Chaweng-Mord: Welches Spiel wird gespielt?

Aufregung im Heimatort des ermordeten Schwartges: der Düsseldorfer Express berichtet zweimal auf der Titelseite.
Aufregung im Heimatort des ermordeten Schwartges: der Düsseldorfer Express berichtet zweimal auf der Titelseite.

KOH SAMUI: Der Mord an dem Düsseldorfer Barbesitzer Volker Schwartges (46) auf Koh Samui bewegt weiter die Gemüter. Laut Informationen unserer Redaktion sind die Ermittlungen bewusst verschleppt worden – eine Anklageerhebung gegen die drei mutmaßlichen Täter steht in den Sternen.

Vor acht Tagen war die offizielle Anklagefrist von 84 Tagen gegen den geständigen Mörder Ittison Tanprasert (17) aus Koh Samui sowie zwei aktiv handelnde Mittäter (16) abgelaufen. Wie berichtet befanden sich alle drei Jugendlichen zur Überraschung der Öffentlichkeit bereits seit Monaten gegen Kaution auf freiem Fuß. Die jungen Thais hatten am 20. August um 6 Uhr morgens den Düsseldorfer wegen eines harmlosen Streits um ein geparktes Motorrad in der Soi Green Mango in Chaweng mit Flaschen angegriffen, zusammengetreten und dann mit einem Messer seine Halsschlagader durchtrennt.

Einen Tag nach dem Mord an Volker Schwartges präsentierte die Polizeidirektion Bophut in Chaweng drei verhaftete Mitglieder einer Jugendbande. Die Fahnder posierten stolz neben den Festgenommenen und ebenso stolz wurden die Ermittlungen sowie das Geständnis aller Tatbeteiligter präsentiert. Danach wurde es ruhig um den Mord – nur in deutschen Zeitungen und in großen Thailändischen Tageszeitungen blieb der Fall in Erinnerung.

Als die FARANG-Redaktion am Freitag, 14. November, erstmals beim Provinzgericht Koh Samui nach dem Prozessverlauf fragte, kamen Merkwürdigkeiten zutage. Zunächst wurde bestätigt, dass am Montag, 17. November, die Anklagefrist von jeweils sieben mal 12 Tagen ablaufe und noch kein Gerichtstermin anstünde. Am Ablauftag der Frist räumte der leitende Oberstaatsanwalt Paibul Achawanantakul Versäumnisse der Polizei Chaweng ein und sagte, er habe den Ermittlern eine letzte Fristverlängerung von einem Monat zugestanden.

Weshalb die Staatsanwaltschaft als obere Dienstbehörde der Polizei nicht selbst während der laufenden Ermittlungsfrist Druck ausgeübt hat, wird von Justizkennern als merkwürdig bezeichnet. Offensichtlich konnten die Polizeibeamten in diesem Verfahren selbst bestimmen, wann und ob es überhaupt zu einer möglichen Mordanklage im Fall Schwartges kommen könnte. Bis heute gibt es keinen Prozesstermin und keinen Kommentar aus Polizeikreisen.

In der Heimat von Volker Schwartges in Düsseldorf schlagen die Emotionen hoch. Nach dem Bericht über den nicht stattfindenden Prozess hatte unter anderem die große Boulevardzeitung ‚Düsseldorfer Express‘ zwei Tage lang auf ihrer Titelseite über skandalöse Zustände auf Koh Samui berichtet. Der Express-Reporter prangerte an, dass ein klarer Mordfall an einem Buerger der Bundesrepublik trotz eindeutiger Beweise und Geständnissen von ermittelten Tatverdächtigen nicht vor Gericht verhandelt werde.

Wie der FARANG gestern von einem gut informierten Justizmitarbeiter erfuhr, ist die neuerliche Fristverlängerung von einem Monat für die Chaweng-Polizeiermittler keineswegs eine Garantie für die Wiederaufnahme des Verfahrens. Es sei, so sagte der Jurist, eher ungewiss, ob nach Ablauf der 84-Tagesfrist noch Bewegung in den Fall komme. Er sprach ebenfalls von einem ‚mysteriösen Ermittlungsverlauf‘ und keiner guten Prognose für den Mordfall Schwartges.

Freunde und Angehörige des ermordeten Düsseldorfers haben angekündigt, weiter Druck zu machen und auf jeden Fall für Gerechtigkeit sorgen zu wollen. Ob das gelingt, wird sich in den nächsten drei Wochen klären – so oder so…

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K. G. 25.11.14 15:38
Dranbleiben !!
Liebe Redaktion. Bitte dranbleiben und immer wieder den Staatsanwalt nerven.