Lung Sen macht sich Gedanken

Das blieb übrig vom „La Gritta“ . . .
Das blieb übrig vom „La Gritta“ . . .

Die Bauwut hat in Pattaya wieder einmal zugeschlagen. Da wird das alte, kleine und von Tausenden von Urlaubern seit 1975 geschätzte Hotel Prima Villa platt gemacht. Zugegeben, es war in die Jahre gekommen, wirkte etwas schmuddelig, war aber nicht desto trotz beliebt wegen seiner zentralen Lage und günstigen Preise. Es hatte einen schönen Garten mit grossem Swimmingpool.

Und nun Noch ein Kaufhaus (siehe FARANG Nr. 4). Pattaya hat ja so wenige! Noch mehr Beton! Schöne Gärten bringen kein Geld. So wurde auch der Garten des Garden Lodge Hotels ersetzt durch Geschäfte, und das Hotel verdient kaum mehr seinen Namen. Mit Entsetzen beobachtet Lung Sen gerade den Abriss einer kulinarischen Ikone. Das „La Gritta“ mit italienischen Spezialitäten im Garten des Amari Orchid Resorts existiert nicht mehr. Der wunderschöne und riesige Garten soll angeblich bebaut werden mit einem neuen Hotelflügel. Ursprünglich hiess dieses Hotel einmal „Orchid Lodge“ und war das Schwesterhotel des ältesten Betonhotels Pattayas, des „Nipa Lodge“, gebaut 1965, das sich heute „Nova Lodge“ nennt. Selbst dieses Hotel hatte einen grossen, gepflegten Garten, der heute nur noch als klein bezeichnet werden kann, nachdem zur Strandseite hin ein Lokal ums andere gebaut wurde. Die Gartenanlage des „Amari Orchid“ jedoch ist eine Pracht. Jammerschade, wenn diese grosszügig angelegte und schöne grüne Oase verschwinden würde.

Aber es kommt noch schlimmer. Das älteste Bungalow-Hotel der Stadt, das Central Wong-Amat, wird per 1. Mai dieses Jahres die Pforten schliessen. Gebaut wurden hier die ersten Bungalows bereits im Jahre 1963 für Wochenendgäste aus Bangkok. Das Haupthaus folgte drei Jahre später. Es nannte sich von Anfang an bis zur Übernahme durch die Central-Gruppe „Wongse Amataya“ nach seinem Erbauer, was eben „Wongamat’ ausgesprochen wird. Heute nennt sich die zum Hotel führende Soi ebenso Wongamat wie der gesamte Strandabschnitt. Eine Legende geht hier zu Ende. Und eine der prachtvollsten Gartenanlagen mit über 40 Jahre alten Bäumen. Ein neues Hotel soll gebaut werden, man munkelt von acht Stockwerke oder gar mehr.

Lung Sen denkt zurück an die guten alten Zeiten, in denen er mit Freund Siggi Schreiber dort zum Abendessen war im „Maris Stella“-Restaurant und Siggi sich immer wieder aufregte über den Namen. „Das heisst doch ‚Stella Maris’, der Stern des Meeres! Warum schreiben die Thais nur alles falsch! Sie reden von der ,Bar Beer’, was bei uns ja der Frisör ist. Das muss doch ‚Bier Bar’ heissen!“ Ja, ja, auch damals gab es schon die Schreibprobleme . . .

Wo soll dieser Bau-Boom noch hinführen Wie viele Wohnungen in Condos stehen leer, wie viele Villen in Ghettos, wie Lung Sen es bezeichnet Fast jeder Leser wird schon mindestens eine Person mit Fragebogen in Pattaya getroffen habe. Da geht es um nichts anderes als das üble Time Sharing. Die Fragesteller bekommen geschickt Hotel und Zimmernummer heraus. Bald findet der Gast im Schlüsselfach einen Brief. Es wird mitgeteilt, dass eine Reise nach Hong Kong gewonnen wurde, vier Tage, drei Nächte. Abholdaten zum Einlösen der Reise stehen auf dem Brief. Wer sich nun wirklich abholen lässt, landet in einem Condominium und wird dort unter Druck gesetzt, ein solches auf Zeit zu kaufen. Dann kann er bzw. sie gerne die gewonnene Reise antreten. Jeder Leser ist nunmehr gewarnt vor diesen unsauberen und doch legalen Geschäften.

Mit Freude vernahm Lung Sen den geplanten Bau einer Strasse rund um die „101 illegalen Gebäude“ an der Walking Street. Das ist fürwahr eine salomonische Entscheidung. Erstens, die Häuser bleiben stehen, die Eigentümer müssen nur auf die Terrassen direkt zum Meer verzichten. Das wird das kleinste Übel sein, können doch nun die Gäste abends mit den Autos bis vor die Haustür des gewünschten Lokals fahren. Zweitens, es entsteht so eine Fussgängerzone für 24 Stunden. Das hat sich ein jeder Feriengast schon immer gewünscht. Die Strasse wird beim Hafen an die neu gebaute Promenade und an die Strasse, die um- und auf den Pratamnak-Hügel führt, angeschlossen, so ergibt sich eine interessante Rundfahrt. Wenn sie denn gebaut wird . . .

Lung Sen hegt hier auch seine Zweifel. Wie bei dem Linienbusverkehr. Zu viele Leute können mit Petitionen verhindern, was der Stadt gut täte. Es wird dann ein Ausschuss gebildet von mehr oder weniger auf dem entsprechenden Gebiet Bewanderten. Diese erhalten ein gebührendes Bakschisch, um die Entscheidung in Richtung der Einsprucherhebenden zu fällen. In diesem unseren schönen Städtchen setzt sich wieder und wieder das Geld = der Einfluss durch. So manches Mal wünscht sich Lung Sen einen Herrn Thaksin als Bürgermeister. Es sollte einfach eine Person geben, die bestimmt, was gut für die Stadt ist, und nicht Ausschüsse, die alles kaputt reden oder nicht kompetent sind bzw. an ihre eigenen Interessen denken.

Die Galle kam Lung Sen hoch als er im „Pattaya Blatt“ das Bild mit den fast nackten Männern sah. In anderen Ländern würden solche Menschen verhaftet wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. In Pattaya jedoch meint jeder Bierbauch, er müsse sein Fett offen zur Schau tragen. Schlimm genug, solche „Kugeln“ am Strand sehen zu müssen – aber mitten in der Stadt Was geht in den Köpfen solcher Ausländer vor, die meinen, sie könnten oben ohne sogar noch in ein Restaurant gehen Lung Sen ist tolerant – aber Anstand bleibt Anstand.

Zur letzten Kolumne passt ein Leserbrief in der selben Zeitung bei „Fragen Sie Tante Frieda“. Es schrieb eine „Enttäuschte“ (Schweizerin): „Endlich lernte ich einen tollen Mann kennen: gut aussehend, charmant, vermögend und Single.“ Und Lung Sen denkt, siehste, alle Frauen, egal welcher Nation, wollen finanziell abgesichert sein. Manche geben es sogar ehrlich zu!

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