Armut nimmt in Thailand wieder zu

Foto: epa/Diego Azubel
Foto: epa/Diego Azubel

BANGKOK: Der Anteil der in Armut lebenden Thais ist in den letzten drei Jahrzehnten dramatisch gesunken, von über 65 Prozent im Jahr 1988 auf unter 10 Prozent im Jahr 2018. Dieser Trend hat sich jedoch in den letzten Jahren umgekehrt, da das Einkommen und der Konsum der Haushalte zu einem Anstieg der Armut geführt haben, berichtet die Weltbank.

Zwischen 2015 und 2018 stieg die Armutsquote in Thailand von 7,2 auf 9,8 Prozent, während die Zahl der in Armut lebenden Thais von 4,85 Millionen auf über 6,7 Millionen stieg. Der Anstieg der Armut in 2018 war weit verbreitet und trat in jeder Region und in 61 der 77 Provinzen des Landes auf. In Zentral- und Nordosten stieg die Zahl der Armen im gleichen Zeitraum um jeweils über eine halbe Million. Der von Konflikten betroffene Süden verzeichnete 2017 erstmals die höchste Armutsquote des Landes.

Die Weltbank stellte weiter fest, dass der Anstieg der Armut mit aufkommenden und sich verändernden wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen zusammenfällt. In den letzten Jahren ist die Wachstumsrate Thailands stärker gesunken als in anderen großen Entwicklungsländern im asiatisch-pazifischen Raum. Im vierten Quartal 2019 hatte Thailand mit 2,7 Prozent eine der niedrigsten Wirtschaftswachstumsraten in der Region. Inzwischen hat die schwere Dürre auch die Lebensgrundlage der Landwirte beeinträchtigt, die bereits zu den ärmsten des Landes gehören.

Während Thailand bei vielen internationalen Indikatoren für das Wohlbefinden - wie der Einschulung in die Grundschule, dem Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Elektrizität - eine bessere Leistung erbringt als andere ASEAN-Länder, weist es eine niedrige internationale extreme Armutsquote auf, die auf 60 Baht pro Tag basiert. Die ärmsten 40 Prozent des Landes litten laut Bericht zwischen 2015 und 2017 unter sinkenden Einkommen und Konsum. Das Lohnwachstum stagniert und die Einnahmen aus Landwirtschaft und Wirtschaft sinken.

Der Bericht fordert Interventionen und Investitionen, um Thailand zu transformieren. Kurzfristig müsse das Land seine Sicherheitsnetze verstärken. Gefährdete Bevölkerungsgruppen müssten besser identifiziert und rasch Maßnahmen ergriffen werden, um bessere Arbeitsplätze in einer sich verändernden Wirtschaft zu schaffen. Langfristig sei die Investition in die nächste Generation der Schlüssel. Jedes Kind müsse einen fairen Start und die Gesundheits- und Bildungsmöglichkeiten erhalten, um sein Potenzial auszuschöpfen. Dies werde den Haushalten helfen, der Armutsfalle zu entkommen, eine alternde Bevölkerung zu unterstützen und die Wachstumsaussichten Thailands zu verbessern.

