Nach einem abwechslungsreichen Leben genießt ein Leser einen wunderbaren Lebensabend in Thailand:
Nachdem ich viele Jahre aus Abenteurerlust im Ausland gearbeitet und auch etliche private Reisen um die Welt gemacht hatte, wollte ich im Alter nicht mehr in Deutschland leben. Nach meiner Ausbildung zum Industriekaufmann in Deutschland hat es mich in die „Ferne“ gezogen. Ich habe auf einem Friedhof in Frankreich gearbeitet, in einer Etikettenfabrik in Italien sowie in Reißverschlusswerken in Japan und Finnland. Hinzu kamen weitere Jobs in aller Welt: Einige Jahre arbeitete ich in Kanada in der größten Nickel-Mine der Welt unter Tage, später im Büro einer Maschinenfabrik in der Schweiz. Dazwischen belud ich noch nachts bei einer Spedition LKWs und war weiterhin in einem Farbwerk als gewerblicher Arbeiter tätig.
Irgendwann wurde es Zeit, mal was Ordentliches zu arbeiten und sesshaft zu werden. Erst als Angestellter in einem Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, wo ich glücklicherweise auch eine ordentliche Karriere hinlegte. Leider ist dabei meine erste Ehe nach vier Jahren auf der Strecke geblieben. Meine damalige Frau und ich waren viel zu jung und zu unreif für die Ehe. Außerdem waren wir wegen meiner geschäftlichen Tätigkeit ohnehin oft voneinander getrennt. Die Verkaufstätigkeit danach bei einem japanischen Großunternehmen, dem größten RV-Hersteller der Welt, war wieder geprägt durch viele Auslandsreisen und somit stand wieder eine Zeit der Trennung im Raum. Diesmal von meiner zweiten Ehefrau. Dennoch haben wir acht Jahre gemeinsam verbracht, bis ich mich selbstständig gemacht habe als Handelsvertreter. Das Geschäft lief ganz gut und meine Frau schwätzte mir als Entlastung einen jungen Mann als Hilfe bei den Kundenbesuchen auf. Ich sollte also nicht mehr soviel reisen, sondern mehr daheim bleiben. Die Idee war gut, allerdings hatte sich meine Frau in den jungen Mann verguckt und zog dann mit dem jugendlichen Liebhaber ab. Ende der zweiten Ehe.
In der dritten Ehe fand ich die größte Liebe meines Lebens. Wir lebten 25 Jahre glücklich zusammen, hatten es auf mehrere Häuser und Autos gebracht, die Geschäfte liefen inzwischen über für mich als Handelsvertreter gut und meine Frau hatte eine äußerst erfolgreiche Praxis als Heilpraktikerin aufgebaut. Für uns beide stand fest, dass wir nicht in Deutschland bleiben wollten. So haben wir alles verkauft und sind nach Thailand gezogen, genauer gesagt nach Pattaya. Nun ist Pattaya zwar in Thailand, aber es ist nicht Thailand. Es ist ein Schmelztiegel von zugereisten Thais aus allen Teilen des Landes und vielen Farangs, wie man die Ausländer hier nennt.
Eine Arbeitserlaubnis bekommt man in Thailand nur dann, wenn man einen Beruf hat, den ein Thai nicht ausführen kann, z.B. Deutschlehrer, Koch für deutsche Speisen etc. Da wir aber über genügend Geld verfügten und vom Alter her nicht mehr arbeiten wollten, fiel dieser Punkt weg.
Das große Unglück kam dann nach zwei gemeinsamen Jahren in Thailand. Meine geliebte Frau starb und ich war auf einmal allein hier in Thailand. Zwar hatte ich viele deutsche Bekannte, die im selben Condominium wohnten, dennoch brach für mich eine Welt zusammen.
Das Glück wollte es, dass ich in meinem Alter – ich war inzwischen 65 Jahre alt – noch einmal glücklich werden sollte. Ich lerne eine junge Thaifrau kennen und lieben und auch sie wollte mit mir leben. Der Anfang unserer Beziehung war, neben der Phase des Kennenlernens, geprägt durch viele Vorkommnisse, wie z. B. eine achtteilige deutsche TV-Serie in Thailand, in der wir als Protagonisten auftraten.
