Belarussischer Aktivist tot aufgefunden

Weißrussischer Aktivist Vitaly Shishov in Kiew tot aufgefunden. Foto: epa/Nationale Polizei Der Ukraine Hando
Weißrussischer Aktivist Vitaly Shishov in Kiew tot aufgefunden. Foto: epa/Nationale Polizei Der Ukraine Hando

KIEW: Ein kürzlich vermisst gemeldeter belarussischer Aktivist ist in der ukrainischen Hauptstadt Kiew tot aufgefunden worden. Witali Schischow sei am Dienstag erhängt in einem Park in der Nähe seines Wohnorts entdeckt worden, teilte die Kiewer Polizei mit. Schischow leitete die Organisation «Belarussisches Haus in der Ukraine», die Exil-Belarussen beim Ankommen hilft. Die Organisation hatte am Montag bekanntgegeben, dass Schischow vom Joggen nicht zurückgekehrt sei. Zuvor hatte er nach Medienberichten darüber geklagt, sich verfolgt zu fühlen.

Die Polizei ermittelt eigener Aussage zufolge wegen Mordes. Es seien persönliche Gegenstände und Schischows Mobiltelefon gefunden worden. Der ukrainische Polizeichef Igor Klimenko sagte am Nachmittag, an Schischows Leiche seien Schrammen an Nase, Knie und Brust festgestellt worden. Weitere Untersuchungen müssten zeigen, ob diese Verletzungen von Schlägen stammten.

Schischow war Angaben des «Belarussischen Hauses» zufolge im vergangenen Jahr aus Angst vor den autoritären Behörden seines Landes in die Ukraine geflohen, nachdem er an regierungskritischen Protesten teilgenommen hatte.

Viele Belarussen fliehen vor den Repressionsmaßnahmen des Staatsapparats des Machthabers Alexander Lukaschenko ins Ausland. In den vergangenen Tagen hatte der Fall der belarussischen Olympia-Athletin Kristina Timanowskaja international für Aufsehen gesorgt. Timanowskaja sollte nach kritischen Äußerungen über Sportfunktionäre ihres Heimatlandes möglicherweise aus Tokio entführt werden. Mittlerweile steht die 24-Jährige unter dem Schutz der japanischen Polizei und soll demnächst nach Polen ausreisen.

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja drückte Schischows Angehörigen ihr Beileid aus. «Belarussen können nicht einmal im Ausland sicher sein, solange es diejenigen gibt, die sich an ihnen rächen wollen», schrieb sie auf Telegram.

Schischows Tod sei ein «Schock», erklärte die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte, Gyde Jensen (FDP). «Nach den Erfahrungen der letzten Monaten ist es zumindest sehr naheliegend, dass Schergen von Diktator Lukaschenko in seinen Tod verwickelt sein könnten.» Die EU müsse den ukrainischen Behörden Unterstützung bei den Ermittlungen anbieten, forderte Jensen.

Vertreter der EU-Institutionen äußerten sich zunächst nur knapp. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell teilte am Abend mit, er sei schockiert über die Berichte. EU-Parlamentspräsident David Sassoli bezeichnete den Tod Schischows als entsetzlich. Die Tatsache, dass belarussische Aktivisten in Drittländern ins Visier genommen würden, stelle eine ernste Eskalation dar, kommentierte der Italiener.

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Jürgen Franke 05.08.21 17:20
Lieber Michael, offensichtlich hast Du wieder
einmal alles vergessen. Wir, der Westen hat sich doch immer in alles eingemischt. In Kuba standen wir 5 Minuten vor einem Atomkrieg. Kennedy konnte ihn grade noch verhindern. Dafür mußte er später mit seinem Leben bezahlen. Was hatte der Westen in Afghanistan verloren? Jetzt hetzen wir, die Medien gegen Putin. Die Pressekonferenz von Biden war an Deutlichkeit nicht zu überhören.
Hans-Dieter Volkmann 05.08.21 15:00
Belarussischer Aktivist...........................
"Und die Welt schaut einfach zu". Seit ca. 6000 Jahren existiert unsere Welt als Hochkultur. Wird jedenfalls so dargestellt. Und in all dieser Zeit gab es Menschen die über Menschen regierten. Die meisten von ihnen hatten ein unbändiges Verlangen nach Macht. Das ist heute so wie gestern und wird auch in Zukunft so sein. Irgendwann, nach meinem Verständnis von Wahrscheinlichkeit, wird es einen Despoten geben, der die Macht und die technischen Voraussetzungen hat (Wasserstoffbomben - Raketen) unsere Welt zu vernichten. Um das zu verhindern muss schon was ganz Besonderes geschehen.
Jürgen Franke 05.08.21 09:50
Die "Welt" wird schon noch einen
Grund finden, um auch hier nicht zuzusehen müssen.
Dracomir Pires 05.08.21 09:30
Weissrussland ist beinahe ...
... so schlimm wie Nordkorea. Und die Welt schaut einfach zu.