Eine WDR-Dokumentation (klicken Sie hier!) über die evangelische Gemeinde in Pattaya hat einen Leser zu nachfolgenden Leserbrief veranlasst:
Am 13. April zeigte der WDR die Dokumentation „Nie mehr Deutschland - letzte Ausfahrt Pattaya“. Dazu stand auf der Mediathekseite: „Sie flüchten aus Deutschland - nicht nur wegen der Kälte. Mit der alten Heimat verbinden sie vor allem schlechte Nachrichten: Die Angst vor Altersarmut, die Angst vor dem Pflegeheim - und jetzt auch noch die Flüchtlingskrise.“ Dann folgt eine Fernsehdokumentation mit den üblichen Klischees vom „größten Bordell der Welt“ (O-Ton der Pastorin der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Thailand), bis hin zu versoffenen, mittellosen und total verdreckten deutschen Residenten.
Da wird ein „Helmut“, 57, vorgestellt, der völlig verarmt mit einem Straßenköter sich sein schmutziges Bett teilt. Helmut kam vor zwei Jahren nach Pattaya mit einer stattlichen Erbschaft von 100.000 Euro, 4 Millionen Baht! Jetzt hat er nichts mehr… Das erste Mal in Pattaya und da hatte er sich gleich unsterblich verliebt. „Eine Zigarette, der einzige Luxus, der mir noch geblieben ist. Mal ein Schnitzel oder eine Pizza ist nicht drin.“ Seine Thailand-Karriere im Zeitraffer: Buddhistische Heirat auf Koh Samui, Haus mit Garten gemietet, viel Geld für seine Thai-Frau und deren Familie verpulvert und dann ein Autounfall, keine Krankenversicherung, Rollstuhl. Und dann aber hoch anständig von der Thai-Braut: Sie ist bei ihm geblieben, bis er die ersten Schritte wieder laufen konnte, da er aber kein Geld mehr hatte, ist sie einfach abgehauen. Life is Life.
Im TV-Beitrag gab es auch Positives: Ein ehemaliger Ingenieur lebt seit acht Jahren mit seiner jungen Thai zusammen, Aufwandsentschädigung für die Lady 10.000 Baht im Monat (ein Schnäppchen, wenn ich an die ausgekochten Go-Go-Girls denke…). Aber, dass die nette Thai innerhalb dieser Beziehung von immerhin acht Jahren, noch nicht einmal in Deutschland war…? Erfreulich war die gute Ausstattung des Pattaya-Apartments des „Überwinterers“ für faire 500 Euro im Monat.
Aber der eigentliche Knaller dieser Sendung waren die hasstriefenden Kommentare im evangelischen „Begegnungszentrums Pattaya“. An einem „Christlich-Sozialen-Runden-Tisch“ werden dort regelmäßig die Härtefälle, u.a. von Pattaya, besprochen. Zum Thema der ärmeren deutschen Rentner unter Palmen verkündete ein Gesprächsteilnehmer lautstark: „Ich bin der Meinung, die haben hier gar nichts zu suchen. 800 Euro Rente und keine Krankenversicherung, die gehören nicht nach Thailand.“ Da fragt man sich unwillkürlich: Was haben Sie selbst denn hier zu suchen? Gehören Sie etwa auch zu denjenigen, die im Schlepptau der Sextouristen es sich in Pattaya gemütlich gemacht haben, weil hier das Preis-Leistungsverhältnis so günstig ist? Und habe Sie sich Ihre wahrscheinlich höhere Rente/ Pension eigentlich zu 100 Prozent selbst erarbeitet, oder hatten Sie einfach nur Glück gehabt?
Zurzeit gibt es in Deutschland nur zwei wirklich wichtige Themen: Die illegale unkontrollierte Einwanderung und die Altersarmut. Jedem zweiten Deutschen droht in 14 Jahren die Altersarmut, wenn dann das Renten-Niveau auf 43 Prozent des Lebensnettoeinkommens sinkt! Wer bisher 2.000 Euro netto im Monat verdiente, bekommt zurzeit eine Rente von 1.060 Euro. In 14 Jahren schrumpft diese vergleichbare Rente auf 860 Euro für die zukünftigen Rentner. Und das betrifft die große Masse derer, die jetzt mit ihren Händen arbeiten und mit ihren Rentenbeiträgen und Steuern auch dafür sorgen, dass es sich überhebliche Gutmenschen an „Runden Tischen“ in Thailand gut gehen lassen unter der Sonne der Tropen. Immerhin entsprechen 800 Euro einem dreifachen Monatslohn eines thailändischen Arbeitnehmers, nämlich 32.000 Baht. Wollen die deutschen Christenmenschen jetzt die Hälfte der thailändischen Bevölkerung aus ihrem eigenen Land jagen, weil sie zu den „armen Schweinen“ gehört? Die Löhne in Thailand gehören zum guten Mittelfeld in Asien mit etwa 10.000 Baht im Monat. Was sollen denn die Näherinnen in Kambodscha sagen mit ihren 2 US-Dollar pro Tag (75 Baht) oder die Niedriglöhner in Vietnam, Laos, etc.?
Wenn deutsche Rentner in Pattaya mit ihrem Geld nicht auskommen, dann hat das andere Gründe. Der Umgang mit Geld ist eben nicht einfach. Ob jemand 1.000 Euro zur Verfügung hat oder 2.000 Euro, die Gefahr ist groß, als relativ wohlhabender Mann in Thailand einzureisen - und schon nach kurzer Zeit das Land als „armer Deibel“ wieder zu verlassen. Das ist Privatsache und geht der Gemeinde in Pattaya nichts an.
Zu dem Skandal der fehlenden Auslandskrankenversicherung bei Touristen und Residenten in Thailand ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Hier müsste endlich von der thailändischen Regierung hart durchgegriffen werden. Für alles ist Geld da, bloß für die eigene Gesundheit nicht. Ohne Krankenversicherung keine Einreise nach Thailand - Punkt.
Klaus Hoffmann
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