Meine neue Lebensgefährtin kommt aus dem Isaan, also vom Land. Da wir nach vielen Unternehmungen unsererseits – Kreuzfahrt in Asien, Urlaub in Hongkong und Reisen durch ganz Thailand – irgendwann mal zur Ruhe kommen wollten, traf sich das ganz gut! Ich verkaufte also mein Condo am Meer in Pattaya und wir ließen uns auf dem Land nieder. Meine Frau besitzt u.a. ein Stück Land von 6.000 Quadratmeter, auf dem sie mit ihrer Mutter, ihrem Sohn aus erster Ehe in einem Haus wohnte. Nebenan wohnte ihre ältere Schwester. Da ich selbst auf dem Land aufgewachsen bin, gefiel es mir im ländlichen Isaan von Anfang an gleich sehr gut.
Was ich in Deutschland aus finanziellen Gründen nie gemacht hätte, konnte ich mir jetzt leisten. Auf ihrem Stück Land bauten wir für uns ein Haus mit 480 Quadratmeter Wohnfläche. Dort wohnen jetzt auch ihre 90-jährige Mutter sowie eine ältere Schwester, die sich um ihre Pflege und Versorgung kümmert.
Der Sohn meiner Lebensgefährtin ist inzwischen verheiratet und pendelt mit seiner jungen Frau zwischen seiner separaten Wohnung hier im Haus und der Wohnung im Haus seiner Schwiegereltern hin und her. Das junge Paar hat uns zwischenzeitlich mit einem wundervollen Sohn beglückt, den ich als mein Enkelkind betrachte.
Auf unserem Grundstück kam außerdem noch ein Gästehaus zur Unterbringung von Freunden auf Besuchen hinzu. Zusätzlich baute ich noch ein Haus für die Schwester meiner Lebensgefährtin. So sind alle zufrieden und glücklich und die ganze Familie hat mich als Mitglied herzlich aufgenommen. Alle kümmern sich rührend um mich.
Ich habe inzwischen ganz Thailand zusammen mit meiner Lebensgefährtin bereist und ich bin immer wieder aufs Neue begeistert! Thailand ist so vielseitig und schön und umfasst ganz unterschiedliche Gebiete. Ob an den schönen Stränden am Golf von Thailand, an der offenen Andamanensee oder im bergigen Norden mit einem ganz anderen Klima.
Der Isaan wird oft als die Reiskammer Thailands bezeichnet. Auch meine Lebensgefährtin hat Reisfelder, die von der Familie bewirtschaftet werden. Jeden Morgen sitze ich mit meiner Lebensgefährtin auf unserer großen Terrasse mit einem Becher Kaffee. Dann schaue ich weit in die Landschaft über die Reisfelder. Am schönsten ist es, wenn in der Regensaison alles grünt und blüht. Dann kommen morgens beim Kaffeetrinken unsere vier Hunde zur Begrüßung, die fünf Enten schnattern und im Hühnerstall mit 50 Hühnern, werden von der Familie die Eier eingesammelt, die teilweise verkauft werden.
Ich lebe jetzt seit sechs Jahren hier auf dem Land. Auch die Provinzhauptstadt Nakhon Ratchasima (Korat) ist nur ca. 20 bis 30 Fahrminuten entfernt. Sie genießt den heimlichen Ruf als „Hauptstadt des Isaan“. Da ich gerne koche, kann ich dort in den Supermärkten alles kaufen, was auch in Deutschland erhältlich ist.
In diesem Jahr werde ich 76 Jahre alt. Ich habe ein bewegtes Leben hinter mir und jetzt, nach vielen Aufs und Abs, lebe ich meinen Traum. Ich habe alles richtig gemacht in meinem Leben.
Ingo Kerp, Korat
Die im Magazin veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. DER FARANG behält sich darüber hinaus Sinn wahrende Kürzungen vor. Es werden nur Leserbriefe mit Namensnennung veröffentlicht!
Da ling I luv ju tu mak.
Wünsche allen Expats im Isaan alles Gute. (No irony!)