Vorsicht bei der Betonung von kau: Es kann auch weiss heissen, oder Knie und sogar Fusspilz… Besonders schön ist das Wort für Maus: Nu. Auch ein Thaimädchen lässt sich gerne Nu noi = kleines Mäuschen nennen. Aber ach, dann kommt der Alkohol ins Spiel und Mann sagt versehentlich Mu noi - und schon kracht es, denn das heisst kleines Schwein! Noi heisst also klein. Nit noi bedeutet ganz klein oder auch ganz wenig. Wichtig an der Bar. Mie stang nit noi, sollte da den Mädchen immer wieder gesagt werden = Ich habe wenig Geld = stang. Bei = Gehen wir, bei mai = Gehst Du mit Mai bei = ich gehe nicht mit oder bei = ich gehe mit. Diese Worte braucht man nicht nur in der Bar sondern so kann jeder seine(n) Thai Partner(in) auffordern zum Gehen.

Zappalot noch mal, sagen die Bayern. Zappalot ist hier die Ananas… Und wenn wir die Zeitung verlangen kann es passieren, das uns etwas eingepackt wird. Sai Tung = Mach’ es in die Tüte, also einpacken. Dann gibt es noch die für den Farang verhängnisvollen Worte, wenn nicht richtig betont. Als da wäre Himma = Schnee. Aber Hihmaa heisst etwas ganz anderes. Der Bayer sagt: Hock di hie. Besser nicht in Gegenwart von Thais aussprechen…! Lung Sen verzichtet hier auf Übersetzung. Immer wieder schön ist die Antwort des Farang auf den Zuruf des Barmädchens: You want Madam Nein, ich mag keine schwarzen Hunde. Denn Ma heisst Hund und dam = schwarz. Im Irak war Saddam = schwarzes Tier, denn ein Tier = sad.

Lung Sen denkt, so schwer ist es gar nicht mit dem Thailändischen. Auf die Betonung kommt es an und auf die richtige Anwendung mit gedämpfter Tonlage.

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