Bürokratie

Oskar hat sich nie hinter seiner thailändischen Frau versteckt. Ob Behördengänge, wie Finanzamt, Gemeindeverwaltung oder Immigration, ob Besuche bei Ärzten im Krankenhaus oder der Abschluss einer Versicherung anstanden, stets hat Oskar die Abläufe in diesem Land herausfinden wollen.

Schon bald empfand Oskar sein gelobtes Land als Mons­ter der Bürokratie. Fast jeder Gang zur Behörde war mit Ärger verbunden, trotz des breiten Lächelns der Mitarbeiter. Auf allen Ebenen, und nicht nur im öffentlich-staatlichen Bereich, treffen Bittsteller auf die Herrschaft der Verwaltung. Thais lieben Stempel und Formulare, oftmals in zwei- bis dreifacher Ausfertigung. Es wird hinterfragt und gefordert, unzählige Dokumente müssen kopiert und unterschrieben werden. Und die Regel, die gestern noch galt, ist heute längst überholt. Oft ist Oskar unverrichteter Dinge nach Hause gefahren, um weitere Unterlagen zu holen.

Dann reifte in ihm die Einsicht, eine Aktenmappe anzulegen. Wenn Oskar heute zu Verwaltungen oder Organisationen unterwegs ist, hält er seine dicke Plastikhülle in den Händen. Originale und Kopien sind griffbereit, selbstverständlich auch von Familie und Haus. Oskar ist für alle Wünsche und komplizierten Verfahren gerüstet.

In den letzten Jahren kamen und gingen die Regierungen, doch mit dem Bürokratieabbau ist das Königreich nicht vorangekommen.

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