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Oliver Harms 09.03.20 02:38
Hier werden Sachen gefordert
die gibt es nicht mal in Deutschland.
Gleiches Recht auf Bildung? Nein!Kinder mit Hartz 4 sieht man kaum auf dem Gymnasium oder Hochschulen
Altersvorsorge? Nein!Selbst Facharbeiter können sich keine private Altersvorsorge mehr leisten und sind auf diese inzwischen illegal(laut Verfassungsgericht)besteuerte Minirente angewiesen.
Gesundheitsvorsorge ? Nein! Wer als Kassenpatient zum Facharzt muß hat Wartezeiten bis zu 6 Monatenselbst im Akutfall!Privatpatienten bekommen sofort Termine!
Lohnwachstum?Nein!Nur die Politruks haben ständigen Lohnwachstum da immer mehr Arbeitgeber Haustarife haben und so die gewerkschaftlichen Tarife makulatur sind.
Sparguthaben?Nein!Dank EU 0 % Zinspolitik werden Sparguthaben vernichtet genau wie Lebensversicherungen oder Bausparverträge.
Also kann man diese"sinnige"Feststellung der Weltbank auch für Deutschland und viele andere Länder der EU geltend machen.
Norbert Kurt Leupi 08.03.20 23:09
Armut hat...
hat verschiedene Ursachen , z.B. Faulheit war schon immer ein Schlüssel zur Armut , weltweit ! Aber Faulenzer sind ja die fleissigsten Menschen , sie nützen jede freie Minute aus zum Nichtstun !
Rene Amiguet 07.03.20 19:23
Aber
Thailand gibt das Geld lieber aus für U-Boote - Flughäfen - Strassen - Thai Air usw. anstatt die notleidenden Mitbürger in irgend einer Form zu unterstützen.
Thomas Thoenes 07.03.20 15:00
Schließungen von Fabriken, Standortverbote
Rückgang des Tourismus, zu hoher Thaibaht und und und. Da gibt es eine menge Gründe die besonders die Leute treffen die vorher so gerade über die Runden kamen und nicht mehr unter die hier geltende Armutsgrenze fielen. Wenn z.B. GM seine Tore schließt sind ja nicht nur die 1500 Arbeiter auf der Straße. Das ganze Beiwerk drum herum, Garküchen, Tankstellen, Roller-Werkstätten, Tagesmärkte usw. die hauptsächlich von diesen 1500 Arbeitern lebten stehen nun auch vor dem Nichts. Manche Regeln hier machen irgendwie nicht wirklich Sinn. Wie @Hans Wopalensky schon sagte. Gerade dieses Chaos der Händler, Garküchen usw. machte den Charm mancher Gegenden aus und ohne sind es nur dreckige leere Straßen einer Stadt in Asien wie es sie zu tausenden gibt. Also was sollen Touristen da? Und weder Adidas noch Rolex gehen daran pleite wenn sich jeder 100ste Tourist mal 1-2 Fake Produkt mit nach Hause nimmt. Echt würden die sowieso nicht kaufen und gegen Massenmitnahme schützt die Firmen unser eigener Zoll am Flughafen.
Werner Schilling 07.03.20 14:54
Sehr guter Artikel ...
... der in vielen Dingen den "Nagel auf den Kopf" trifft. Ich kann Vieles davon bestaetigen da ich oefters zwischen meinen 2 Wohnsitzen (Chonburi/Chaiyaphum) hin und her wechsel. Ich kann nur hoffen das
die Schere "arm/reich" oder "gebildet/ungebildet" sich nicht noch weiter oeffnet.
Jürgen Franke 07.03.20 14:21
Es ist zu hoffen, dass dieser Bericht
der Weltbank von den Verantwortlichen der thailändischen Regierung nicht nur gelesen, sondern die Vorschläge auch umgesetzt werden. Glücklicherweise bin als Gast dieses Landes in diesem Kulturkreis weder geboren noch aufgewachsen, so dass es überheblich wäre, hier Ratschläge zu erteilen.
Hans Wopalensky 07.03.20 13:21
Den Ärmsten die Lebensgrundlage entzogen
Die Verbannung der Straßenhandler in vielen Gegenden wie Sukhumvitroad oder Petchaburyroad usw führt ebenfalls zu drastischen Einkommensverlusten einer Bevõlkeringsschicht, die das Straßenbild Bangkoks früher sehr positiv bestimmt und viele Touristen ins Land gelockt hat.
Ich vermisse das hochwertige Streetfood und die anderen Handler mit shirts ,Uhren und anderen Dingen.
Dann kaufe ich eben nichts. Ich muss es nicht haben. Es hat früher aber viel Spaß gemacht.